Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der bösen Lust (German Edition)

Haus der bösen Lust (German Edition)

Titel: Haus der bösen Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
Vom Netzwerk:
Töchter?«
    Collier lachte kurz und freudlos. »Wenn ich Ihnen das sage, Mr. Sute, halten Sie mich für einen typischen Irren aus Kalifornien.«
    »Bitte. Ich bin Ihnen doch auch entgegengekommen, nicht wahr?«
    Der Mann hatte recht. Ich bin ohnehin nicht mehr lange hier, was macht es also für einen Unterschied, was er denkt? »Na schön. Seit ich in der Pension wohne, habe ich einige ... Dinge ... erlebt, die zu beschreiben mir schwerfällt.«
    »Ich habe Ihnen ja schon bei unserem gemeinsamen Essen gesagt, dass es vielen Gästen der Pension so ergeht.«
    »Ja, schon, aber ... Ich werde es Ihnen einfach erzählen. Sie können mich ruhig auslachen, und das würde ich auch verdienen, nur ...«
    Die fleischige Masse von Sutes Gesicht runzelte sich zu einem Lächeln. »Ich höre.«
    »Ich könnte schwören, ein paar Mal Kinderstimmen in der Pension gehört zu haben – Stimmen von zwei jungen Mädchen.«
    »Und laut Mrs. Butler wohnen derzeit in der Pension keinerlei Kinder«, mutmaßte Sute.
    »Haargenau.«
    »Und wenn sie die Stimmen der Kinder gehört haben, dann müssen Sie auch den Hund gehört haben.«
    Collier hatte das Gefühl, dass seine Züge soeben genauso starr wie die der Büste von Caesar geworden waren.
    »Der Hund wird in der Pension öfter gehört als die Kinder.«
    »War das Tier braun? Die Farbe von dunklem Schlamm?«
    »Farbe, Fell oder Rasse werden nie erwähnt. Der Hund war das Haustier der Mädchen. Er hieß Nergal.«
    Nergie. Nergal . Collier suchte eine Verbindung, die sich logisch erklären ließ, fand jedoch keine.
    »Merkwürdiger Name für einen Hund, aber wenn man berücksichtigt, dass die äußersten Extreme der Legende um Gast auf Dämonologie wurzeln, relativiert sich das. Der Name ›Nergal‹ bezieht sich auf einen mesopotamischen Dämon . Eine Kreatur des Verderbens und der Perversion, wenngleich ich dem wenig Glauben schenke.«
    Collier musste seine nächste Frage unverzüglich stellen. »Hießen die Mädchen Mary und Cricket?«
    »Ja.«
    Er lügt. Er macht sich einen Spaß daraus, mich zu verscheißern.
    »Aber natürlich könnte Ihnen jemand anderer die Namen gesagt haben«, fügte Sute hinzu.
    »Hat aber niemand.«
    »Sind Sie da absolut sicher?«
    »Ich schwöre es.«
    Sute deutete auf den Karton mit Papier. »Schauen Sie auf Seite 33.«
    Collier tat, wie ihm geheißen, und las die Überschrift.
    Kapitel 2
    Töchter der Finsternis:
Mary und Cricket Gast
    »Cricket war natürlich ein Spitzname. Auf der Geburtsurkunde steht Cressenda. Sie wird als dunkelhaarig und leicht zurückgeblieben beschrieben. Als sie starb, war sie vierzehn. Mary war pummelig – gedrungener – und blond. Vier Jahre älter als Cricket. Übrigens starben beide am selben Tag. Am 30. April 1862. Und ja, sie wurden von Harwood Gast ermordet. Ihre Leichen wurden am 3. Mai vom Marschall der Stadt entdeckt.« Sutes Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wo haben Sie die Mädchen gesehen? In der Pension?«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich sie gesehen habe«, entgegnete Collier und spürte, wie ihm übel wurde.
    »Wenn Sie gestatten, spreche ich frei heraus, Mr. Collier. Ich habe den Eindruck, dass Sie ein sehr intuitiver Mann sind ... Allerdings ist es einfach, in Ihren Zügen zu lesen.«
    »Na toll.«
    »In der Pension werden die Geister der Mädchen in der Regel nur gehört , draußen hingegen für gewöhnlich nur gesehen . Wo haben Sie die beiden gesehen?«
    Collier konnte den Mann nur anstarren. »Sie reden über Geister, als würden Sie persönlich daran glauben.«
    »Oh, das tue ich. Sehr sogar. Und wenngleich ich bei unserem Essen womöglich nicht ganz ehrlich zu Ihnen gewesen bin, ich bin überzeugt davon, dass es in Mrs. Butlers Pension – im ehemaligen Haus der Gasts – von Geistern nur so wimmelt. Ich glaube, dass es von den Schrecken seiner ursprünglichen Besitzer durchdrungen ist. Noch vor wenigen Augenblicken dachten Sie, ich würde Sie auslachen, aber wie Sie sehen, lache ich keineswegs.«
    Collier rieb sich die Stirn. »Na ja, wenigstens komme ich mir jetzt nicht mehr so idiotisch vor.«
    »Dafür gibt es auch keinen Grund. Wissen Sie, Mr. Collier, das entspricht der menschlichen Natur. Selbst die Menschen, die es nicht zugeben, lieben gute Geistergeschichten.« Sute lächelte. »Das einzige Problem besteht darin, dass manche wahr sind.«
    Collier seufzte vor seltsamer Erleichterung.
    »Und manche Menschen sind empfänglicher als andere – Sie zum Beispiel. Aber jetzt bin ich neugierig. Ich

Weitere Kostenlose Bücher