Haus der bösen Lust (German Edition)
Pralinenschachteln. »He, kann ich was davon haben?«
»Alles, was ich habe ... gehört dir.«
Ich schätz’, das heißt ja . Jiff wusste, dass er rasch einen anderen Gang einlegen musste, weil der Mann sonst deprimiert und rührselig werden würde. Er öffnete eine Schachtel Trufflettes . »Wow, die sin’ gut.«
»Nimm die ganze Schachtel. Ich besorge dir mehr. Die bestelle ich direkt aus Frankreich.«
Jiff schüttelte den Kopf. Der antike Schrank war voll von solchen Süßigkeiten. Armer Tropf. Abgesehen davon, dass ich rüberkomm’ und ihn wie Hundedreck behandle, hat er nur sein Essen, auf das er sich freuen kann . »Aber weißte, bei dem Zeug solltest du dich echt ’n wenig zurückhalten. Is’ nich’ gut für deine Gesundheit.«
Ein dankbares Schluchzen. »Du sorgst dich um mich!«
Gott . Jiff wusste, dass der Anblick seines nackten Körpers den alten Mann nur anstachelte. Er begann, sich anzuziehen.
»Ich bin nichts«, krächzte sein Kunde. »Ich habe nichts.«
»Ach, fang jetzt nich’ an, so daherzureden. Scheiße, soweit ich’s sehen kann, haste einiges. Schicke Karre, schöne Wohnung, Geld.«
»Verstehst du denn nicht? Ohne Liebe ist das alles bedeutungslos. Ich kenne überhaupt kein wahres Glück ...«
»Hör auf mit dem Selbstmitleid!«, herrschte Jiff ihn an. Ich muss hier raus! »Echt jetzt, lass das. Pass auf, ich muss noch arbeiten, also wo is’ mein Geld?«
Eine zitternde Hand zeigte auf eine Kommode mit Intarsien. Jiff ergriff den Scheck, faltete ihn und steckte ihn in die Tasche.
»Bitte, sag mir wenigstens ... dass du mich magst! Bitte!«
»Klar mag ich dich ...«
»Dann liebe mich auch!«
»Das haben wir alles schon durchgekaut. So läuft’s nich’, und so wird’s auch nie laufen. Hier geht’s nur um Spaß. Wir sin’ Freunde , mehr nich’. Du hilfst mir, ich helf’ dir. Wir spielen ’n Spiel. Was passt dir denn da dran nich’? Was is’ falsch dran, Freunde zu sein?«
Feuchte Augen schauten zu Jiff auf. »Denkst du ... denkst du eigentlich je an mich? Ich meine ... wenn wir zusammen sind.«
Jiff hatte allmählich die Schnauze voll. Mann, wenn ich mit dir zusammen bin, denk’ ich nur an Christian Bale in sein’ Batman-Anzug, du erbärmliche fette Qualle ... Aber ein solcher Mistkerl konnte Jiff nicht sein. Der Mann war zu harmlos, um sich über ihn aufzuregen. »Klar denk ich manchmal an dich«, log er.
Der Kunde faltete die Hände. »Danke!«
Jiff musste weg. Er brauchte die Gegenwart echter Männer. »Also, du rufst mich einfach an, wenn du willst, dass ich wieder vorbeikomm’.« Damit steuerte er auf die Treppe zu.
Auf halbem Weg nach unten vernahm er das Flehen: »Heirate mich! Es bleibt unser Geheimnis. Du kannst so viele Lover haben, wie du willst. Ich gebe dir alles. Nur ... heirate mich!«
Jiff eilte zur Hintertür hinaus.
III
Collier erwachte kurz nach Mittag. Ein durch die Vorhänge einfallender Sonnenstrahl legte sich ihm als Streifen quer über die Augen. Was für eine Nacht, dachte er. Ihm war übel vor innerer Verwirrung, dann tauchte alles in Fragmenten wieder auf: der schreckliche Albtraum, Lottie, das Loch in der Wand ... und die Stimmen, die er zu hören geglaubt hatte.
Stirnrunzelnd schüttelte er all das ab und duschte rasch, wobei er eine gefühllose Erektion bemerkte. Was für eine Nacht . Sonnenlicht flutete den Treppengang und ließ Collier dumpfe Kopfschmerzen spüren, zweifellos das Nebenprodukt von zu viel Alkohol. Als Collier den Weg die Treppe hinunter antrat, hörte er lachende Kinder und eine aufgeregte Stimme, die sich nach einem Mädchen anhörte und rief: »Hier, Junge! Komm, hol den Ball. Hier, Junge!«
Wie ein Kind, das einen Hund ruft, dachte er. Collier ging zurück hinauf und sah sich um, doch da war niemand.
Mrs. Butler staubte unten das Geländer ab. Sie schaute zu ihm auf, und Collier war gezwungen, zu ihr nach unten zu sehen, wobei sein Blick sofort ihr Dekolleté ins Visier nahm. An diesem Tag trug die vollbusige alte Frau eine elegante Rüschenbluse und einen blauen Rock. Nachdem er sie durch das Guckloch nackt gesehen hatte, verspürte Collier nun einen heimlichen Kick.
»Guten Morgen, Mrs. Butler ... oder besser gesagt, schönen Nachmittag.«
Ein strahlender Ausdruck trat in ihr zerklüftetes Gesicht. »Das Frühstück haben Sie verpasst, aber ich mache Ihnen gern ein Mittagessen.«
»Oh nein, danke. Ich spaziere in die Stadt und besorge mir dort später etwas.«
»Und noch mal, Mr. Collier, es tut mir
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