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Haus der Jugend (German Edition)

Haus der Jugend (German Edition)

Titel: Haus der Jugend (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tietgen
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sowie Kleidung zum Wechseln. Und ich freute mich auf das heiße Wasser, darauf, darin zu entspannen und auch darauf, darin zu onanieren. In den Badekabinen war man unbeobachtet, hatte Zeit und Ruhe. Ich bezahlte meinen Obolus und wollte gerade in den gefliesten Gang einbiegen, um zu meiner Kabine zu kommen, da traf ich ihn endlich – Darius. Dort, wo ich nicht mit ihm gerechnet hatte.
    Er war allein, sein Haar war etwas feucht, die Haut seines Gesichts glänzte und dieses Mal trug er weder seine Jeans, noch seine Lederjacke, sondern einen weißen Kittel und eine graue Stoffhose. Er hatte einen Schrubber dabei, mit dem er einen Lappen über den Boden zog und ich musste an ihm vorbei.
    »Guten Morgen«, sagte ich. Er sah auf. Ich überlegte, einfach weiter zu gehen, aber meine Schritte fühlten sich an, als hätte Darius Metylan über den Boden gezogen.
    »Hallo«, antwortete er lächelnd. »Schön, dich zu sehen.« Er richtete sich auf, hielt den Stiel in der Hand und sagte kein weiteres Wort. Trotzdem schaffte ich es nicht, an ihm vorbeizukommen. Er sah aus, als wartete er auf etwas.
    »Arbeitest du schon lange hier?«
    Er nickte.
    »Ich habe dich noch nie hier gesehen.«
    »Ich dich schon.«
    Wenn wir in seiner Wohnung geschwiegen haben, war es angenehm. Hier weichte das Schweigen die Knie auf. Von den Kacheln hallten die Geräusche fließenden Wassers zurück. Aus den Kabinen hörte man es in den Badewannen plätschern, immer, wenn jemand sich bewegte.
    »Von dir hätte ich gedacht, du würdest dich melden.«
    Schuldbewusst sah ich zu Boden. Er konnte ja nicht wissen, wie oft ich von unten auf sein erleuchtetes Fenster gesehen hatte.
    »Ich dachte, es wäre mehr zwischen uns«, flüsterte er.
    Hatte er auf mich gehofft? Ist er abends zu Hause geblieben, weil er Angst hatte, mich zu verpassen? Hat er die Nächte wach gelegen, in der Hoffnung auf ein Zeichen von mir und hat sich danach gesehnt, auf die Geschichte aus meinem Körper zu lauschen, wenn wir uns zum Höhepunkt streichelten? ›Du bist es immer noch‹, hatte er zum Abschied gesagt und mir einen Kuss gegeben, den ich als seinen letzten empfunden hatte. Die ganze Woche lang hatte ich nur seine Vorwürfe im Ohr gehabt. ›Du bist ungerecht. Auch du hast Angst.‹ Und in den Wünschen nach seinen Berührungen bei den nächtlichen Spaziergängen nach den Aufführungen hatte immer die Angst davor gekauert, was sie über mich verrieten. Ich atmete einmal tief ein, fast, als wollte ich Luft für einen langen Kuss holen. Am liebsten hätte ich mich an Ort und Stelle von ihm umarmen lassen und die Sehnsucht der letzten Tage in sein Hemd geheult. Ich war eine schwache weibische Tunte. Aber die Gegenwart der erlebten Angst machte mich stark, nüchtern und gefasst. »Du hast etwas dazwischen gestellt«, antwortete ich in normaler Lautstärke.
    Darius sah sich schnell um, horchte auf die Geräusche, bevor er mir die Hand auf die Schulter legte. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Ich ließ seine Hand liegen, schüttelte sie nicht ab. Es war nur eine Geste unter Freunden. Daraus konnte uns niemand eine Falle bauen. »Das hast du.«
    Ein Haken wurde gelöst, eine Tür klappte, schnell zog Darius seine Hand von meiner Schulter.
    »Ist alles in Ordnung, Herr Beckmann?«, klang eine Stimme laut durch den Gang.
    Darius drehte sich um. »Alles in Ordnung«, rief er zurück und wandte sich laut an mich. »Schön, dass du jetzt auch in München lebst, Siegfried. Wir sollten uns mal treffen. Dann zeige ich dir, wo du die schönsten Mädchen findest.« Er bückte sich, hob den Wischlappen auf und wrang ihn über einem Eimer aus.
    »Gern«, sagte ich ebenso laut. »Aber erstmal muss ich mein Bad nehmen.«
    Ein letzter Blick von Darius bat darum, ich möge mich melden. Ich reichte ihm die Hand. Was mich erschreckt hatte, nutzte ich. Vielleicht könnte er in der unschuldigen Berührung hören, dass ich ihn immer erst spät abends besuchen konnte, wenn die Vorstellung vorbei war. »Auf die schönsten Mädchen bin ich gespannt«, sagte ich laut. In der Kabine ließ ich das Wasser in die Wanne und zog mich aus. Ich tauchte ganz unter, hielt die Luft an, solange ich konnte, prustete und tauchte wieder unter. Nachdem ich mich gewaschen hatte, sah ich Darius nicht mehr. Ich überlegte, wie ich Frau Bergmoser erklären konnte, dass ich nach der Arbeit nicht nach Hause käme. Warum? Ich zahlte Miete, war ihr gegenüber nicht zur Rechtfertigung verpflichtet, egal, wie sehr sie mich in

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