Haus der bösen Lust (German Edition)
Oberschenkels.
Wieder packte Collier ihre Hände. Das schreit förmlich nach einem Gerichtsverfahren, dachte er. Und – Scheiße – was, wenn sie wirklich schwanger ist? Ich wäre ruiniert . Er wollte sie aus dem Zimmer haben, damit er sich einfach wieder hinlegen konnte. Dennoch wollte er weder böse wirken, noch ihre Gefühle verletzen. Was für eine Plage. »Lottie, du bist eine wunderschöne junge Frau, aber das darf nicht noch einmal vorkommen. Das verstehst du doch, oder?«
Darüber runzelte sie die Stirn, bevor ihre Miene traurig wurde.
Collier stand auf, streifte seinen Morgenrock über und wickelte sie in ein sauberes Laken aus der Kommode. »Komm, du musst jetzt gehen.« Er öffnete die Tür und trat mir ihr hinaus auf den Gang. Zu seinem Glück befand sich niemand im Flur, der sie sehen konnte.
»Geh jetzt ins Bett«, forderte er sie auf. »Du hast heute Abend zu viel getrunken, deshalb ist das passiert. Morgen wirst du dich besser fühlen ...«
Kaum hatten die Worte seine Lippen verlassen, hielt er inne, weil er etwas hörte.
Aus meinem Zimmer . Er war überzeugt davon.
Eine Stimme aus seinem Zimmer. Sehr leise.
Eine Frauenstimme . Ein leichter Akzent ...
»Komm, Liebster, du musst noch etwas für mich tun.«
Dann eine rauere Stimme, die eines Mannes: »Ich bin fertig, jetzt muss ich hier raus.«
»Nein, nein, noch nicht. Tu es ... du weißt schon.«
Colliers Hände erstarrten auf Lotties Schultern.
Wer, zum Henker, ist da in meinem Zimmer?
Er sah Lottie direkt in die Augen. »Hast du das gehört?«
Doch Lottie hatte nur das schon vertraute, betrunkene Grinsen zu bieten.
Collier schlich zurück in sein Zimmer und sah sich um.
Da war niemand.
Aber was hatte er erwartet? Ich weiß, dass ich Stimmen gehört habe, sagte er sich. Es hatte zwar so geklungen, als kämen sie von hier, aber ...
Hatte jemand sein Zimmer betreten und gleich wieder verlassen, und all das in den wenigen Sekunden, die er mit Lottie vor der Tür gestanden hatte? Gab es einen anderen Eingang?
Schon klar, ich bin einfach müde. Ich habe Stimmen über die Lüftungsrohre aus einem anderen Zimmer gehört, das ist alles.
Auf dem Gang befand sich außer Lottie nach wie vor niemand. »Geh ins Bett, Lottie«, flüsterte er. »Und beeil dich, bevor uns jemand hier draußen sieht.«
Immer noch grinsend trabte Lottie betrunken den Flur hinab.
»Mach schon! Du weißt wie. Genau wie letztes Mal ...«
Wieder diese säuselnde weibliche Stimme ...
»Wer ist da?« Collier stürmte zurück in sein Zimmer.
Das sich nach wie vor menschenleer präsentierte.
Er hob die Hände ans Gesicht und rieb sich die Augen.
Herrgott noch mal, ich drehe durch.
Nun jedoch, in diesem Augenblick, hörte er etwas anderes. Ein Keuchen.
Wie von einem hechelnden Hund.
Langsam senkte Collier die Hände.
Ein kleiner, hässlicher Hund schnupperte an der Sockelleiste. Fraß er etwas? Er gab Leckgeräusche von sich...
Ungläubig starrte Collier hin.
Wie, verdammt noch mal, kommt ein Hund hier rein?
Es war eine dürre, schlammfarbige Promenadenmischung. Das Tier schien Collier nicht zu bemerkten, als es die Sockelleiste entlangschnüffelte.
Ohne zu überlegen, welchen Eindruck er vermitteln würde, rannte Collier hinter Lottie her und holte sie ein, bevor sie die Treppe hinunterstieg. Er packte sie am Arm und sah ihr in die Augen.
»Lottie, habt ihr einen Hund?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Haben irgendwelche Gäste Haustiere dabei?«
Abermals verneinte sie.
Er kratzte sich am Kopf. »In meinem Zimmer ist ein Hund, Lottie. Zuerst habe ich ihn gehört und dann gesehen.«
Lotties Grinsen verschwand. Sehr langsam schüttelte sie den Kopf.
»Komm ... komm mit und schau, damit ich weiß, dass ich nicht den Verstand verliere.« Er führte die in das Laken gehüllte Gestalt zu seiner Zimmertür, öffnete sie und schob Lottie hinein.
Kein Hund.
»Das ... ist einfach verrückt«, murmelte Collier. »Zuerst habe ich Stimmen gehört und dann – ich schwöre es – einen Hund gehört und gesehen.«
Lottie zog das Laken enger um sich, stahl sich wieder aus dem Zimmer und eilte davon.
Plötzlich machten sich die Nachwirkungen von Colliers eigenem Rausch bemerkbar. Denk einfach nicht darüber nach, riet er sich selbst. Er schloss die Tür ab, sah im Schrank sowie unter dem Bett nach und suchte jeden Winkel ab, um sich zu vergewissern, dass sich tatsächlich kein Hund im Raum befand.
Als er ins Bett zurückkehrte, ließ er das Licht an.
Verworrene,
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