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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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verfolgen und zu belästigen – am allerwenigsten die Schwiegertochter ihres Chefs. Das wäre doch absolut töricht – und Barbara war alles andere als das. „Vielen Dank“, sagte sie. „Ich liebe wilde Blaubeeren.“
    „Hier oben könnte es auch ein paar Büsche gebe.“ Lucy entdeckte Blaubeer- und Teigflecken auf ihrem T-Shirt und wünschte, sie hätte sich umgezogen. „Sie würden bestimmt genug finden, um ein paar Pfannkuchen backen zu können.“
    Barbara lachte. „Ich fürchte, ich bin keine besonders gute Hausfrau.“
    „Aber es gehört doch wirklich nicht viel dazu, Blaubeerpfannkuchen zu machen. Na ja, ich hoffe jedenfalls, dass Ihnen die Muffins schmecken. Bleiben Sie lange hier?“
    „Nur noch ein oder zwei Tage. Gut, dass es Handys gibt. Sonst könnte ich es mir nämlich nicht leisten, so lange aus dem Büro fortzubleiben.“
    „Ja, ich verstehe, was Sie meinen.“
    Lucy bedauerte den Satz, sobald sie ihn ausgesprochen hatte: Er klang so, als ob sie sich verteidigen wollte. Es machte ihr Spaß, Muffins und Pfannkuchen zu backen, Beeren zu sammeln, ihren Garten zu pflegen, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Sie hatte ein Geschäft, sie arbeitete viel, und in Washington kannte sie sich auch aus. Sie musste sich nun wirklich nichts beweisen. Warum also legte Barbara Wert darauf, sie wissen zu lassen, wie unentbehrlich sie war? Es gab überhaupt keinen Grund, in die Defensive zu gehen.
    „Ich hoffe, dass Madison wegen mir keine Schwierigkeiten bekommen hat“, sagte Barbara.
    „Ganz und gar nicht.“ Madison hat sich ihre Schwierigkeiten selbst zuzuschreiben, dachte Lucy. „Sie freut sich schon auf ihren Besuch in Washington im Herbst. Wie wir alle, um die Wahrheit zu sagen.“
    „Der Herbst ist meine bevorzugte Jahreszeit in Washington. Ich finde, man spürt dann so richtig den Pulsschlag der Großstadt. Ich liebe das Landleben, aber …“ Sie warf einen Blick auf den friedlichen und reglosen Wald und lächelte. „Ich glaube, diese Ruhe würde mir nach einiger Zeit ganz schön auf die Nerven fallen.“
    „Während meiner ersten Monate war ich hier so unruhig, dass ich nicht wusste, ob ich überhaupt bleiben wollte. Aber dann gefiel mir auf einmal das Tempo, in dem man hier lebt. Vermont ist überhaupt nicht so abgeschieden, wie es manchmal scheint. Es gibt so viel, was man hier unternehmen kann.“
    „Das kann ich mir gut vorstellen – bei all den Touristen und den Leuten aus der Stadt, die hier ihren Zweitwohnsitz haben. Ihr Reisebüro läuft gut?“
    Lucy nickte. Diese Frau machte sie unsicher. Vielleicht hatten Sebastians Vermutungen sie beeinflusst und überempfindlich gemacht, so dass sie jede Bemerkung, die sie unter anderen Umständen als ganz normal empfunden hätte, auf die Goldwaage legte. „Ja, ich kann wirklich nicht klagen. Ich habe fantastische Mitarbeiter, und zusammen entwickeln wir tolle Ideen. Hat Madison Ihnen erzählt, dass wir gerade dabei sind, Costa Rica ins Programm zu nehmen?“
    „Nein. Ehrlich gesagt, wir hatten gar keine Gelegenheit, über Sie zu sprechen.“
    Lucy hatte plötzlich das Gefühl, von tausend Nadeln gestochen zu werden. Diese Frau konnte sie nicht leiden. „Meine Eltern sind dorthin gezogen, wissen Sie.“
    „Jack hat es mir gesagt. Eine sonderbare Entscheidung, finden Sie nicht?“
    Jetzt war also nicht nur sie allein selbstsüchtig und minderwertig; jetzt war auch ihre ganze Familie noch sonderbar. Lucy zuckte mit den Schultern und brachte ein Lächeln zu Stande. „Eigentlich ist es nichts Ungewöhnliches, wenn man bedenkt, dass sie immer schon sehr unternehmungslustig waren. Ich versuche Jack bereits seit einiger Zeit zu überreden, einmal mit uns dorthin zu fahren. Das würde sicher Spaß machen. Vielleicht würde Sidney Greenburg auch mitkommen. Sie und meine Eltern sind befreundet.“
    „Ich weiß.“ Barbara legte die Muffins auf einen Holzstuhl und atmete einmal tief durch. Ihr Blick verlor sich in den Wäldern. Einen Moment lang sah es so aus, als habe sie Lucys Anwesenheit vergessen. Dann riss sie sich wieder zusammen. „Ich werde mal in Jacks Terminkalender nachschauen. Ich bin nicht sicher, ob er Zeit hat, nach Costa Rica zu fahren.“
    Um sich zu amüsieren. Lucy konnte es aus ihrem Tonfall herausreden, entschloss sich aber, so zu tun, als habe sie es nicht bemerkt. „Nun, ich hoffe, dass es klappt, obwohl ich Verständnis für seine Situation habe. Als Senator hat man ja ein hektisches Leben, und es wird einem viel

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