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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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nicht überrascht zu sein. »Das wurden sie tatsächlich. Sie wurden für ihre Vernichtung vorbereitet.«
    Das Wort schlug eine schwarze Saite in Collier an. »Vernichtung in Form von Verbrennung?«
    »Bevor ich darauf antworte, möchte ich, dass Sie mir genau erklären, wieso Sie das fragen.«
    »Wegen des Albtraums«, erwiderte Collier. »Die Gefangenen waren alle nackt und unterernährt, und ihnen wurden sämtliche Haare abgeschnitten. Dann wurden sie in einen Gefangenenwagen gepfercht – einen Wagen, der von einem nahen Eisenbahndepot losfuhr – und einen Hügel hinaufgebracht. In dem Traum konnte ich nicht sehen, was sich auf der Kuppe befand, sehr wohl hingegen sah ich Rauch, eine stete, endlose Rauchsäule, als wäre dort oben ein großes Feuer.«
    »Das war kein Feuer, sondern die ehemalige Gewehrfabrik von Maxon, einst der größte Hochofen im Süden. Das Werk wurde in den 1820ern geschlossen, nachdem in North und South Carolina bessere Einrichtungen gebaut worden waren, aber davor wurden in Maxon mehr Gewehrläufe produziert als in allen anderen metallverarbeitenden Werken südlich der Mason-Dixon-Linie. In ihrer Blütezeit galt die Fabrik als technologisches Wunderwerk – der Kohlensack hatte einen Durchmesser von fast fünf Metern und besaß ein ausgesprochen effizientes Blasebalgsystem, das mit einem Wasserrad betrieben wurde.«
    Colliers Gemüt füllte sich mit trüber Verwirrung. »Also waren die Gefangenen Sklaven – Zwangsarbeiter für den Betrieb des Hochofens?«
    »Nein«, erwiderte Sute. »Es war Gast, der die Gewehrlauffabrik wieder in Betrieb nahm, wenngleich nicht für die Produktion von Waffen. Er ließ eine komplette Bahnstrecke nach Maxon bauen und nahm den Hochofen für den ausschließlichen Zweck in Betrieb, Unschuldige zu verbrennen.«
    Collier fühlte sich vom puren Bösen wie überflutet. In gewisser Weise erklärte es all das, was er noch nicht wusste, mit einem Schlag. Wenn ...
    »Warum hat er das getan?«
    Sute setzte sich und ergriff die alten Schecks. »Entweder, weil er wahnsinnig war, oder, weil es einen Bestandteil der Abmachung darstellte. Reichtum im Gegenzug für Dienste. Mr. Collier, rituelle Grausamkeiten und die Opferung von Unschuldigen sind nichts Neues in der Geschichte des Okkulten. Eine Opfergabe an den Teufel durch das Vergießen von unschuldigem Blut ist eine mächtige Geste. Man kann Maxon als das Auschwitz des Bürgerkriegs bezeichnen ... und so gut wie niemand weiß davon. Durch seine abgeschiedene Lage blieb der Hochofen noch Wochen in Betrieb, nachdem der Krieg bereits geendet hatte. Wie böse ist das, Mr. Collier? Klingt das nicht, als hätte der Satan seine Anhänger beschützt?«
    Collier wollte gehen. Er hatte genug gehört. Unabhängig davon, ob all das stimmte oder Unfug war, er war fertig damit.
    »Gegen Ende erschöpften sich die Kohlenvorräte«, fuhr Sute fort. »Die Unionstruppen befanden sich nur noch wenige Tage entfernt, aber es warteten nach wie vor etwa hundert Gefangene auf die Verbrennung. Da es keine Möglichkeit gab, sie zu verbrennen, gab es stattdessen ein Schlachtfest ...«
    Collier starrte den Mann an.
    »Was die Streitkräfte der Föderierten erwartete, war ein entsetzlich makabrer Anblick. Sie stießen auf verschlossene Gefangenenwagen, die mit den Menschen darin in Brand gesteckt worden waren. Die Kinder allerdings hatte man herausgeholt und enthauptet. Die Köpfe fanden die Soldaten in ordentlichen Stapeln vor. Dutzende weitere waren mit Mistgabeln erstochen oder einfach gehängt worden. Man fand ganze Haufen von Leichen, die in der Sonne verwesten. Es war ein regelrechtes Fest des Bösen, Mr. Collier, eine Jubelfeier für den Teufel.«
    Collier trank den starken Alkohol aus und sehnte sich mittlerweile nach einem Bier. Bevor er sich jedoch kurz und bündig verabschieden konnte, fragte Sute: »Aber zurück zu Ihrem Albtraum – war das der Einzige, den Sie in der Pension hatten?«
    Die Schilderung der Abscheulichkeiten hatte Collier den eigentlichen Grund vergessen lassen, aus dem er hergekommen war. »Nein. Sie scheinen mir nicht überrascht darüber zu sein, dass ich Träume habe, die Details von Ereignissen aus der Vergangenheit enthalten. Details, über die ich zuvor nichts erfahren hatte.«
    »Ich bin auch nicht überrascht«, erklärte Sute unverblümt. »Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die dort ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Transpositionale Träume kommen bei Spukhausphänomenen häufig vor, Mr. Collier ...

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