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Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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wenn man denn etwas auf das fachsprachliche Kauderwelsch hält, das oft damit einhergeht.«
    Collier versuchte in Gedanken eine Zusammenfassung. Gast verbrannte unschuldige Frauen und Kinder in einem gewaltigen Hochofen ... um seine Schulden bei Satan zu bezahlen ...
    »Etwas habe ich vergessen zu erwähnen«, unterbrach Sute seine Gedankengänge. »Und zwar, wie Gast seiner mutmaßlichen Anbetung des Teufels zusätzliche Würze verliehen hat. Die Bahnstrecke wurde am 30. April fertiggestellt, und nur Minuten, nachdem der letzte Nagel eingeschlagen worden war, wurde das erste Gefangenenkontingent nach Maxon transportiert. Bevor Gast und seine Männer jedoch in die Stadt zurückkehrten, war da noch etwas mit den Sklaven, die so aufopfernd für ihn gearbeitet hatten.«
    »Wollen Sie mir jetzt erzählen, dass die Sklaven ihre Seelen ebenfalls verkauft hatten?« Collier konnte sich nicht gegen den Sarkasmus wehren.
    »Ganz und gar nicht. Gast hatte ihnen nach dem Abschluss des Projekts die Freiheit versprochen, aber stattdessen ließ er sie alle hinrichten, eine passende Vollendung seines Werks. Seine Sicherheitsmannschaft eröffnete auf alle Sklaven gleichzeitig das Feuer und zielte tief, um sie außer Gefecht zu setzen, statt sie an Ort und Stelle zu töten. Er wollte sie für den Ofen lebendig haben. Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass die Sklaven, die diese Bahnstrecke gebaut hatten, unter den Ersten waren, die im Kohlensack landeten – Gasts erste Zahlung an seinen Wohltäter.«
    Collier saß wie betäubt da. Er fühlte sich, als versinke er in einem Morast destillierter Fäulnis.
    »Tut mir leid, ich bin abgeschweift«, entschuldigte sich Sute. »Sie wollten mir von Ihren anderen Albträumen erzählen.«
    Colliers Urteilsvermögen hatte sich verabschiedet. »Vergangene Nacht habe ich geträumt, dass ich in dem Haus war. Ich war eine Frau – eine Prostituierte .«
    »Zweifellos eines von Bellas Mädchen. Bella Silver, aber ihren richtigen Nachnamen kennt niemand. Sie war die Puffmutter des örtlichen Bordells.«
    Collier nickte und schluckte. »Ich ging also zum Haus hinauf, und der Marschall war dort ...«
    »Braden.«
    »... mit einem Hilfssheriff. Wir waren die Ersten, die Gasts Leiche an dem Baum vor dem Haus hängend entdeckten ...«
    »Dann war das am 3. Mai.«
    »Genau an diesem Tag, und das weiß ich, weil ich es auf einem Kalender in Bellas Bordell gesehen habe ...« Collier stimmte ein abgehacktes Lachen an, weil ihm durchaus bewusst war, wie verrückt er sich anhören musste. »Im Vorgarten klaffte ein Loch, neben dem Schaufeln lagen. Der Marschall befahl mir, ihm bei der Suche zu helfen. Wir suchten nach Mary und Cricket Gast.«
    Sute saß breit und reglos da, lauschte ihm.
    »Sie haben mir gestern von Cutton erzählt, auch davon, wie Penelope ermordet wurde, und dass sich Gast erhängt hat«, fuhr Collier geradezu atemlos fort. »Dieser Teil des Traums könnte also auf Suggestion beruhen, aber von den beiden anderen Selbstmorden wusste ich nichts ...«
    »Poltrock und Morris ...«
    »Ja, richtig, aber ich habe gestern geträumt, was Sie mir heute erzählt haben, und ich bin ganz sicher, dass ich es nirgendwo anders gehört hatte.« Mittlerweile krampften sich Colliers Finger in seinen Oberschenkel. »In diesem verfluchten Albtraum ging ich also hinein und sah genau das – ich sah Morris mit aufgeschlitzter Kehle, und ich sah Poltrock, dem ein Teil des Kopfes fehlte. Danach stieg ich die Treppe hinauf und fand Cutton in dem Badezimmer, wo ihn jemand in der verdammten Sitzwanne ertränkt hatte. Dann schaute ich in ein anderes Zimmer und sah Penelope, die nackt auf einem von Blut durchtränkten Bett lag, mit einer Axt im Unterleib, in ihrer Vagina ...«
    Sute wirkte beunruhigt. »Mr. Collier, entspannen Sie sich. Solche Geschichten können einem unter die Haut gehen. Lassen Sie mich Ihnen noch einen Drink machen, damit Sie sich beruhigen.«
    »Ich will keinen beschissenen Drink mehr«, fauchte Collier. »Ich will wissen, was im Kinderzimmer war, in dem Zimmer, in dem ich jetzt wohne. In dem Albtraum wollte ich die Tür öffnen, aber sie war abgesperrt. Der Hilfssheriff des Marschalls trat sie auf, nur durfte ich nicht hineinschauen! Mary und Cricket waren darin, und sie waren tot, richtig?«
    »Richtig.«
    »Aber sie wurden nicht in dem Zimmer umgebracht – das haben Sie ja bereits gesagt. Wo wurden sie getötet? Und warum wurden ihre Leichen danach in das Zimmer gebracht?«
    »Um eine

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