Haus der Angst
solange ich nur nichts über Colin erzähle und seine kleinen Seitensprünge.“ Mowery lächelte zufrieden. „Ich werde der Held sein.“
Barbara versuchte krampfhaft, Haltung zu bewahren. „Du hast mir nachspioniert? Du hast die ganze Zeit gewusst, dass ich …“
„Barbie.“ Seine Stimme klang gleichzeitig tadelnd, nachsichtig und herablassend. „Du hast wohl vergessen, womit ich in den letzten dreißig Jahren meine Brötchen verdient habe.“
„Oh Gott“, flüsterte sie.
Darren schlug die Beine übereinander, als ob er betonen wollte, wie gelassen er war und wie sehr er alles unter Kontrolle hatte. „Wenn ich rede, wirst du alles verlieren. Deinen Job, deinen Ruf, die letzte Hoffnung, deinen Boss jemals rumzukriegen. Im besten Fall stecken sie dich in eine Irrenanstalt, damit du wieder klar wirst im Kopf. Und wenn die Geschworenen genauso denken wie ich und dich nicht für unzurechnungsfähig halten, dann wirst du für lange, lange Zeit hinter Gitter kommen.“
Barbara achtete nicht auf den bohrenden Schmerz, der sich in ihrem Innern auszubreiten begann. „Ich bin vollkommen klar im Kopf.“
„Dann wirst du mit dem Staatsanwalt um die Strafe feilschen müssen. Barbara Allen, der Spitzel.“ Er gähnte. „Die Idee mit der Pistolenkugel auf dem Beifahrersitz fand ich übrigens auch verdammt gut. Lucy haben bestimmt die Haare zu Berge gestanden.“
Barbara rümpfte die Nase und sah ihn an, als wäre er ein Insekt, das über ihren Teppich krabbelte. „Ich bin dir überhaupt keine Erklärungen schuldig. Ich habe ihr nur einen Schrecken eingejagt, weil ich möchte, dass sie für Jacks Enkelkinder endlich das Richtige tut.“
„Hm-hm.“
„Ich bin bestimmt nicht die erste Frau, die eine Schwindlerin wie Lucy verachtet.“
„Da hast du Recht. Du hasst Lucy, weil sie all das ist, was du nicht bist.“
„Das stimmt nicht.“
Er beachtete ihren Einwand nicht. „Sie hat einen Swift geheiratet, hat Swift-Kinder. Sie hat Spaß, einen interessanten Beruf, und sie hat ein Haus. Das alles hast du nicht. Du kannst sie nicht leiden,
Barbara
, weil sie ein erfülltes Leben hat und du nicht.“
„Ich habe ein erfülltes Leben. Lucy hat es nicht.“
„Als unser gemeinsamer Freund Jack dich aufgefordert hat, einen Ausflug hierher zu machen, war das für dich doch eine wunderbare Gelegenheit, ihr eins auszuwischen.“ Darren lächelte hochmütig. Er sah so aus, als würde ihm ihre Unterhaltung sehr viel Spaß bereiten. „Das nimmt den Druck weg, nicht wahr? Du fühlst dich besser, jedenfalls für eine kurze Zeit, wenn du Lucy erschrecken und aus dem Gleichgewicht bringen kannst.“
Barbara streckte trotzig das Kinn vor und sammelte den letzten Rest von Stolz. „Für Jack habe ich alles aufgegeben. Seit zwanzig Jahren arbeite ich Tag und Nacht für ihn. Ich habe mich für ihn aufgeopfert. Lucy ist nicht halb so viel wert wie ich.“
„Aber sie unterschreibt ihre Schecks mit ‚Swift‘, was du nicht kannst.“
„Du Mistkerl.“
„Siehst du, Barbie? Ich verstehe was von diesen Dingen. Ich bin schließlich Experte.“
Sie versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Er würde es niemals verstehen. Niemand könnte es jemals verstehen. „Ich will jedenfalls nichts mehr damit zu tun haben.“ Wie pathetisch sie klang!
Darren stellte die Füße nebeneinander auf den Boden und beugte sich nach vorn. „Kapier das endlich, Barbie.“ Er betonte jedes einzelne Wort, als spräche er mit einem Schwachkopf. „Dein schmutziges kleines Geheimnis ist mir vollkommen egal. Meinetwegen kannst du Lucy Swift in den Wahnsinn treiben. Aber du steckst in der Sache mit drin, und zwar bis über beide Ohren. Bist du dir darüber im Klaren?“
„Ich hoffe nur, dass Sebastian Redwing dich findet und tötet.“
Mowery grinste. „Das wäre komisch, nicht wahr? Er hat schon mal versucht, mich umzubringen. Ich würde zu gern sehen, wie er’s noch mal versucht.“
„Darren“, flehte sie und sank vor ihm zu Boden. Sie wusste, dass sie bemitleidenswert aussah – die besessene alte Jungfer, die ihren Chef liebt. Himmel. Aber irgendwie musste es ihr gelingen, an sein Gefühl zu appellieren. „Hör zu, das Geld ist mir egal. Ich will meinen Anteil nicht haben. Du kannst damit tun, was du willst. Ich werde keinem etwas davon erzählen. Ich möchte nur, dass endlich Schluss ist.“
„Barbie.“
„Bitte mach ohne mich weiter.
Bitte
.“
„Ich glaube nicht, dass ich das möchte.“
Er war verdammt
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