Haus der bösen Lust (German Edition)
aus Gold. Aber wie gesagt, einer von Mr. Gasts weißen Arbeitern hat Geld aus Fecorys Lohnkoffer geklaut, und tja, das war’s für ihn. Ein oder zwei andere Weiße haben Mädchen aus dem Ort vergewaltigt. Sie hat man auch hingerichtet.«
Poltrock schaute zum nächsten abgetrennten Kopf. »Auf den Feldern?«
»Nein, nein. Die Weißen hatten Gerichtsverfahren. Man hat sie auf dem Hauptplatz im Ort gehängt. Nur die Neger werden auf dem Feld umgebracht. Wahrscheinlich können Sie’s gerade riechen.«
»Ja, kann ich. Kaum zu glauben, dass ein paar abgetrennte Schädel auf diese Entfernung so übel stinken können.«
»Oh, das liegt nicht nur an den Köpfen«, fuhr Cutton gelassen fort. »Ihre ganzen Körper werden in die Erde gedroschen. Als Dünger. Um was Schlechtes in was Gutes zu verwandeln. Nur die Köpfe bleiben übrig, bis sie zu Totenschädeln verrottet sind, als Warnung für die anderen Sklaven.«
Poltrock ließ den Blick erneut über die Felder wandern, als in kurzen Abständen mehrere Schatten über sein Gesicht fielen. Grundgütiger, dachte er mit grimmiger Miene. Sie passierten zwei weitere im Feld aufgespießte Schädel. Er zwang sich, geradeaus zu schauen.
Mittlerweile konnte er die Männer sehen, die an der Strecke arbeiteten. Weiße Vorarbeiter maßen die Schienendicke und kennzeichneten den nächsten Abschnitt des Gleisbetts, der ausgehoben und mit Schotter verfüllt werden musste, während hundert vor Schweiß glänzende Sklaven entweder gruben, mit Hämmern auf Nägel schlugen oder Schienen verlegten. Bewaffnete Aufseher bewachten die Baustelle mit aufmerksamen Gesichtern.
»Da sind wir, Mr. Poltrock«, verkündete Cutton und verlangsamte den Wagen. »Alles, was Sie sehen, untersteht jetzt Ihrem Kommando. Ist mir ein Vergnügen, für Sie zu arbeiten.«
Du arbeitest für mich, aber ich arbeite für Gast, besann sich Poltrock. »Danke.« Das Klingen von Metall auf Metall hallte in seinen Ohren wider. »Ich muss schon sagen, das scheint mir eine erstklassige Mannschaft zu sein.« Plötzlich erfasste ihn Begeisterung. Vielleicht war die Aufgabe doch nicht unmöglich. Die Arbeiten liefen wie eine gut geölte Maschine.
Der Wagen hielt an. »Morris ist der Mannschaftsleiter. Ich lasse ihn eine Pause ausrufen, dann kann er Sie den Männern vorstellen.«
»Das wäre gut.«
Die beiden stiegen vom Wagen ab. Niemand sah sie auch nur an, als sie sich der Strecke näherten. Jeder Mann, ob schwarz oder weiß, arbeitete konzentriert und entschlossen.
Und die auf Nägel schlagenden Hämmer klangen weiter.
Als Poltrock die Trasse überquerte, hielt er jäh inne. Er spürte, wie ihm plötzlich Galle in die Kehle stieg.
Sein Blick fiel auf das Feld, wo er mindestens drei Dutzend weiterer abgetrennter Köpfe auf Pfählen sah.
II
»Stell dich nich’ so an, als hättest du das noch nie gemacht«, sagte der jüngere Mann, der auf dem Gesicht des fetten anderen kauerte. Der Fette wimmerte.
Dieser Typ is’ echt die schwierigste Nummer, die ich je geschoben hab, dachte der Jüngere und runzelte die Stirn, und bei diesem Jüngeren handelte es sich – natürlich – um Jiff. Um seine Erektion aufrechtzuerhalten, zwang er sich, an Tom Cruise in Cocktail zu denken, denn jedes Mal, wenn er auf seinen feisten Kunden hinabblickte, zuckte er unwillkürlich zusammen. An ihm fand er rein gar nichts erregend. Der Dicke verharrte angespannt und zitternd auf seinem Bett, das Hemd von Christian Dior in XXXL-Größe offen, die Bermudashorts nach unten gezogen.
»Lutsch ihn richtig, Fettbacke«, befahl Jiff und packte ein Büschel weißer Haare neben der kahlen Stelle auf dem Kopf des Mannes. »Wenn du’s nich’ besser machst, muss ich dir wohl in die schwabblige Fresse schlagen.«
Der übergewichtige »Kunde« bemühte sich, die Erwartungen zu erfüllen.
»Vielleicht kapierst du’s, wenn ich dir in den fetten Arsch trete«, fuhr Jiff mit dem Rollenspiel fort. Er glitt vom Bett und ...
KLATSCH!
... schlug dem Dicken mit der offenen Hand hart ins Gesicht.
Ein verschleierter Blick trat in die Züge des Dicken. »Ich ... ich liebe dich ...«
Jiff hätte kaum breiter grinsen können.
Die Nachmittagssonne erhellte das schicke Schlafzimmer des Dicken. Jiff fand es amüsant, dass einen Stock tiefer direkt vor diesem Fenster das rege Treiben auf der Number 1 Street seinen üblichen Lauf ging. Touristen unternahmen gemächliche Spaziergänge, Antiquitätenfetischisten durchforsteten die urigen Geschäfte der Stadt. Und
Weitere Kostenlose Bücher