Haus der Angst
Spielsachen mitzunehmen.“
Plato fluchte leise. „Na gut. Aber beeilt euch.“
„Es dauert nur zehn Sekunden.“ Sie klang triumphierend. „Das wird eine tolle Steppdecke.“
Eine Steppdecke? Meine Güte, dachte Barbara. Madison würde im richtigen Leben niemals zurechtkommen, wenn sie hier bliebe, um Steppdecken zu nähen, Bohnen zu pflücken und alleine durch den Wald zu laufen. Irgendjemand
musste
diese Menschen zur Vernunft bringen.
Barbara zog die Smith & Wesson aus dem Hosenbund hervor. Sie wusste selbst nicht, warum. Eine Vorsichtsmaßnahme, eine Notwendigkeit. Sie hörte auf ihr Gefühl.
Plato bemerkte sie. „Runter, Madison!“
Doch das Mädchen war mit einem Satz bei ihm und zog an seinem Arm, als er nach seinem Revolver greifen wollte. „Nein, nein. Das ist doch Barbara. Sie ist eine Freundin!“
Plato schleuderte das Mädchen zu Boden. „Beweg dich nicht.“
Madison bemühte sich verzweifelt, wieder auf die Füße zu kommen. Außer sich vor Wut schlug sie auf ihn ein. „Sie sind ja verrückt geworden! Ihr seid alle verrückt geworden!“
Barbara drückte ab, ehe Plato zu seiner Waffe greifen konnte. Der Schalldämpfer verschluckte jedes Geräusch. Madison schrie auf. Aber dank ihrem Eingreifen und Platos schneller Reaktion hatte die Kugel ihr Ziel verfehlt. Sie verletzte ihn nur am rechten Oberarm. Als Barbara ein zweites Mal feuerte, streifte die Kugel Platos Kopf.
Das Mädchen kreischte wie wahnsinnig, als Plato blutüberströmt auf der Einfahrt zusammenbrach.
Barbara lief zu Madison hinüber und umklammerte ihren Ellbogen. „Steh auf. Und hör mit dem Geschrei auf.“
Madison schluchzte. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. „Sie haben Plato getötet.“
„Ich werde ihn töten, wenn du nicht sofort den Mund hältst und mit mir kommst. Und zwar auf der Stelle.“ Barbara atmete tief ein. Ihr Kopf schmerzte, aber jetzt hatte sie ein deutliches Ziel vor Augen. Sie wusste, was sie zu tun hatte. „Wo ist dein Bruder?“
„J. T.! Lauf! Lauf zu Mom und Sebastian.“
Barbara schlug ihr ins Gesicht. Dabei traf sie sie nicht nur mit der Hand, sondern auch mit dem Pistolenlauf. Madison unterdrückte einen Schrei. Barbara erkannte die wilde Wut hinter ihrem Entsetzen. Ganz wie Colin – aber durch ihre Mutter verdorben.
Plato lag bewegungslos auf der Einfahrt. Das Blut aus seiner Wunde sickerte in den Erdboden.
Das sah Lucy wieder mal ähnlich. Sie überließ ihre Kinder einfach einem Fremden.
Ihn zu töten hätte nichts gebracht. Barbara war mehr an dem Jungen interessiert. Wo steckte er bloß? Er konnte ein Problem werden.
Madison klapperte mit den Zähnen. „Bitte … bitte töten Sie Plato nicht.
Bitte.
Ich könnte es nicht ertragen. Es ist meine Schuld. Ich habe Ihnen
vertraut
.“
„Hätte ich Plato etwa Gelegenheit geben sollen, mich zu töten?“ fragte Barbara. Sie hielt dem Mädchen die Smith & Wesson ihres Vaters an die Schläfe. „Deine Mutter kümmert sich nicht um dich, Madison. Ich werde es dir beweisen. Sie hat Sebastian Redwing aus den Wasserfällen gerettet. Glaubst du, dass sie dich auch retten wird?“
Madison schob trotzig das Kinn vorwärts. „Ich rette mich selbst.“
„Siehst du, was ich meine? Mit fünfzehn Jahren bist du schon daran gewöhnt, für dich allein zu sorgen. Komm, Madison, lass uns gehen. Und jetzt machen wir alles schön eins nach dem anderen.“
Mit hoch erhobenem Kopf versuchte Jack, einen Rest seiner Würde zu bewahren.
„Glauben Sie bloß nicht, dass Sie unbehelligt davon kommen, wenn Sie jemanden entführen – noch dazu einen Senator.“
Darren Mowery grinste ihn an. „Ach ja?“
Er saß am Steuer und hatte eine halbautomatische Pistole in der Hand. In wenigen Minuten würden sie bei Lucy sein. Jack wusste immer noch nicht so richtig, was eigentlich geschehen war. Ein Senatskollege, mit dem er auch befreundet war, hatte ihm sein Privatflugzeug geliehen. Jack, der ein erfahrener Pilot war, wollte nach Vermont fliegen, um Lucy zu berichten, was vorgefallen war, und gemeinsam mit ihr zu überlegen, was zu tun sei.
Mowery hatte ihn am Flughafen abgepasst, und was als Erpressung begonnen hatte, hatte sich zur Entführung ausgeweitet. Er hatte die Maschine geflogen, und in Vermont wartete schon ein Wagen für ihn.
Seine Drohung, mit der er sich Jack gefügig halten wollte, war knapp und unmissverständlich. Er wiederholte sie mittlerweile schon zum zehnten Mal, seitdem er ihn in seine Gewalt gebracht hatte. „Ich bin der
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