Haus der Angst
unvermitteltes Lachen verschlug ihr den Atem. „Danke?“
„Ja, ich weiß nicht. Doch, danke.“
Er gab ihr einen Klaps auf den Po. „Geh hinauf zu deinen Kindern, bevor ich vergesse, dass ich ein Ehrenmann bin, und dich ins Bett trage.“
„Das hört sich aber sehr verlockend an.“
„Ich weiß es. Das kannst du mir glauben.“
J. T. schlief tief und fest, als Lucy in sein Zimmer trat. Wie von einer unsichtbaren Macht wurde sie zu der Fotografie hingezogen, auf der er zusammen mit seinem Vater zu sehen war. „Colin“, flüsterte sie, während sie das Bild berührte, „danke für das, was du mir bedeutet hast. Danke für Madison und J. T. und unsere gemeinsamen Jahre. Vielen Dank.“
Sie ging in den Korridor und blieb vor Madisons Tür stehen, dann schlüpfte sie in das Gästezimmer. Sie schaute auf den dunkler werdenden Himmel, während ihr zahlreiche Gedanken durch den Kopf gingen: an Erpressung, an Jack und an einen gefährlichen Mann, der noch lebte. Als sie ins Bett kroch und die Decke bis zum Kinn hochzog, dachte sie an Sebastian. Sie lächelte. Witwe Swift war gerade dabei, sich wieder zu verlieben.
Die Nachricht landete erst spät auf seinem Schreibtisch, etwa gegen neun Uhr. Eine Viertelstunde später beschloss Jack Swift, doch nicht bis Mitternacht zu arbeiten, wie er es zunächst vorgehabt hatte, sondern bestellte ein Taxi, das ihn nach Hause bringen sollte. Nachrichten wie diese wurden ihm routinemäßig zugestellt. Seine Angestellten wussten, dass Sebastian Redwing einmal sein Leben gerettet hatte und Colins Freund gewesen war. Seitdem leiteten sie alle wichtigen Neuigkeiten, die die Firma Redwing betrafen, an ihn weiter.
Happy Ford, eine in Washington arbeitende Beraterin für die Firma Redwing, wurde am heutigen Abend hier in der Stadt niedergeschossen. Ihr Zustand ist kritisch, aber nicht lebensgefährlich. Es ist nicht bekannt, ob die Verletzung in Zusammenhang mit ihrer Arbeit steht. Zurzeit gibt es keine Verdächtigen.
Mowery.
Jack spürte es in seinen Knochen, dass Darren Mowery diese Frau niedergeschossen hatte.
Als er zu Hause angekommen war, lief er hinauf ins Schlafzimmer und begann, seinen Koffer zu packen. Er musste sofort zu Lucy und den Kindern. Aus irgendeinem Grund hatte er Mowery gegen sich aufgebracht. Irgendwie hatte er es verdorben.
„Ich habe doch alles getan, was dieser Mistkerl wollte!“
Der Koffer fiel vom Bett, und sein Inhalt ergoss sich über den Boden. Jack sank zwischen Boxershorts und Hosen auf den dicken, weichen Teppich und begann zu schluchzen. Er zog die Knie unter sein Kinn, schlang die Arme um seine Beine und weinte wie ein Zweijähriger, ohne aufhören zu können. Er dachte an Eleanor und Colin, die ihn verlassen hatten, gestorben waren, unter der Erde lagen. All das, was ihm im Leben wichtig gewesen war und für das er gearbeitet hatte – zu Staub zerfallen.
Ihm war nichts mehr geblieben. Gar nichts.
Und jetzt waren vielleicht auch noch Lucy und seine Enkelkinder in Gefahr. Er war hilflos. Denn er wusste nicht, was Mowery vorhatte.
„Jack?“ Sidneys Stimme drang von der Eingangshalle zu ihm herauf. „Jack, bist du da? Ich habe in deinem Büro angerufen, und sie sagten mir, dass du Hals über Kopf weggefahren bist. Was ist denn los?“
Und dann stand sie schon an der Tür.
Der Atem stockte ihr. „
Jack.“
„Sidney, oh Sidney. Was soll ich nur tun?“
13. KAPITEL
L ucy kümmerte sich nicht um J. T.s Proteste. Sie bestand darauf, dass er Blaubeeren pflückte – in aller Herrgottsfrühe. „Wilde Blaubeeren sind am besten für Muffins“, erklärte sie ihm. „Die ersten sind jetzt nämlich reif.“
„Warum kann Madison denn nicht mit dir gehen?“
„Weil sie noch schläft. Aber du bist schon hier, und deine glänzenden Augen verraten mir, dass du es gar nicht abwarten kannst zu gehen.“
Er verzog das Gesicht, ließ die Schultern hängen und scharrte missmutig mit den Füßen. Wenn sie ihm gesagt hätte, er könnte Nintendo spielen oder einen Film im Fernsehen anschauen, dann wäre er sofort munter geworden. Umso mehr war Lucy entschlossen, ihn mitzunehmen. Sie drückte ihm eine alte Kaffeekanne in die Hand. „Du kannst dich jetzt selbst bemitleiden oder fröhlich sein. Das darfst du selbst entscheiden.“
„Ich wünschte, Georgie könnte zu mir kommen.“
Am Abend zuvor hatte sie Rob und Patti angerufen und ihnen mitgeteilt, dass Georgie am nächsten Tag nicht mit J. T. würde spielen können. Sie legte einen Arm um J.
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