Haus der Angst
immer noch.“
„Ich weiß.“
„Ja, du weißt es, nicht wahr?“ Sie stand auf, und als er zu ihr hochsah, bemerkte er ihren schlanken Körper und die Muskeln an ihren Armen und Beinen, die vom Paddeln und Wandern herrührten. Sie holte tief Luft. „Es ist ein herrlicher Tag. Also los, geh zu Barbara. Falls du siehst, dass sie irgendwelche toten Tiere versteckt hat, dann darfst du sie mit meiner Erlaubnis aufs Polizeirevier bringen.“
„Willst du wetten, dass sie’s ist?“
„Nein. Ich habe Barbara immer gemocht, und ich habe auch immer geglaubt, dass sie mich mag.“
„Vielleicht hat es ja gar nichts mit dir zu tun.“
„Eine tote Fledermaus in meinem Bett?“
Sebastian nickte und erhob sich. „Ja, du hast wohl Recht. Natürlich hat es mit dir zu tun.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, und er sah, dass sie nervös war. Die Vorstellung, wie weit hergeholt sie auch erscheinen mochte, dass die langjährige engste Mitarbeiterin ihres Schwiegervaters ihr übel mitspielte, setzte ihr zu.
„Ich greife viel zu weit vor“, beruhigte er sie. „Barbara Allen ist nicht einmal eine Verdächtige. Möglicherweise hat sie ja ein wasserdichtes Alibi – oder sie kann uns ein paar Hinweise geben, die in die richtige Richtung führen.“
„Pass bloß auf, was hinter deinem Rücken vorgeht. Ich habe nämlich keine Lust, dich wieder von den Felsen zu kratzen.“
12. KAPITEL
„I ch will damit nichts mehr zu tun haben“, sagte Barbara. „Keine
Minute
länger.“
Darren Mowery grinste sie herablassend an. Er saß auf dem Stuhl vor dem aus Stein erbauten Kamin. Vor zehn Minuten war er hier aufgetaucht, ohne sich vorher bei ihr anzukündigen. „Barbie, Barbie.“
„Du sollst mich nicht so nennen. Mein Name ist Barbara, Miss Allen oder Mrs. Allen. Aber nicht ‚Barbie‘.“
Sie lief im Zimmer umher und versuchte, ruhiger auszusehen, als sie war. Er hatte sich ganz leise ins Haus geschlichen. Sie war gerade aus der Dusche gekommen, als er wie aus heiterem Himmel vor ihr stand. Wieder einmal hatte sie gemerkt, dass er an ihrem Körper überhaupt nicht interessiert war. Er hatte nur einen einzigen Gedanken im Kopf und war ganz und gar auf seine Mission konzentriert. Und die bestand darin, Jack Swift zu erpressen. Ihren Chef. Sie erschauerte vor Entsetzen.
„Na gut, Barbara.“ Er sprach ihren Namen sarkastisch aus, dehnte die Vokale und ließ ein humorloses Lachen hören. In seiner braunen Baumwollhose und dem weißen Polohemd wäre er nirgendwo aufgefallen. „Du wirst nicht die Polizei anrufen.“
„Und ob. Wenn du mich nicht in Ruhe lässt, werde ich den Sicherheitsdienst vom Capitol verständigen. Ich hätte mich niemals mit dir einlassen sollen. Ich muss verrückt gewesen sein.“ Sie hatte sich zwar einmal dabei ertappt, wie sie Jack am liebsten geschlagen und gezwungen hätte, ihr seine Liebe zu gestehen. Aber deswegen mit Mowery gemeinsame Sache zu machen, erschien ihr dann doch zu gefährlich. Es musste andere Wege geben, um an Jack heranzukommen.
Darren kratzte sich am Mundwinkel. Er machte einen gleichgültigen Eindruck. „Ich habe dich gewarnt, wie du dich bestimmt erinnern wirst. Keine kalten Füße, keine unangenehmen Überraschungen.“
„Das ist nicht mein Problem.“
„Und ob. Solltest du nämlich zur Polizei gehen, Barbie, dann werden sie meine Fotos bekommen, auf denen zu sehen ist, wie du Lucy nachspionierst.“
Zuerst verstand sie nicht, was er meinte. Fotos, auf denen sie Lucy nachspionierte? Wovon redete er? Sie war doch kein Spitzel. Dann sanken seine Worte ein. Sie verstand. Reglos blieb sie stehen und wagte kaum zu atmen. Sie spürte seine selbstgefälligen Blicke auf ihr ruhen.
„Du verstehst das nicht …“ Ihre Stimme wurde brüchig. „Du kannst das gar nicht verstehen.“
„Oh doch, ich verstehe sehr gut. Es ist ganz einfach. Du hasst sie, und deshalb hast du beschlossen, ihr eine Menge Angst einzujagen. Ich werde dem Sicherheitsdienst erzählen, dass ich dich deswegen seit dem letzten Monat beobachtet habe. Ich werde den Männern alles erzählen, und zwar von Anfang an.“
„Jack kennt die Wahrheit. Er weiß, dass du ein Erpresser bist.“
„Und er wird erfahren, dass du Leute belästigst. Eine Verrückte, die im Gebüsch hockt, um seiner Schwiegertochter eins auszuwischen. Für ihn wird das ganz plausibel klingen. Über mich wird er kein Wort verlieren. Und das weißt du ganz genau, Barbie. Er hat zu viel Schiss. Es ist ihm egal, was ich mache,
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