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Haus der Jugend (German Edition)

Haus der Jugend (German Edition)

Titel: Haus der Jugend (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Tietgen
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tranken wir unseren Kaffee. Darius aß eine Scheibe Brot, ich nichts. Frau Bergmoser würde mich zu Hause bestimmt mit einem zweiten Frühstück mästen und nebenbei erfahren wollen, wo ich die Nacht verbracht hätte. Und nichts würde sie mir weniger glauben, als die Wahrheit.
    »Musst du heute auch arbeiten?«, fragte Darius, während er Brot und Marmelade wieder in den Kühlschrank legte.
    »Ja.«
    Darius sah mich an. Er hatte die Stirn in Falten gezogen, als überlegte er etwas. Dann nahm er ein Putztuch und wischte damit den Tisch ab. »Ich bin heute Abend tanzen. Es wäre schön, wenn du nach der Vorstellung auch dahin kommen würdest.« Seine Stimme vibrierte leicht. Seine Stirn war nicht mehr verzogen, aber er biss sich auf die Unterlippe, so als wollte er noch etwas sagen, hätte es aber vergessen.
    »Gern«, antwortete ich und zog mir meinen Dufflecoat an. Der skeptische Ausdruck verschwand von seinem Gesicht, als er seinen Mantel anzog und wir leise und auf Strümpfen durchs Treppenhaus gingen. Die Schuhe zogen wir erst unten an, bevor Darius mich bat, zu warten und aus dem Keller ein Fahrrad holte, das er neben mir schob, bis wir uns an der Kreuzung Entenbachstraße – Ohlmüllerstraße trennten. Den ganzen Weg über hatten wir nicht gesprochen. Zum Abschied setzte er sich auf sein Fahrrad, kaute wieder auf der Unterlippe und legte die Stirn in Falten.
    »Ich bin um halb fünf wieder zu Hause. Wenn irgendetwas ist, kannst du auf jeden Fall vorbeikommen.«
    »Um halb fünf werde ich mich gerade über Fritz ärgern«, sagte ich lachend. Darius zögerte kurz, reichte mir die Hand, und als ich sie ergriff, drückte er so fest zu, als wollte er seinen Satz bekräftigen anstatt sich verabschieden.
     

7.
     

    Bevor ich schwach werde und zur Zigarette greife, höre ich Darius’ Schritte auf der Treppe. Ich stehe auf, gehe ihm entgegen, um das Essen aus der Küche zu holen.
    Darius trägt meinen Bademantel. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagt er. »Ich habe die Gelegenheit genutzt, meine Kleidung zu waschen.«
    »Nein.«
    Der Bademantel ist ihm ein bisschen zu klein. Aber er hat ihn zugebunden bekommen. Darius folgt mir in die Küche, schaut zu, als ich das Fleisch im Blätterteig aus dem Ofen hole, in Scheiben schneide und auf einen Servierteller lege, den ich ihm in die Hand drücke. Ich fülle den Rosenkohl und die Röstkartoffeln in Schüsseln, während Darius mit dem Teller in der Hand darauf wartet, dass ich ihm vorausgehe.
    Schweigend füllen wir uns auf, schweigend gieße ich den Riesling in unsere Gläser.
    »Auf unser Wiedersehen«, sage ich, hebe das Glas und trinke einen Schluck. »Lass es dir schmecken.«
    Darius lächelt. »Guten Appetit«, antwortet er, dann schweigen wir wieder, bis die Teller und Schüsseln leer sind. »Das war großartig.«
    »Danke.«
    Er stapelt die Teller vor sich, legt das Besteck darauf und trägt es in die Küche. Gemeinsam räumen wir auf, ohne dass ich mich unwohl dabei fühle oder denke, es wäre ungemütlich. Der Wein steht noch auf dem Esstisch, wartet darauf, getrunken zu werden.
    Immer, wenn Darius mir Geschirr in die Hand drückt, berührt er mit seinem Arm meinen. Während ich die Spülmaschine starte, drängt er sich zu mir.
    »Möchtest du Kaffee?«
    »Schon um der Erinnerung willen.«
    Erinnerungen. Ich fülle Wasser in einen Schnellkochtopf und denke an den Kessel von damals. Beigefarbenes Emaille mit blauen Blüten. Ich drücke den kleinen Knopf des Kochers nach unten und denke an den Herd, den wir befeuern mussten, rieche die Kohle, den Staub der Asche. Anders als vor fünfzig Jahren drücke ich Darius die Kaffeemühle in die Hand. »Hast du Lust, zu mahlen?«
    Irritiert sieht er auf mich und auf das Gerät in seiner Hand. Es ist aus Holz, bestimmt achtzig Jahre alt. Ich habe es auf einem Flohmarkt erstanden.
    »So ein Teil habe ich ja seit Jahrzehnten nicht benutzt.«
    »Der Kaffee schmeckt einfach besser so.«
    Es ist die Erinnerung, die ich mir immer gestattet habe. Der Teil Darius, der bei mir geblieben ist – all die Jahre.
    Darius grinst. »Gern.« Er setzt sich auf den Küchenstuhl, klemmt die Mühle zwischen seine Beine, schlägt dazu ohne Hemmungen den Bademantel auf, und dreht an der Kurbel. Ich erinnere mich an die Erektion, die ich vor fünfzig Jahren dabei hatte. Um ihm nicht zwischen die Beine zu starren, drehe ich mich schnell um, spüle die Cafetiere aus und trage Tassen, Zucker, Dosenmilch und etwas Gebäck, das ich noch im

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