Haus der bösen Lust (German Edition)
so leid, dass meine dumme betrunkene Tochter Sie vergangene Nacht belästigt hat ...«
»Schon gut. Um die Wahrheit zu sagen, ich war selbst ein wenig betrunken.«
»Was wollen Sie in der Stadt unternehmen? Haben Sie etwas Bestimmtes vor?«
Sie trat beiseite, als er unten ankam. Der Anblick ihres drallen Körpers brachte Colliers Augen förmlich zum Stöhnen. »Ich will in den Buchladen. Ist der direkt an der Hauptstraße?«
»Ja, Sir, gleich an der Ecke. Number 1 Street und Penelope. Ist ein hübscher kleiner Laden.«
Etwas nagte an ihm – etwas, das nichts mit ihren üppigen Kurven zu tun hatte. »Oh, ich wollte sie noch etwas fragen. Erlauben Sie Gästen, Haustiere in die Pension mitzubringen?«
Ihr Blick schien trüb zu werden. »Haustiere ... nun, eigentlich nicht. Aber falls Sie vorhaben, bei einem künftigen Besuch eines mitzubringen, könnte ich natürlich eine ...«
»Nein, nein, das habe ich damit nicht gemeint. Es ist nur so ...« Plötzlich fühlte er sich töricht, weil er das Thema angeschnitten hatte. »Ich dachte letzte Nacht, ich hätte einen Hund gesehen.«
»Einen Hund? In der Pension? Ich kann Ihnen versichern, wir haben hier keine Hunde. Und auch wir selbst besitzen keine Haustiere.«
Was für ein Fehler. Ich habe mir Dinge eingebildet, weil ich betrunken und wegen ihrer Psycho-Tochter gestresst war . »Tut mir leid, ich schätze, vergangene Nacht war ich nicht ganz klar im Kopf. Aber ich muss zugeben, das Bier bei Cusher’s war so gut, dass ich ein paar zu viel davon getrunken habe.«
Mrs. Butler versuchte, zu lachen. »Nun, wir möchten, dass Sie sich wohlfühlen, Mr. Collier.« Kurz verstummte sie und legte die Finger ans Kinn. »In dieser Gegend läuft schon ein Streuner herum, der einigen Leuten manchmal auffällt. Was für ein Hund war es, den Sie gesehen haben?«
»Ich bin nicht mal sicher. Wohl eine Promenadenmischung, etwa so groß wie eine Bulldogge. Von der Farbe her ein schlammiges Braun.«
Überspielte sie gerade einen Anflug von Nervosität? »Also, falls sich hier wirklich ein Streuner eingeschlichen hat, scheuchen wir ihn im Nu wieder raus. Wissen Sie, Lottie lässt manchmal die Hintertür offen. Ehrlich, das dumme Mädchen macht mich noch fertig. Na, jedenfalls viel Spaß in der Stadt, Mr. Collier.«
»Danke. Bis später.«
Collier ging durch die große Vordertür hinaus. War ihre Reaktion wirklich merkwürdig gewesen, oder bildete er sich auch das nur ein? Es gibt keinen Hund. Ich bin derjenige, der überreagiert . Im warmen Sonnenschein folgte er der gewundenen Straße den Hang hinab.
Nach etwa hundert Metern fühlte er sich besser. Etwas Positiveres verdrängte die Absurdität der vergangenen Nacht. Er hatte eine seiner vorgefertigten Einverständniserklärungen dabei, da er bereits entschieden hatte, dass Cusher’s Bürgerkriegsbier der letzte Eintrag in seinem Buch werden sollte. Collier hatte gefunden, wonach er gesucht hatte, und der angenehmste Nebeneffekt war die Braumeisterin selbst. Sie ist so cool, dachte er versonnen. »Dominique ...« Der Name rollte förmlich von seiner Zunge. Er war sich dessen sicher, dass seine professionellen Absichten unbeeinträchtigt waren. Ich würde dem Bier auch dann eine Bewertung von fünf Sternen geben, wenn die Brauerin hässlich wäre . Trotzdem konnte er es kaum erwarten, Dominique wiederzusehen ...
In der Ortsmitte war die zur Mittagspause übliche Menschenmenge unterwegs, die all die malerischen Straßen mit lächelnden Gesichtern und leuchtenden Augen füllte. Zuerst brauche ich Geld, erinnerte er sich. Collier hatte nicht viel Bargeld dabei, und gleich an der Ecke befand sich eine Bank. Fecory Savings and Trust . Merkwürdiger Name, dachte er, doch wen interessierte der schon? Hauptsache, es gab einen Geldautomaten.
Mehrere Leute bildeten vor ihm eine Schlange. Collier wartete müßig und ließ den Blick über den Rest der Penelope Street wandern. Als er sich umdrehte, fiel ihm eine vorne am Gebäude befestigte Bronzetafel auf.
Dieses Gebäude wurde am Originalstandort der ersten Bank von Gast errichtet und nach dem Zahlmeister der Stadt benannt, Windom Fecory. 1865 konfiszierten Soldaten der Union von der Bank Millionen in Gold, die unter dem Boden versteckt waren. Anschließend brannten sie das Gebäude nieder und bargen die Nägel aus der Asche.
Interessant, fand Collier beiläufig, doch das Einzige, was seine Gedanken wirklich beherrschte, war Dominique. Ich werde heute bei ihr zu Mittag essen und ihr
Weitere Kostenlose Bücher