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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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Vernunft zu bringen. Deshalb hatte sie es getan.
Endlich, endlich.
    Es war Barbara ganz recht, wenn die Leute sie unterschätzten. Sie brauchten gar nicht zu wissen, was sie an ihr hatten. Das wusste sie schließlich selbst. Sie hatte den Mut und die Selbstdisziplin, um das zu tun, was nötig war.
    Mit dem Fuß schob sie ihren Koffer in die Ecke neben den Garderobenschrank. Auspacken würde sie später. Sie stellte die Klimaanlage auf die höchste Stufe und ging ins Wohnzimmer. Es war ebenso wie die anderen Zimmer ihrer Wohnung eingerichtet: schlicht, aber modern. Die klaren Linien und die hellen Farben der Möbel und Stoffe spiegelten ihren Charakter wider. Sie hasste alles Verspielte und Verschnörkelte.
    Sie setzte sich auf einen Stuhl, der neben der Lüftungsanlage stand. Ihr Apartment lag in einem unscheinbaren Haus am Ufer des Potomac. Es gehörte zu den kleinsten Einheiten und bot keinen nennenswerten Ausblick. Aber hier verbrachte sie ohnehin nicht viel Zeit. Um acht Uhr morgens war sie im Büro, und sie verließ es selten vor sieben Uhr abends.
    Barbara schloss die Augen und spürte den kühlen Luftzug an ihrem Körper. Sie trug eine lange Hose und eine langärmelige Bluse, um die Moskitostiche zu verdecken. Für jeden einzelnen hätte sie eine Tapferkeitsmedaille verdient. Schließlich waren sie Beweise ihres Mutes. Sie hatte nicht aus Schwäche gehandelt, sondern aus Stärke, Mut und Überzeugung.
    Sie war vorsichtig gewesen, denn sie war ja keine Närrin. Doch sie hatte nicht das Gefühl gehabt, ihre Anwesenheit um jeden Preis verhehlen zu müssen. Von Washington aus war sie mit einem Mietwagen nach Vermont gefahren, wo sie im Manchester Inn abgestiegen war. Für den Fall, dass sie entdeckt worden wäre, hatte sie sich eine glaubwürdige Geschichte zurechtgelegt.
    Oh, Lucy. Ich wollte nur mal vorbeischauen, um Ihnen und den Kindern Hallo zu sagen. Ich habe ein paar Tage freigenommen, um im Outlet-Center auf Einkaufstour zu gehen und ein wenig zu wandern. Übrigens, haben Sie kürzlich mal einen Pistolenschuss gehört? Ich habe nämlich jemanden mit einem Gewehr über den Waldweg hinten beim Fluss laufen sehen. Die haben wohl ein Übungsschießen gemacht – verflixt nahe bei Ihrem Haus.
    Aber so weit war es gar nicht gekommen. Sie hatte die Gegend genau in Augenschein genommen, ehe sie ihren Plan in die Tat umsetzte, und Vorsorge getroffen für ihre nächtlichen Aktivitäten. Lucy war natürlich viel zu selbstsüchtig und zu dumm, um sie zu erwischen.
    Der Höhepunkt war ihr Schuss ins Esszimmer gewesen – noch besser als die Patrone auf dem Beifahrersitz. Die war dann nur noch das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i. Barbara hatte gewartet, bis Lucy und die Kinder nach Manchester aufgebrochen waren. Sie hatte auf dem unbefestigten Waldweg geparkt, als ob sie zu den Wasserfällen wollte. Sie hatte den Joshua-Fluss überquert, indem sie von einem Felsen zum nächsten sprang. Geduckt war sie dann die steile, dicht bewachsene Uferböschung hinaufgeklettert, bis sie Lucys Haus sehen konnte. Der Länge nach hatte sie im Unterholz gelegen. Moskitos summten um ihre Ohren und fielen über jedes Stückchen blanke Haut her. Doch dank ihrer enormen Selbstdisziplin ließ sie sich davon nicht beirren.
    Wenn sie jetzt erwischt worden wäre, genau in dem Moment, als sie mit ihrem Gewehr auf Lucys Haus zielte, hätte sie keine Ausrede gehabt. Das Risiko und die Herausforderung waren freilich ein Teil des Nervenkitzels und viel erregender, als sie es sich hätte träumen lassen.
    Ihr Vater hatte sie und ihre drei Schwestern das Schießen gelehrt. Er hatte zwar niemals gesagt, dass er lieber einen Sohn gehabt hätte, aber sie wussten, dass es so war. Barbara war die jüngste. Die letzte, die zerbrochene Hoffnung. Sie war eine sehr gute Schützin geworden. Keiner wusste, wie gut – jedenfalls nicht in Jacks Büro. Nicht einmal Jack selbst. Sie kannten sie nur bei der Arbeit und wussten, wie sehr sie sich ihrem Job widmete und ihrem Chef ergeben war.
    Erst als sie abgedrückt hatte und bewegungslos in dem heißen, dornigen Gebüsch verharrte, kam ihr der Gedanke, die Kugel zu suchen. Es war weniger der Wunsch, auf keinen Fall Beweisstücke zurückzulassen, der sie quer durch den Garten hinter die Scheune trieb; es war vielmehr das Verlangen, den Terror für Lucy noch zu steigern. Die Vorstellung, dass sie ins Esszimmer kam, das zerstörte Fenster bemerkte und dann entdeckte, dass jemand ins Haus eingedrungen war, um das

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