Haus der bösen Lust (German Edition)
»Morris hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten, und ich glaube, Poltrock hat sich in den Kopf geschossen.«
Die Erkenntnis stampfte wie ein träger Herzschlag in Colliers Adern. Er erinnerte sich an seinen Albtraum, jenen, in dem er eine Prostituierte namens Harriet gewesen war. Der Kerl, der mich vergewaltigt hat ... War sein Name nicht Morris? Der Traum war ihm nur allzu lebendig im Gedächtnis geblieben. Harriet hatte sich das Geld nie zurückgeholt, das er ihr schuldete. Sie hatte seine Leiche im Salon gesehen. Mit durchschnittener Kehle.
Das kann ich Sute nicht erzählen, das kann ich einfach nicht!
»Diese Dinger sehen wie Lohnschecks aus ...«
»Damals funktionierte das System ein wenig anders – die Arbeiter wurden immer bar bezahlt, oft direkt an der Baustelle, aber ja, im Wesentlichen sind es Schecks. Bei Einlösung wurden sie zu einer Zahlungsbestätigung. Ich bin sicher, der Kassenverwalter der Firma hat sie aufbewahrt, um eine präzise Buchhaltung führen zu können. Das war übrigens dieser Mann hier ...« Sutes dicker Finger tippte auf den unteren Rand des Schecks. »Windom Fecory.«
»Der Mann, nach dem die örtliche Bank benannt ist.«
»Ja.« Ein Ausdruck der Belustigung trat in Sutes Züge. »Ich vermute, wenn der aktuelle Vorstand der Bank mehr über den echten Windom Fecory gewusst hätte, dann hätte er sich für einen anderen Namen entschieden.«
»Warum?«
»Bestimmt erinnern Sie sich an die abstrakteren Aspekte unserer Unterhaltung ... das Element des Übernatürlichen ...«
Collier bemühte sich, nicht zu grinsen. »Sie meinen, dass Gast seine Seele dem Teufel verkauft haben soll.«
»Nicht unbedingt dem Teufel, aber möglicherweise einem Gehilfen dieser Wesenheit. Das wäre dann Fecory. Er sorgte für einen scheinbar unerschöpflichen Geldfluss, ohne je Gasts persönliches Konto zu leeren. Zumindest besagen das die weiter hergeholten Extreme der Geschichte.«
»Sie haben zuvor gesagt, dass Sie an Geister glauben. Glauben Sie auch daran? «
»Kann ich nicht sagen«, antwortete Sute, der nach wie vor die Schecks betrachtete. »Allerdings muss ich erwähnen, wenn auch nur flüchtig, dass der Name ›Fecory‹ eine verdächtige Ähnlichkeit mit einem Wesen aufweist, das man sich als dämonischen Gefolgsmann oder Leibeigenen vorstellen könnte. Der Erzdämon, der Luzifers Schätze der Unterwelt bewacht, heißt Anarazel, und der Name seines Gehilfen lautet Fecor.«
»Fecor ... Fecory.« Collier verstand. »Aber diesen Dämonenkram glaube ich nicht, das ist zu konstruiert.«
»Da stimme ich Ihnen zu. Trotzdem, sagen wir mal, es wäre wahr. Windom Fecory war Gasts Zahlmeister; seine Aufgabe bestand darin, Leistungen mit Bargeld zu vergüten. Der Dämon Fecor kann als Anarazels Zahlmeister beizeichnet werden, der ... jene Menschen, die dem Satan dienen, mit dessen Schatz belohnt.«
Collier schüttelte den Kopf. »Klar.«
»Und ich möchte hinzufügen, dass sich Fecorys Spur nach dem 30. April völlig verliert. Das war nicht nur der Tag, mit dem all diese Schecks datiert sind, sondern auch jener, an dem die Eisenbahn offiziell fertiggestellt wurde und an dem Harwood Gast zum letzten Mal nach Hause kam.« Sutes Interesse an den Schecks schien ungebrochen zu sein. »Ah, und hier ist einer für Taylor Cutton, den Vorarbeiter.«
»Jetzt sagen Sie bloß, er hat sich auch selbst ausgeknipst ...«
Ein weiteres Lächeln stahl sich in Sutes Gesicht. »Sie passen nicht richtig auf, Mr. Collier. Ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, dass Taylor Cutton in dem Haus ermordet wurde ...«
Die Erinnerung regte sich. »Der Mann, den Gast in der Sitzwanne ertränkt hat.«
»Ja. Ebenfalls am 30. April 1862.«
Unwillkürlich musste Collier an das Gurgeln aus dem Badezimmer vergangene Nacht denken, und an das nagende Geräusch ... Ich lege die Karten einfach offen. Was soll’s? »Hören Sie, Mr. Sute, seit ich in der Pension wohne, habe ich ein ...«
Sute fiel ihm ins Wort. »Ein gesteigertes sexuelles Verlangen, ja. Das haben Sie bereits angedeutet. Bestimmte Leute, die dort übernachteten, haben dasselbe erfahren.«
Wahrscheinlich errötete Collier. »Ja, aber ich hatte auch mehrere Albträume, in denen ich jemand anderes war. Vor zwei Nächten habe ich geträumt, ich sei ein Wachmann der Konföderierten. Ich bewachte Gefangene, die in einer umgebauten Scheune entlaust wurden. Mir kam dabei der Gedanke, dass diese Leute – Zivilisten – für irgendetwas vorbereitet wurden ...«
Sute schien
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