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Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)

Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition)

Titel: Hauptsache nichts mit Menschen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Bokowski
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der ma inne Zeitung gekuckt die letzten zwei Jahre? Wie’s uns hier so jeht? Bei dem ganzen Euro-Debakel will doch keener mehr was einzahlen. Zeig’n Se ihm ma den Conny.
Ich
Wen?
Frau Befeld
Na, Conny!
Ich
Wer ist denn Conny?
Herr Heßlein
Kiecken Se ma raus. Rüber. Auff’n Platz! Seh’n Se den Mann mit die Brüste und die Lederweste? Mit der tätowierten Gesichtshälfte und dem Sternburg inna Hand? Dit is Conny! Conny is der Letzte, der hier wat einjezahlt hat. Und jetzt schaun Se ma, was aus dem jeworden is.
Frau Befeld
Verstecken Se Ihr Geld doch lieba unter die Matratze. Wenn Se kein Bettnässer mehr sind, ham Se da wenigstens Kapitalschutz.
Ich
Sie müssen mir doch irgendeine Form von Kapitalzuwachs anbieten können. Tagesgeld, Sparbuch, Anleihen, Festgeld, irgendwas.
Herr Heßlein
Kenn Se dit Nähmaschinencenter anna Ecke? Gleich gegenüber is ’ne Türkenbank. Die sind noch nich inner EU. Den’ jeht’s noch besser als uns. Probier’n Se da ma Ihr Glück.
Ich
Ich kann doch nicht mal türkisch!
Frau Befeld
Wat soll er denn dann bei die Türken?
Herr Heßlein
Dann soll er halt in die Zahnklinik nebenan gehen und sich ein paar Goldzähne machen lassen. Dann hat er wenigstens wat für später. Für die Kinder. Zum Vererben.
Ich
Ich will keine Goldzähne. Ich will auch zu keiner türkischen Bank. Hör’n Sie, ich bin extra von der Deutschen Bank zur Sparkasse gewechselt. Ich will mein Geld anlegen!
Herr Heßlein
Jetzt mach’n Se doch keen’n Uffstand. Wie viel will er denn?
Frau Befeld
Was?
Herr Heßlein
Na, einzahl’n!
Frau Befeld
Wie viel woll’n Se denn einzahl’n?
Ich
Hundert.
Frau Befeld
Hundert was?
Ich
Euro!
Frau Befeld
Euro will er einzahl’n!
Herr Heßlein
Hundert Euro!? Was ham Se denn vor? Woll’n Se ’ne Bank übernehmen?
Ich
Bitte?
Herr Heßlein
Ich mach Ihn’n Vorschlag. Sie lassen das mit die Einzahlung.
Ich
Nein! Ich will jetzt was mit Zinssatz. Irgendwas! Ich kauf auch Aktien.
Herr Heßlein
Jetzt hör’n Se doch ma zu! Das brauch in der Zentrale doch niemand zu wissen, dass hier bei uns jemand versucht hat, Jeld einzuzahlen. Wir regeln dit unter uns! Sie lassen dit mit der Einzahlung einfach und wir jeben Ihnen dafür ’ne pauschale Zinsauszahlung.
Ich
Eine pauschale Zinsauszahlung!?
Herr Heßlein
Ja. Sagen wir fuffzich Euro. Bar uff die Hand. Aus reiner Kulanz! Bleibt aber unter uns! Und nur, wenn Sie mir versprechen, dit Se nie wieder zu uns in die Filiale kommen.
Frau Befeld
Na, dit Glück will ick och ma ham!
Ich
Gut. Abgemacht!
Herr Heßlein
Frau Befeld, zahl’n Sie dem jungen Mann bitte fuffzich Euro aus, und dann raus hier mit dem Kapitalistenschwein.
Frau Befeld
Da ham Se ja richtig Glück jehabt, junger Mann. Sonst ist der Herr Heßlein nich so ’ne kulante Type. Schon jar nich im Umjang mit die Kundschaft.
Hier ham Se Ihre fuffzich Euro.
Ich
Danke.
Frau Befeld
Eene Frage hätt ick da aber noch. Kann ick? Ob Sie können, weiß ich nicht, aber Sie könn’s gerne mal versuchen.
Frau Befeld
So unter uns. Sie, mit ihrem Hunni. Bei wie vielen Banken sinn’ Se heute schon jewesen?
Ich
17 oder 18.
Frau Befeld
Und wo jehn’ Se jetz hin?
Ich
Ich probier’s mal bei den Türken.
Frau Befeld
Hab ick’s doch jesacht: ’n janz kleveret Kerlchen …

DIENSTAG
    Ich bin gestürzt. Auf der Treppe im zweiten Stock hat sich der rote Sisalteppich gelöst. Ich beschließe, einen Brief an meine Hausverwaltung zu schreiben:
    Sehr geehrter Herr Künerich,
hiermit informiere ich Sie darüber, dass sich der rote Sisalteppich in unserem Hausflur an verschiedenen Stellen gelöst hat. Ferner möchte ich Sie darüber in Kenntnis setzen, dass wir eine gehbehinderte Person hohen Alters in unserem Hause haben. Der lose Teppich stellt somit eine besondere Gefahrensituation dar. Ich bitte Sie daher darum, diese Mängel alsbald zu beseitigen.
MfG – PB
    Freunde von mir sagen, ich schreibe Brief wie ein autistischer Nazi
.
    Wenige Tage später erreicht mich die Antwort meiner Hausverwaltung:
    Sehr geehrter Herr Bokowski
,
wir haben die von Ihnen beschriebenen Mängel zur Kenntnis genommen. Sollte es sich bei der von Ihnen erwähnten »gehbehinderten Person hohen Alters« um Margot Sackmann aus dem vierten Stock handeln, so sind wir gerne bereit, einen etwaigen Personenschaden wissentlich in Kauf zu nehmen.
Mit freundlich Grüßen
Harry Künerich

DER VERSUCH DER ALTEN DAME
    Dieser Monolog ist eine Niederschrift. In tiefer Dankbarkeit an jene unbekannte Frau, die mich nach der Premiere vom »Vetter

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