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Haus aus Erde

Haus aus Erde

Titel: Haus aus Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Guthriie
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für unsere Arbeit gesenkt haben. Wir wussten es. Wir haben gewusst, dass sie uns bestehlen. Wir haben ihnen beigebracht, uns zu bestehlen. Wir haben es zugelassen. Wir haben sie in dem Glauben gelassen, dass sie uns betrügen können, weil wir einfache, gewöhnliche Leute sind. Da haben sie sich dran gewöhnt.«
    »Die haben sich tatsächlich dran gewöhnt«, sagte Tike.
    »Wie an Dope. Wie an Whiskey. Wie an Tabak zum Rauchen. Wie an Tabak zum Schnupfen. Wie an Morphium oder Opium oder sonst was. Die sind dran gewöhnt, uns für gottverdammte Volltrottel zu halten«, sagte sie.
    »Du hast geflucht, Elly.«
    »Bis das hier vorbei is, werd ich noch viel schlimmer fluchen!«
    »Nein. Nein. Ich will keine Flüche nich von dir hören. Ich will mir nich anhören müssen, dass meine Frau sich so aufführt, wo sie doch ihr ganzes Leben lang nich geflucht hat.«
    »Du wirst noch mehr davon zu hören kriegen.«
    »Ich weiß nich, warum, Lady, würde nie wissen, warum, schätze ich. Aber so schlimme Wörter passen einfach nich in deinen Mund. Dass ich fluche, is in Ordnung. In meinem Mund is sowieso n bisschen was von allem drin. Aber ganz bestimmt nich du. Du wirst doch wohl nich den Kopf verlieren und anfangen, mit den Leuten zu streiten und zu fluchen? Das lass ich nich zu. Ich geb dir eins aufs Maul.«
    Ella May schüttelte nur ihre Locken in seinem Schoß.
    »Du konntest schon immer besser streiten, mit hübschen Worten, Lady. Weiß nich, wie ich’s dir sagen soll, aber wenn ich durchdrehe und fluche und aus der Haut fahre, kommt’s mir vor, wie wenn meine Wörter in alle Richtungen wehen, und dann gehen sie irgendwie verloren. Aber du hast schon immer vernünftiger geredet. Als ob alles, was du sagst, so oder so, Sinn ergibt und stehen bleibt. Das trifft sie mehr als mein blödes Geschimpfe.«
    »Trifft wen mehr?« Sie hob den Kopf, schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht und biss sich auf die Lippen, als sie zu lächeln versuchte. »Wen denn?«
    »Weiß nich. All die Betrüger und Diebe, von denen du redest.«
    »Ich meine keinen bestimmten Mann und keine bestimmte Frau, Tike. Ich rede bloß von Habgier. Von schlichter Habgier.«
    »Ja. Ich weiß. Die Gierhälse«, sagte er.
    Und sie sagte: »Nein. Nein. Weißt du, Tike – äh, das klingt vielleicht komisch. Aber ich glaube, die Leute, die habgierig sind, die glauben, dass es gut ist, habgierig zu sein. Die haben eine Hoffnung, einen Traum, eine Vision in sich, genau wie ich, äh, wie wir. Und irgendwie ist das schlimm, aber nicht ihre Schuld.«
    »Hmm?«
    »Nicht mehr, als wenn eine schlimme Krankheit ausbricht, eine Art Fieber oder eine Art Pest, und wir alle würden sie kriegen, wir alle. Manche erwischt es nur leicht, manche, na ja, mittelschwer. Andere erwischt es schwerer und schlimmer, und wieder andere erwischt es ganz schlimm. Manche von uns würden vor lauter Fieber den Kopf verlieren, manche würden die Hände verlieren, und manche würden den Verstand verlieren.«
    »Ja. Aber wer hätte Schuld an so ner Seuche? Niemand kann kein Fieber nich anzetteln oder so was wie ne Pest. Oder doch, Lady?«
    »Dreck macht krank und frisst die Menschen auf.«
    »Ja.«
    »Und Unwissenheit ist der Grund für den Dreck der Menschen.«
    »Ja – aber –«
    »Komm mir nicht mit aber. Und der Grund für deine Unwissenheit ist deine Habgier.«
    »Meine Habgier? Du meinst, äh, mich? Meine Habgier? Du meinst, meine Habgier is schuld dran, dass die Farm so dreckig is? Ich habse nich verdreckt. Wenn’s meine Farm wär, würd ich das verdammte Ding schrubben, bis es aussieht wie n neuer Hut.«
    Sie setzte sich auf und blickte über seine Schulter. »Mir geht’s genauso. Ich weiß nich. Aber man kann sein Herz nich an was hängen, was einem nicht gehört.«
    »Ganz bestimmt nich.«
    »Ich weiß nich. Hab’s nie gewusst. Aber mir kommt’s so vor, als wenn sich alle zusammentun könnten und ein paar Gesetze machen, die jedem, aber auch jedem ein Stück Land geben, groß genug, um n Haus drauf zu bauen.«
    »Jeder würde das Land sofort verkaufen und das Geld verspielen, vertrinken oder verhuren«, sagte er zu ihr. »Zocken. Saufen. Ficken.«
    »Sollte aber geregelt werden – wenn man sein Stück Land verkauft, fällt’s wieder an die Regierung zurück und nicht an irgendeinen gemeinen, geizigen Pfennigfuchser«, sagte sie.
    »Würde die Regierung heute Grundstücke verteilen, hätten die Banken sie in zwei Monaten alle wieder.« Er lachte.
    »Und wenn das

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