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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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nicht getan.“
    „Und jetzt …“ Lucy runzelte die Stirn und versuchte, die Puzzlesteine, die vor ihr lagen, zu einem erkennbaren Bild zusammenzusetzen. Sie knüllte die Papiertücher zusammen, mit denen sie den Kaffee aufgewischt hatte. „Erpresst er
dich
?“
    „Ich wünschte, es wäre so. Dann wäre es einfach. Nein, er erpresst deinen Schwiegervater.“
    „Was
?“
    „Darren hat sich mit ihm getroffen, als du in Wyoming warst. Jack hat ihn bezahlt, und als das nicht reichte und Darren wiederkam, um mehr zu verlangen, hat Jack in meiner Firma angerufen.“
    „Und die haben dich angerufen“, sagte Lucy. Ihre Gedanken jagten sich.
    „Ja.“
    „Wann?“
    „Bevor das bei den Wasserfällen passiert ist.“
    „Meine Güte, du bist wirklich ein viel besserer Lügner als ich. Oder sogar Madison. Und du hast das wirklich schon so lange gewusst?“
    „Jack wollte Plato keine Einzelheiten erzählen. Deshalb habe ich ihn ein paar Tage in seinem eigenen Saft schmoren lassen. Allerdings hat er sich immer noch nicht gerührt. Ich hoffe, er tut es bald.“
    „Aber du weißt mit Bestimmtheit, dass es dieser Darren Mowery ist?“ fragte Lucy.
    Sebastian nickte.
    „Dann lass ihn doch festnehmen.“
    „Das ist eben das Problem bei Erpressung, Lucy. Der Erpresste möchte nicht an die Öffentlichkeit gehen. Es ist ihm egal, ob der Erpresser ins Gefängnis wandert. Er will nur, dass er den Mund hält.“
    Lucy konnte nicht länger still sitzen und sprang auf. Sie lief über die Treppen in den Garten hinter dem Haus und mitten auf die Wiese. Sie war barfuß, und das Gras fühlte sich kühl an. Sie konnte Heuschrecken hören, während sie mit den Tränen kämpfte. Erpressung! Jack wurde erpresst!
    Sebastian folgte ihr nach draußen, blieb jedoch in einiger Entfernung stehen. Je mehr er zu überlegen hat, umso mehr scheint er sich in sich selbst zurückzuziehen, um nach außen hin ruhig zu wirken, dachte Lucy.
    Diese Fähigkeit besaß sie nur auf dem Wasser. Wenn sie mit dem Kanu oder Kajak unterwegs war und auf unvorhergesehene Schwierigkeiten stieß, dann reagierte sie so, wie sie es gelernt hatte, benutzte ihren Instinkt oder hielt sich an ihr Können. In solchen Situationen durfte sie schließlich nicht in Panik geraten.
    Aber er verhält sich ja genauso, dachte sie. Immerhin hatte er es mit Erpressern zu tun. Und den Opfern von Erpressung.
    „Weißt du, wie viel Jack bezahlt hat?“
    „Zwanzig Riesen in zwei Raten.“
    „Mehr nicht?“
    „Fürs Erste.“
    Sie blickte in den sternenübersäten Himmel und atmete tief durch. „Ich möchte doch nur einen Quilt mit meiner Tochter nähen. Mit meinem Sohn angeln gehen. Ich möchte mein Leben leben. Verdammt noch mal.“
    „Plato kommt morgen her.“
    Sie nickte.
    „Lucy.“ Er war näher gekommen und berührte mit einem Finger ihre Wange. „Lieber Himmel, ich wünschte, ich könnte all das ungeschehen machen. Selbst wenn es bedeuten würde, dass du niemals nach Wyoming gekommen wärst und ich dich nicht wieder gesehen hätte.“
    Sie schloss die Augen, um die Tränen zurückzuhalten.
    „Glaubst du, dass Barbara etwas mit der Erpressung zu tun hat?“
    „Ja.“
    „Glaubst du auch, dass es etwas mit mir zu tun hat?“
    „Ja. Ich weiß zwar nicht, inwiefern, aber ich glaube schon.“
    Sie legte den Kopf an seine Brust und umarmte ihn. Er hielt sie fest. Allmählich beruhigte sie sich wieder und hörte auf zu weinen. „Ich hasse es zu heulen“, sagte sie. „Ich habe es schon seit Jahren nicht mehr getan, abgesehen von dem einen Mal im letzten Sommer, als ich mir meinen Zeh verstaucht habe, aber da war’s auch mehr aus Wut.“
    „Lucy, du bist die tapferste Frau, die ich kenne.“
    „Das stimmt nicht. Ich stehe nur jeden Tag auf und versuche, so gut wie möglich meine Arbeit zu machen.“
    „Genau das ist es ja“, meinte er. „Verstehst du, was ich meine?“
    Sie öffnete die Augen und sah sein Lächeln. Sie küsste ihn flüchtig und genoss seinen Geschmack, den Druck seiner Hände und die Atmosphäre der lauen Sommernacht. „Wenn ich könnte, würde ich dich bitten, heute Nacht mit mir zu schlafen“, wisperte sie.
    „Lucy …“
    „Die Kinder schlafen oben in ihren Betten. Sie haben Angst, und sie müssen wissen, wo ich bin.“
    „Ich liebe dich, Lucy Blacker.“ Er berührte ihr Haar und ihren Mund, und dann küsste er sie auf eine Weise, die ihr klar machte, dass er meinte, was er sagte. „Und ich werde es immer tun.“
    „Danke.“
    Sein

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