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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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Kleinigkeit von dieser angenehmen Atmosphäre in sich aufnehmen, um sich nicht von ihrem Zorn, ihrer Enttäuschung und Angst überwältigen zu lassen.
    Madison war in blendender Stimmung. „Hallo, Mom. Ich muss nur noch zwei Kanus sauber machen, dann hab ich’s geschafft.“
    „Wo bist du gewesen?“
    „Ich habe eine kleine Pause gemacht, als ich mit den Kajaks fertig war. Ich war bei den Wasserfällen. Keine Sorge, ich bin nicht zu nahe herangegangen.“
    „Madison, ich habe dich darum gebeten, eine Arbeit zu erledigen. Du hast es nicht getan.“ Lucy holte wieder tief Luft. Sie wollte offen mit ihr reden, unnachgiebig wirken und trotzdem vernünftig sein. „Wenn du einen Spaziergang machen willst, dann hättest du es mir sagen sollen.“
    „Mom, was ist denn los? Ich gehe doch immer alleine in den Wald.“
    „Aber nicht heute. Ich habe dir ausdrücklich gesagt …“
    „Ich
weiß.
Ich mach diese blöde Arbeit ja jetzt zu Ende. Es war nur furchtbar langweilig, deshalb. Ich habe gedacht, du würdest dich freuen, wenn ich einen Spaziergang mache. Schließlich kann ich ja nicht einfach mal so zur Abwechslung in ein Einkaufszentrum gehen.“
    Nicht schon wieder dieses Thema. Lucy biss die Zähne zusammen.
    Madison scharrte mit dem Fuß über die Erde. „Dir kann man es aber auch nie recht machen.“
    „Das führt doch zu nichts.“
    Lucy blinzelte in den Himmel und überlegte, was sie tun sollte. Ihrer Tochter Hausarrest erteilen? Ihr von den Ereignissen der letzten Tage erzählen? Sie war ratlos. Leider gab es für solche Fälle keine festgeschriebenen Regeln, denen sie hätte folgen können. Sie wollte ihre Kinder beschützen. Das war klar. Aber wie?
    Sie sah wieder zu Madison und bemerkte die Schrammen und den Schmutz auf ihrem Arm, eindeutige Spuren ihres Waldspaziergangs. Zwei Wochen zuvor wäre sie noch entzückt gewesen, wenn ihre Tochter freiwillig und auf eigene Faust die Landschaft erkundet hätte. „Ich will einfach nur wissen, wo du bist, das ist alles. Und in den nächsten Tagen möchte ich nicht, dass du oder J. T. alleine in den Wald geht.“
    „Na, prima. Toll. Dann bleibe ich hier und langweile mich zu Tode.“
    „Madison …“
    Sie stürmte ins Haus, trampelte die Stufen der Veranda hinauf und schrie ihren Bruder und Georgie an, die in der Küche waren. Eine Minute später dröhnte laute Musik aus ihrem Zimmer.
    Lucy widerstand der Versuchung, hinaufzugehen, die Musik selbst leiser zu stellen und ihre Tochter wegen ihres Benehmens zur Rede zu stellen. Denn das würde ihnen beiden nichts bringen, und die Situation würde es schon gar nicht entspannen. Nach Madisons Ansicht hatte sie auf ihre Unfolgsamkeit zu heftig reagiert. Aber Madison hatte auch zu heftig reagiert.
    Lucy ging zum Haus. Ob Sebastian die Szene zwischen Mutter und Tochter wohl mitbekommen hatte?
    In dem Moment bog Rob und Patti Kileys betagter Wagen in die Einfahrt ein. Patti sprang heraus und winkte ihr fröhlich zu. Sie war eine kluge Frau mit ergrauendem Haar, die ständig in Bewegung war. Mit ihrem breiten, schelmischen Lächeln verstand sie es immer, die ganze Umgebung zu beschwichtigen. „Wir haben das Abendessen mitgebracht. Uns ist nämlich aufgefallen, dass du ein bisschen gestresst aussiehst. Wir essen auf der Veranda und machen dann einen Spaziergang zu den Wasserfällen. Vielleicht werfen wir alle Vorsicht über Bord und springen in den Fluss.“
    Lucy machte keinen Hehl aus ihrer Erleichterung. „Schön, dass ihr hier seid.“
    Rob stieg aus dem Wagen und deutete mit dem Kopf auf Madisons Zimmer. Das ganze Haus erzitterte von ihrer Musik. „Ist es in deinem Sinne, wenn ich zu ihr gehe und ihr bestätige, dass ihre Mutter eine verrückte Person ist und kein Verständnis für sie hat?“
    Patti warf ihm einen Blick zu. „Rob.“
    Er grinste. „So denken doch alle Teenager über ihre Mütter, oder?“
    „Nein. Das ist nur ein Vorurteil.“
    „Na dann.“ Er zuckte mit den Schultern. Bei ihm wusste man oft nicht, ob er es ernst meinte oder Witze machte. „Dann gehe ich eben nach oben und lade sie zu einer Autofahrt ein. Lucy?“
    Lucy spürte, dass ihre innere Anspannung nachließ. Es war nicht nur Madison oder der oder die Unbekannte, die sie nervös machten. Auch Sebastian war dafür verantwortlich. Seine Direktheit und Ernsthaftigkeit machten ihn zum idealen Mann für Katastrophen. Das konnte sie nachvollziehen. Schließlich musste sie in ihrem Geschäft auch immer mit dem Schlimmsten rechnen. Aber

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