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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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war so leicht gewesen.
    Colin. Mein Gott. Was war ein Vater dem Andenken seines toten Sohnes schuldig? Was war er, Jack Swift, Senator der Vereinigten Staaten, der Witwe seines Sohnes und dessen Kindern schuldig?
    Was war er den Menschen seines Landes schuldig? Und sich selbst?
    „Bedenken Sie, Senator“, fuhr Mowery selbstsicher fort, „Sexskandale sind immer ein gefundenes Fressen, besonders wenn sie Dinge oder Leute betreffen, die mit einem mächtigen, bigotten und blitzsauberen Senator in Zusammenhang stehen.“
    „Wagen Sie es bloß nicht …“
    Mowery schenkte ihm keine Beachtung. „Und egal, wie die Zeitungen darauf reagieren werden – Lucy wird es natürlich erfahren. Die Katze ist aus dem Sack. Wenn sie erst einmal sieht, wie sich ihr toter Ehemann von einer anderen Frau oral …“
    „Schweigen Sie! Halten Sie den Mund. Colin ist seit drei Jahren tot! Haben Sie überhaupt kein Ehrgefühl?“
    „Das hatte er doch auch nicht. Warum sollte ich es also haben?“
    „Sie haben es auf meine Ehre abgesehen“, sagte Jack mehr zu sich selbst als zu dem Mann, der ihm gegenüberstand.
    „Schauen Sie, Jack. Sie können das, was Ihr kleiner Junge getan hat, nicht mehr aus der Welt schaffen. Sie können nichts daran ändern, dass ich darüber Bescheid weiß und Fotos besitze. Sie können nur darüber entscheiden, ob diese Angelegenheit unter uns bleibt, oder ob die ganze Welt davon erfährt.“
    „Ich könnte Sie mit meinen eigenen Händen töten.“ Jack spürte, wie ihm die Stimme versagte. Er hörte sich altmodisch und jämmerlich an. Er kam sich vor wie ein Dinosaurier, der in einer falschen Zeit lebte. „Verdammt, wenn ich noch jünger wäre …“
    „Was dann, mein Freund? Sie sind aber nicht jünger. Und Sie haben die Fotos nicht. Im Gegensatz zu mir. Und“, setzte er mit Betonung hinzu, „ich verstehe mich auf solche Sachen besser als Sie. Ich habe für alle Eventualitäten vorgesorgt. Entweder Sie zahlen oder Sie verlieren. Ende der Durchsage.“
    „Ich werde meinen Eid nicht verhökern.“
    Darren lachte. „Was soll ich denn mit Ihrem Eid?“
    „Und ich werde mein Land nicht verraten“, fügte Jack hinzu.
    „Jesus! Das klingt ja wie aus einem Film über den Zweiten Weltkrieg. Das ist Kitsch, Jack. Purer Kitsch. Ihr Eid interessiert mich nicht die Bohne, und ich will auch keine Staatsgeheimnisse. Ich will Bares.“
    Bares. Das hörte sich so einfach an. „Wie viel?“
    „Zehntausend. Das reicht nicht einmal aus, um das Interesse der Steuerbehörden zu wecken.“
    Was natürlich bedeutete, dass er es nicht dabei belassen würde, hier und jetzt. Zehntausend Dollar waren ein Trinkgeld für einen Mann wie Darren Mowery.
    Jack schwieg, während die Schmerzen ihn innerlich auffraßen.
    Mowery warf einen Zettel auf seinen Schreibtisch. „Sie können das Geld dorthin überweisen. Übers Internet ist es ganz einfach. Das dauert nicht länger als zwei Minuten.“
    „Ich weiß, wer Sie sind. Ich werde Sie finden.“
    „Wirklich? Ich hatte mir erst überlegt, das Ganze anonym zu machen. Sie wissen schon, eine verzerrte Stimme am Telefon mitten in der Nacht, die Ihnen befiehlt, Zwanzig-Dollar-Scheine in einen Rucksack zu stecken und ihn beim Vietnam-Denkmal zu deponieren. Dann habe ich mir gedacht, viel zu kompliziert. Sie hätten wahrscheinlich den Hörer aufgelegt und wären wieder ins Bett gegangen. Aber so wissen Sie wenigstens ganz genau, mit wem Sie es zu tun haben.“
    „Mit einem arroganten, zwielichtigen Charakter, der seinen Ruf verspielt und seine Karriere weggeworfen hat …“
    „Sie haben’s kapiert, Senator. Und das bedeutet, dass ich nichts zu verlieren habe. Wenn ich noch ein ehrenwerter Mann und Sie mein Auftraggeber wären, würde ich Ihnen raten, die zehn Riesen zu zahlen und die Daumen zu drücken.“
    Er machte Anstalten zu gehen.
    Jack erhob sich. Seine Knie zitterten. „Ich verlange sämtliche Abzüge und alle Negative der Fotos.“
    „Das ist ganz schön altmodisch. Vielleicht habe ich sie ja auf einer CD gespeichert. Tatsache ist doch, Senator, dass sie bei der heutigen Computertechnik ohne weiteres gefälscht sein könnten.“ Er ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und zwinkerte. „Überweisen Sie die zehn Riesen auf mein Konto.“
    Und damit verließ er das Büro.
    Schwankend ging Jack zu seinem Stuhl zurück. Dreißig Jahre lang hatte er erfolgreich versucht, Zynismus, Gehässigkeit und Arroganz aus seinem Leben herauszuhalten. Er hatte sein Bestes gegeben

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