Haus der bösen Lust (German Edition)
sagte Collier und reichte ihr die Serviette. »Ich bin froh, dass Ihnen meine Sendung gefällt.«
»Danke«, gab sie zurück und ergriff die Serviette zögerlich. »Bis dann.« Sie wandte sich zum Gehen, doch Collier hielt sie auf, bevor Sie die Tür erreichte. Es war ein merkwürdiger Impuls, aber er zog sie an sich und küsste sie. Die Frau wirkte überrascht.
»Wäre ich nicht verheiratet, würden wir es jetzt treiben ... Carol.«
Ihre Verlegenheit verpuffte. Sie lächelte und ließ einen Finger sein Bein empor unter den Bademantel wandern. »Vielleicht überlegen Sie es sich später noch anders.«
Collier erwiderte nichts, doch der Ausdruck in seinen Augen besagte: Vielleicht haben Sie damit recht .
Sie verließ das Zimmer.
Collier stand da und starrte die geschlossene Tür an. »Unglaublich ...«
Während die Minuten verstrichen, ereilten ihn Anflüge von Schuldgefühlen und Bedauern. Schuldgefühle, weil er tatsächlich in Erwägung gezogen hatte, Sex mit ihr zu haben, und Bedauern darüber, es nicht getan zu haben. Es wäre mies gewesen , sagte er sich. Es wäre ausbeuterisch gewesen . Dann jedoch herrschte ihn eine Stimme wie ein Alter Ego an: Was bist du bloß für ein Waschlappen? Du hättest ihr einen Gefallen damit getan, etwas Würze in ihr trostloses, langweiliges Leben zu bringen. Ein richtiger Mann sagt zu kostenlosem Sex nicht Nein, du Arschloch!
Collier blinzelte und runzelte die Stirn. Ja, das stimmt wohl . Allerdings sah es ihm einfach nicht ähnlich, so etwas zu tun. Er neigte eher zu Schüchternheit.
Rasch verbannte er den merkwürdigen Zwischenfall aus seinen Gedanken und begann, sich anzuziehen.
Eine Sekunde lang glaubte er, etwas Widerwärtiges zu riechen – den Gestank von altem Urin –, dann schloss er kurz die Augen, und der Eindruck verschwand.
Kapitel 5
I
»Sie sind herzlich eingeladen, mitzukommen«, sagte Collier zu Mrs. Butler am Schalter, während er hilflos verstohlene Blicke auf ihre Brüste, ihre Hüften, ihr üppiges Becken warf.
»Oh, danke, Mr. Collier, aber es checken heute Abend noch Leute ein. Trotzdem, es ist ein bezauberndes kleines Restaurant, und ich bezweifle, dass es in Kalifornien etwas Vergleichbares gibt.« Ihr Busen waberte ein wenig; rasch erhob sie sich beim Geräusch von Leuten, die das Vorzimmer betraten. »Das müssen meine Gäste aus Philadelphia sein.«
Collier wich beiseite, als ein weiteres Touristenpaar beschwingt an den Schalter trat. Er ertappte sich dabei, zum Ölporträt von Harwood Gast emporzuschauen.
Typischer Plantagenbesitzer aus dem Süden, dachte er. Die strengen Züge waren sehr detailliert gemalt worden – die Augen schienen gezielt auf Collier gerichtet zu sein und drückten Verachtung aus. Was soll an diesem Kerl so böse sein? Mrs. Butlers Äußerungen gingen ihm immer noch durch den Kopf. Bloß ein alter, rassistischer Sklaventreiber aus der Vergangenheit.
Mehrere alte Bücherregale aus Holz säumten das große Gemälde. Zwischen zweien davon bemerkte Collier eine etwa einen Meter breite Nische. Er vermutete, dass dort früher einmal eine Statue gestanden haben mochte, nun jedoch enthielt sie einen alten, furnierten Tisch mit einer sonderbaren Anordnung von kleinen Schubladen und Brieffächern. Auf einem Etikett stand: Originalschreibtisch aus Ahornholz – Savery & Sons, 1779 . Als Collier genauer hinsah, bemerkte er ein kunstvolles Geflecht winziger Schnitzereien. An einer Seite der Nische hing ein kleines Ölgemälde, das ihm zuvor nicht aufgefallen war. Seltsam ... Es schien beinah so, als wäre es an dieser Stelle angebracht worden, damit es nicht bemerkt wurde. Ein winziges Schild verriet: Mrs. Penelope Gast . Gasts Frau ... Eine attraktive Dame mit Augen, die lasziv wirkten, schaute von der Leinwand. Sie stand vor einer Baumlandschaft, trug einen Schutenhut, ein wallendes Kleid und Rüschenuntergewand. Der tiefe Ausschnitt offenbarte einen cremefarbenen Busen. Das war also Gasts Version des amerikanischen Traums? Diese Frau und dieses Haus ... Der damalige Typus eines Wirtschaftsmagnaten. Ich schätze, im Grunde genommen sind sie alle nur Arschlöcher . Collier fragte sich, ob sie Kinder gehabt hatten.
Mrs. Butlers nasale Stimme ertönte, als sie von den historischen Wundern des Hauses schwärmte. Der Mann erkundigte sich: »Wäre es möglich, eines der Zimmer im ersten Stock mit Blick auf den Berg zu bekommen? Diese Aussicht morgens zu genießen wäre toll.«
»Oh, tut mir schrecklich leid, Sir«, gab die
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