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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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sehr langsam. Nach dem Frühstück fühlte er sich besser. Sebastian stellte das Geschirr weg, goss seinen Becher zum dritten Mal voll und schaute in den hinteren Garten hinaus. Die Vögel zwitscherten, und die Luft war so still, dass er sogar das Summen der Hummeln hören konnte. Ein Japankäfer hatte sich auf dem Küchenfensterbrett niedergelassen.
    Die Luft, das Licht, die Pflanzen – alles war so ganz anders als in Wyoming. Es erschien ihm wie ein Traum oder eine verschwommene Erinnerung.
    „Was willst du denn in deinem Motel?“ fragte Lucy hinter ihm.
    Er riss sich aus seinen Tagträumen los. Das hier war nicht mehr Daisys Haus. Es gehörte jetzt Lucy, und sie steckte in Schwierigkeiten, die er immer noch nicht so recht verstand.
    Er drehte sich um und lehnte sich an die Küchentheke, darauf bedacht, jede rasche Bewegung zu vermeiden, damit sein Kopf oder sein Magen nicht durcheinander geriet. „Ich möchte auschecken.“
    „Und zurück nach Wyoming fahren?“
    „Und hier ein paar Tage einziehen.“
    Sie zeigte keine Reaktion. Schließlich war sie nicht mehr zweiundzwanzig, nicht mehr die glückliche und strebsame Frau, die ein Leben mit Colin Swift begann, dem Sohn eines Senators, diesem anständigen Menschen, der die Welt verbessern wollte. Er selbst hatte nie solche Ambitionen gehabt. Jetzt ist sie die Mutter von zwei Kindern, sagte Sebastian sich, und eine achtunddreißigjährige Witwe. Sie hatte sich einen Platz im hart umkämpften Markt der Veranstalter von Abenteuerreisen erkämpft. Die Jahre hatten sie stärker gemacht, ihr aber auch ein wenig von ihrem Feuer genommen. Sie wusste inzwischen, dass das Leben verdammt hart sein konnte.
    „Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht“, sagte sie. „Wenn dein Sturz gestern kein Unfall war …“
    „Was wir nicht genau wissen.“
    „Einverstanden. Aber wenn es Absicht war, warum dann du? Warum nicht Rob oder Patti oder ich?“
    „Da gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens: Unser Freund hat mitgekriegt, wie ich mich bei dir umgeschaut habe, wusste nicht, wer ich bin, und befürchtete, dass ich ihm seinen Spaß verderben könnte. Zweitens: Unser Freund hat mich erkannt.“
    „Wie denn?“
    „Ich bin hier aufgewachsen, und meine Arbeit hat mir einige Feinde eingebracht.“
    „Aber deine Arbeit hat doch nichts mit mir zu tun“, gab Lucy zu bedenken.
    Sebastian erzählte ihr lieber nichts von Darren Mowery. „Das ist wohl wahr.“
    „Könnte es jemand sein, den ich auch kenne?“
    „Vielleicht.“
    Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wer?“
    „Wenn ich das wüsste“, antwortete er, „wäre das hier längst erledigt.“
    Sie erschauerte leicht. „Das treibt mich noch in den Wahnsinn. Na gut. Ich werde das mit dem Motel für dich erledigen. Du kannst in meinem Zimmer schlafen. Ich werde solange nach oben ins Gästezimmer ziehen.“
    „Ich kann auch das Gästezimmer nehmen.“
    „Machst du Witze? Sollte noch mal einer auf die Idee kommen, ein totes Tier in mein Bett zu legen, ist es mir lieber, wenn du es findest.“ Sie nahm die Schlüssel, die an einem Haken an der Wand hingen. „Passt du auf die Kinder auf, während ich weg bin? Rob versorgt Madison heute mit Arbeit, und J. T. ist irgendwo mit Georgie im Garten beschäftigt. Sie alle haben einiges zu erledigen.“
    „Das erinnert mich an meine eigene Kindheit“, entgegnete Sebastian trocken.
    Sie warf ihm ein Lächeln über ihre Schulter zu. „Ein bisschen Normalität tut dir ganz gut.“
    Sie öffnete die Verandatür. Die Morgenluft erwärmte sich schnell. „Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du allein in mein Motel fährst“, sagte er.
    „Na, du wärst mir eine schöne Hilfe.“ Sie drehte sich um und schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, Redwing, aber du siehst aus, als wärst du kopfüber in einen Wasserfall gesprungen. Ich bin mir natürlich im Klaren darüber, dass du selbst in diesem Zustand die halbe Menschheit in Schach halten kannst, aber …“ ‚ sie lächelte erneut, „… ich nehme mein Handy mit und rufe die Polizei an, wenn es irgendwelche Probleme geben sollte.“
    „Der Mann am Empfang soll dich in mein Zimmer begleiten.“
    „Warum?“ rief sie, als sie die Verandatreppen hinunterging. „Du willst doch nicht, dass ein harmloser Motelangestellter in Gefahr gerät, nur weil sich jemand unter deinem Bett verstecken könnte. Und wenn da niemand liegt, gibt’s keinen Anlass zur Sorge.“
    Er ging zur Tür. „Lucy.“
    Sie schaute zu ihm hoch. „Mir wird schon

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