Haus der Angst
Klaren“, setzte Sebastian nach.
„Ich weiß nicht, was er will. Ich weiß nur, was er tun wird, wenn ich nicht kooperiere, und ich bin mir im Klaren darüber, dass ich das nicht ertragen kann.“ Swift stieß einen Seufzer aus und fügte hinzu: „Da ich jetzt schon zwei Mal mitgemacht habe, weiß der Mistkerl natürlich, dass er am längeren Hebel sitzt. Es gibt keinen Weg zurück.“
„Was wollen Sie denn dann von mir?“
„Sie sollen ihn daran hindern, weiterzumachen.“
„Nein, Senator“, antwortete Sebastian. „Sie wollen, dass ich ihn töte.“
Während Swift noch nach Luft schnappte, beendete Sebastian das Gespräch. Er hatte das Gefühl, dass der Senator noch ein wenig mehr Zeit benötigte, um über seine Situation nachzudenken. Es war zwar ziemlich brutal, ihm seine verzweifelte Lage noch deutlicher vor Augen zu führen, aber aus langjähriger Erfahrung wusste Sebastian, dass Erpressungsopfer nur ungern darüber sprachen, warum sie erpresst wurden. Sie wollten lediglich, dass alle Unannehmlichkeiten wie von selbst verschwanden. Allerdings passierte das normalerweise nicht.
Madison betrat die Veranda und setzte sich neben ihn. Sie hatte eine Pappschachtel in der Hand. „Die habe ich auf dem Dachboden gefunden. Das tue ich immer, wenn ich Hausarrest habe – auf dem Dachboden herumkramen. Schau mal.“ Sie hob den Deckel hoch. „Das sind Stoffstücke für Steppdecken. Sechseckige. Glaubst du, dass die von deiner Großmutter sind?“
Sebastian nahm ein paar der Sechsecke in die Hand. Er nickte, als er den weichen, fadenscheinigen Stoff wiedererkannte, der einmal ein Hemd seines Großvaters gewesen war. Er erinnerte sich daran, wie Daisy sie Jahre nach seinem Tod zerschnitten hatte. Nur nichts verschwenden, bloß nichts wegwerfen. Aber sie hatte den Quilt niemals gemacht.
„Ja“, sagte er, „die sind von Daisy.“
„Sie hatte wahrscheinlich keine Zeit, daraus eine Decke zu machen.“
„Wahrscheinlich.“
„Ich wollte Mom fragen, ob sie mir hilft. Ich habe nämlich noch nie einen Quilt genäht. Du hast doch nichts dagegen?“
„Warum sollte ich etwas dagegen haben? Deine Mutter hat das Haus gekauft – mit allem, was darin ist.“
„Aber …“ Ihr Schulterzucken geriet ein wenig übertrieben. „Wenn das meiner Großmutter gehört hätte, dann würde ich es haben wollen.“
Er lächelte. „Betrachte dich als Daisys Urenkelin ehrenhalber.“
Sie lachte entzückt auf. „Das tue ich natürlich nur“, gab sie zu, „weil ich mich zu Tode langweile. Wenn ich in diesem Sommer in Washington sein könnte, dann müsste ich mir nicht die Zeit mit Steppdeckennähen vertreiben.“
„Die Leute in Washington nähen auch Steppdecken.“
„Aber nur, weil sie es wollen. Sie tun es nicht deshalb, weil es nichts anderes zu tun gibt.“
„Madison, es wäre schön, wenn du mir alles erzählst, worüber du mit Barbara Allen gesprochen hast. Tu doch mal einfach so, als wärst du eine Reporterin und hättest eure Unterhaltung auf Band aufgenommen.“
„Warum?“
„Weil ich ihr nicht traue“, antwortete er unverblümt.
„Du traust doch niemandem.“
„Ich habe Daisy vertraut.“
„Und was ist mit meiner Mutter?“
„Deine Mutter?“ Er lehnte sich gegen eine Stufe und blickte auf die schattige Wiese. „Madison, ich liebe deine Mutter seit Jahren. Aber ich weiß nicht, ob ich ihr vertrauen kann.“
Sie blickte ihn mit offenem Mund an. Sebastian zeigte keine Reaktion. Das Mädchen musste lernen, dass es freche Antworten bekam, wenn es freche Fragen stellte. Sollte sie doch allein herausfinden, ob es ihm ernst damit war.
„Barbara Allen“, erinnerte er sie.
„Ah ja, richtig.“ Und sie erzählte ihm, worüber sie und Barbara gesprochen hatten. Viel war es nicht.
„Das ist alles?“
Sie nickte.
„Gute Reportage. Vielen Dank.“
„Du glaubst doch nicht, dass sie es ist, die Mom belästigt, oder?“
„Ich weiß es nicht. Ich möchte nur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.“ Er schaute sie an. „Genau wie du, nehme ich an.“
Sie sprang auf, die Schachtel mit Stoffstücken in der Hand. „Ich kenne Barbara schon ewig. Sie hat bereits für meinen Großvater gearbeitet, als ich noch gar nicht geboren war. Sie kann Mom so etwas unmöglich antun.“
„Sieh mal, in bestimmten Situationen sind die Leute zu fast allem fähig.“
Entschlossen schüttelte sie den Kopf. „Ich nicht.“
Sebastian wollte sich nicht mit einer Fünfzehnjährigen auf eine Diskussion einlassen.
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