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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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Plato war nur eine Verzögerungstaktik.
    Er kletterte in seinen Truck, startete den Motor und folgte seinem Geschäftspartner über den Waldweg.

4. KAPITEL
    J ack war sich im Klaren darüber, dass es das Beste wäre, den Sicherheitsdienst vom Capitol zu verständigen. Die Beamten würden Darren Mowery festnehmen und ihm Hausverbot erteilen. Das wäre das Vernünftigste gewesen. Dieser Mistkerl bedrohte einen Senator der Vereinigten Staaten – ein klarer Fall von
Erpressung
.
    Aber Jack griff nicht zum Telefonhörer, und er rief auch nicht seine Mitarbeiter zu sich. Er starrte Mowery nur regungslos an. Wie fast alle in Washington hatte auch er geglaubt, dass Darren Mowery tot war – oder wenigstens das Land für immer verlassen hatte. Doch jetzt stand er hier leibhaftig in seinem Büro.
    „Denken Sie darüber nach, Senator“, sagte Mowery. „Überlegen Sie sich die Sache gut, ehe Sie etwas sagen.“
    Jack brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, die er sich in langen Jahren antrainiert hatte, um der Situation Herr zu werden. „Am liebsten würde ich Ihnen Ihr verdammtes Grinsen aus dem Gesicht schlagen.“
    Mowery zuckte mit den Schultern. „Dann verständigen Sie doch den Sicherheitsdienst. Die Jungs sehen heute sowieso ziemlich gelangweilt aus. Ich glaube, es würde ihnen Spaß machen, einen Erpresser aus dem Büro eines Senators hinauszuwerfen.“
    „Die werden sich sowieso über ihren Besuch gewundert haben.“
    „Das ist nicht mein Problem.“
    Jack spürte einen Schmerz in seiner Magengegend. Das mussten die Nerven sein. Der Zorn. Dass Mowery die Unverschämtheit besaß, ihn persönlich in seinem Büro aufzusuchen, empfand er als den Gipfel der Beleidigung.
    Jack wusste, dass jeder Schritt, den er als Nächstes unternahm, sein politisches Ansehen nachhaltig beeinflussen konnte. Seine dreißigjährige Karriere in Washington würde einzig und allein danach beurteilt werden, wie er mit dieser Erpressung fertig wurde.
    Seine Blicke wanderten über die gerahmten Fotografien und die Dankschreiben, die Auszeichnungen und all die anderen Zeugnisse seiner langen, herausragenden Laufbahn im öffentlichen Dienst. Er gehörte nicht zu den arroganten und machtgierigen Politikern. Für ihn war der öffentliche Dienst stets eine verantwortungsvolle und ehrbare Berufung gewesen.
    „Sie sind ein widerwärtiger Bastard, Mowery.“ Er war selbst überrascht, wie ruhig und gelassen er klang. Dabei kochte er innerlich. „Es wird Sie teuer zu stehen kommen, einen Senator der Vereinigten Staaten zu erpressen.“
    „Ich sehe mich nicht als Erpresser eines Senators der Vereinigten Staaten. Sondern vielmehr als … nun, sagen wir Berater eines Vaters, der es vor der Öffentlichkeit geheim halten möchte, dass sein Sohn eine Frau gevögelt hat, mit der er nicht verheiratet war – und das zwei Wochen, bevor er auf einem Tennisplatz in Washington tot umgefallen ist.“
    Unvermittelt spürte Jack einen stechenden Schmerz, der wie ein brennender Pfeil durch seinen Körper fuhr. Sein Atem ging stoßweise. „Verschwinden Sie aus meinem Büro. Und zwar auf der Stelle.“
    „Ich könnte Ihnen eine Auswahl der Bilder zukommen lassen.“ Mowery beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn. Er war sehr selbstsicher. Noch nie hatte Jack einen so kalten und berechnenden Blick gesehen. „Na los, Senator. Rufen Sie den Sicherheitsdienst. Sorgen Sie dafür, dass sie mich von hier wegbringen. Ich habe schon früher oft meinen Kopf aus der Schlinge gezogen. Ich werde es wieder schaffen. Und selbst wenn nicht – die Fotos werden auf jeden Fall veröffentlicht.“
    „Sie unverschämter, widerlicher …“
    „Ist ja schon gut.“
    „Sie bekommen nicht einen einzigen Cent von mir.“
    „Okeydokey.“ Mowery erhob sich. In seinem hellgrauen Anzug sah er genauso aus wie die Touristen, Lobbyisten, Presseleute und Angestellten, die das Gebäude bevölkerten, in dem sich die Büros der Senatoren befanden. Ein perfekter Jedermann. „Sie können davon ausgehen, dass die erste Sendung bereits unterwegs ist – an diverse Medien und an Lucy Swift, die betrogene Witwe.“
    Jack konnte kein Wort herausbringen. Er presste die Zähne so sehr aufeinander, dass sich seine Kinnladen verkrampften. Der Schmerz in seinem Unterleib bahnte sich einen Weg nach oben. Fast wünschte er sich einen Herzinfarkt, um auf der Stelle tot umzufallen. Er hatte gesehen, wie sein Sohn zusammenbrach und gestorben war. Es war so schnell gegangen, so unerwartet gekommen. Und es

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