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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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Spannende Ausflüge, die weder extrem noch Furcht einflößend sind. Ich meine, natürlich kann mal was Unvorhergesehenes passieren, und es passiert auch.“ Sie blinzelte in die Morgensonne, die jetzt hinter ihm am Himmel stand. „Aber wir haben Pläne für alle möglichen Notfälle.“
    „Lucy, wer auch immer gestern diese Blumen gebracht hat, wusste, dass du mit den Kindern hier bist. Wenn es Barbara gewesen wäre, hätte sie gewusst, dass ich hier bin, und wäre ein ziemliches Risiko eingegangen. Mir gefällt es überhaupt nicht, wenn die Dinge auf solche Weise eskalieren.“
    „Mir hat es schon nicht gefallen, bevor es eskalierte. Sebastian, Barbara weiß doch, dass ich weiß, dass sie hier ist. Wenn ich sie nicht besuche, wird sie sich fragen, warum.“
    „Dann lass sie sich doch fragen.“
    „Und wenn sie unschuldig ist? Dann habe ich ihr grundlos Unrecht getan.“
    „Ganz und gar nicht. Wenn sie unschuldig ist, wird sie dich vollkommen verstehen.“
    „Dass ich sie für fähig halte, mir Blumen von meinem toten Mann zu bringen? Das kann ich mir nicht vorstellen.“
    „J. T. hatte Recht. Du bist nicht in Stimmung für eine Diskussion.“
    Fast ebenso laut wie J. T. stapfte Lucy die Treppe hinauf und stieß die Tür auf. Ehe sie ins Haus trat, schaute sie sich noch einmal um und warf einen Blick auf Sebastian. Es nahm ihr fast den Atem, als sie sah, wie die Sonne auf sein Haar fiel und die ausgeprägten Linien seines Gesichts betonte. Vielleicht handelte sie überstürzt, wenn sie glaubte, ein Verhältnis mit ihm anfangen zu können. Es war eine Sache, sich zu verlieben, eine andere, eine Beziehung zu haben, die funktionierte. „Auf jeden Fall bringe ich Barbara ein paar Blaubeer-Muffins.“
    „Plato wird morgen Mittag hier eintreffen.“
    „Gut. Bis dahin kannst du ja hier draußen warten.“
    Und damit schlug sie die Tür hinter sich zu.
    Er lachte. Kurz darauf stand er in der Küche, machte Kaffee und säuberte die Blaubeeren zusammen mit J. T. Er machte den Eindruck, als habe er klein beigegeben, aber Lucy wusste, dass das nicht der Fall war. Vielleicht hatte er resigniert, als er seine Ranch gegen eine schäbige Hütte eintauschte, aber bestimmt nicht, als er ihre Küche betreten hatte. Der Mann hatte sich in ihr Herz geschlichen, und alles deutete darauf hin, dass er dort blieb.
    Lucy wickelte die Muffins in Aluminiumfolie. Sie waren – wie immer, wenn sie Muffins verschenkte – noch warm, als sie den Waldweg entlangfuhr. Laufen wollte sie lieber nicht, weil sie befürchtete, die Muffins zu zerdrücken, und sie wollte auch nicht warten, bis sie abgekühlt waren, denn kalte Muffins schmeckten nicht so gut.
    Normalerweise nahm sie Madison und J. T. mit, wenn sie jemandem Muffins brachte. Das hatte sie dieses Mal nicht getan. Die Kinder waren mit Rob zu Hause geblieben.
    Sebastian war irgendwo im Wald unterwegs; sie wusste nicht genau, wo. Aber sie meinte seine Anwesenheit zu spüren, als sie den Wagen vor dem Ferienhaus parkte und ausstieg. Noch immer ging kein Wind. Selbst hier oben auf dem Berg war die Luft mild und feucht. Sie ging über einen schattigen Kiesweg und stieg die Treppen zur Veranda hoch. Sebastian hatte ihr geraten, nicht ins Haus zu gehen, aber sie sah keinen Sinn darin, sich an seinen Rat zu halten.
    „Hallo, Barbara? Ich bin’s, Lucy.“
    „Hier bin ich“, rief Barbara von der überdachten Veranda herunter.
    „Ach, ich habe Sie gar nicht gesehen. J. T. und ich haben heute Morgen Muffins gebacken, und ich wollte Ihnen ein paar bringen. Dafür sind wir in aller Herrgottsfrühe aufgestanden und haben wilde Blaubeeren gepflückt.“
    „Das ist aber reizend.“
    Barbara stieß die Fliegengittertür auf und lächelte, als sie herauskam. Lucy hatte den Eindruck, dass sie absolut normal war. Vielleicht ein bisschen zu förmlich gekleidet für Vermont, aber das war schließlich nichts Ungewöhnliches für Jack Swifts Assistentin. Lucy versuchte sich an ihr erstes Treffen zu erinnern. Es hatte stattgefunden, als sie und Colin am Anfang ihrer Beziehung standen – nicht lange nach dem versuchten Mordanschlag. Soweit sie wusste, hatte Barbara Allen schon immer in Jacks Büro gearbeitet. Vielleicht glaubte – und bedauerte – sie, dass man sich an sie gewöhnt hatte wie an ein altes Möbelstück?
    Doch als Barbara nun den Duft der Muffins in sich aufsog und aufrichtig erfreut wirkte, konnte Lucy sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie in der Lage war, andere Leute zu

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