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Haus der Angst

Haus der Angst

Titel: Haus der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Neggers
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also“, sagte Sebastian, zufrieden mit sich selbst, und ging mit steifen Schritten zurück zur Treppe.
    Madison tauchte an der Hintertür auf. „Sebastian, da ist ein Anruf für dich. Es ist dein Freund Plato Rabe… ich weiß nicht, wie man seinen Nachnamen ausspricht.“
    „Rabedeneira.“
    „Eigentlich wollte er Mom sprechen. Ich habe ihm gesagt, dass du hier bist, und da wollte er mit dir reden.“
    Sie sah ihn erwartungsvoll an, als wartete sie auf eine Erklärung, aber er nahm ihr das schnurlose Telefon kommentarlos aus der Hand. Wie die Mutter, so die Tochter – Madison blieb an der Tür stehen. Er setzte sich auf die Stufen und schaute sie durchdringend an. „Willst du mithören?“
    Sie errötete. „Ich wollte …“
    „Ich dachte, du arbeitest in der Scheune?“
    „Ja. Ich habe nur gerade eine Pause gemacht.“
    Diese Kinder. „Dein Bruder könnte Hilfe beim Unkrautjäten gebrauchen.“
    „Ich jäte kein Unkraut“, antwortete sie. Doch als sie seinen Blick bemerkte, fügte sie schnell hinzu: „Aber heute tu ich’s ausnahmsweise. Es ist nicht so, dass ich nicht auch viel Arbeit mit dem Garten habe. Letztens habe ich den ganzen Abend Bohnen gepflückt.“
    „Das war letztens.“ Er zeigte mit dem Telefon die Richtung an. „Das Unkraut wartet.“
    Sie verschwand über die Treppe, und Sebastian hielt sich den Apparat ans Ohr. „Hier bin ich.“
    „Ich will überhaupt nicht wissen, worüber du da gerade geredet hast“, sagte Plato. „Aber es klang ganz nach
Rebecca von der Sunnybrook Farm
.“
    „Erzähl mir bloß nicht, dass du
Rebecca von der Sunnybrook Farm
gelesen hast. Was gibt’s denn?“
    „Jack Swift wollte dich sprechen.“
    Sebastian schwieg.
    „Es geht um Erpressung“, ergänzte Plato.
    „Mowery.“
    „Er hat mir keine Einzelheiten erzählt. Nur, dass er von jemandem erpresst wird und dass er mit dir sprechen möchte.“
    „Hast du ihm gesagt, wo ich bin?“
    „Nein.“
    Es war eine dumme Frage. Natürlich hatte er das nicht getan. Plato plauderte gern, aber er war nicht indiskret. „Weißt du Genaueres über die Erpressung?“
    „Gar nichts.“
    Was konnte der aufdringliche und zielstrebige Darren Mowery bei Jack Swift, einem Senator mit einer absolut weißen Weste, gefunden haben?
    „Das Mädchen hat gesagt, du seist einen Wasserfall hinabgestürzt?“
    Sebastian seufzte. In dieser Familie blieb aber auch nichts geheim. „Man hat mir geholfen.“
    „Ruf mich an, wenn du mich brauchst“, sagte Plato. „Morgen soll ich nach Frankfurt fliegen. Doch wenn du willst, komme ich heute Abend.“
    „Ich sag dir Bescheid. Vielen Dank, Plato.“
    „Happy Ford hat noch keine Spur von Mowery. Ich habe sie auf Jack Swift angesetzt.“
    Sebastian nickte. „Wir werden Mowery erst dann finden, wenn er es möchte.“
    „Vor einem Jahr hast du ihn gefunden.“
    „Ja“, antwortete Sebastian. „Aber ich habe den Job nicht zu Ende gebracht.“
    Lucy parkte vor Sebastians Motelzimmer und öffnete die Tür mit seinem Schlüssel. Im Zimmer war es heiß und dunkel. Die Vorhänge waren zugezogen und die Jalousien heruntergelassen. Fast kam es ihr vor, als träfe sie ihren Liebhaber. Aber dann sagte sie sich, dass der Mann, der dieses Zimmer gemietet hatte, kaum in der Lage für eine romantische Affäre war – und auch zu allem anderen nicht fähig war, das sie sich in ihren Gedanken ausmalen konnte. Abgesehen davon war dieser Mann Sebastian Redwing.
    „Jetzt reiß dich zusammen“, murmelte sie und begann mit ihrer Arbeit.
    Seine Kleidung und die persönlichen Dinge waren schlicht, praktisch und offenbar sehr teuer. Er war jemand, der ans Reisen gewöhnt war. Sie entdeckte nichts Überflüssiges – nur das, was er für ein paar Tage oder Wochen benötigte.
    Allerdings fand Lucy keinen Hinweis darauf, der ihren Verdacht bestätigte, dass es andere Gründe für seine Anwesenheit in Vermont gab. Er war nicht nur wegen ihr hier. Er war nicht gekommen, weil er sich Colin gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet fühlte. Vergangene Nacht, als sie im Gästezimmer vom unheimlichen Geschrei einer Eule im nahen Wald geweckt worden war, waren ihr auf einmal Zweifel gekommen, und sie konnte den Gedanken nicht mehr loswerden, dass Sebastian ihr möglicherweise etwas verheimlichte. Er wusste etwas, er hatte einen bestimmten Verdacht, aber er behielt sein Wissen für sich.
    Von ihren Überlegungen war sie plötzlich so überzeugt gewesen, dass sie am liebsten in sein Zimmer gegangen wäre, um

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