Haus der Löcher (German Edition)
herausploppen. Ich werde so viel von ihrer Köstlichkeit in mich hineinschlingen, wie ich kann, ohne zu würgen. Ich würge nämlich nicht gern. Ich werde ihnen in die Augen sehen und spüren, wie sie mir ihre Soße in die Kehle pumpen.»
«Huuu.» Cardell bemühte sich, nicht schockiert zu wirken, obwohl er es ein klein wenig war. «Vielleicht könnte ich ja mitkommen und irgendwie – zusehen? Wir könnten vorher noch zu Abend essen?» Er griff nach einer Speisekarte.
Jackie hörte die Gebrochenheit und Verzweiflung, aber auch die Erregung in seiner Stimme. Er tat ihr leid. «Jeder muss seine eigene Luke finden», sagte sie. «Reinkommen ist für Männer schwerer als für Frauen, außer sie zahlen eine Menge. Allerdings bist du ziemlich süß, du hast Chancen.»
«Einen Tipp, wo man eine Luke findet?»
«Versuch’s mal mit dem vierten Trockner von links in dem Waschsalon Ecke 18th Street und Grover Avenue», sagte Jackie. Sie winkte. «Tschüs.»
Ihr Gesicht verschwamm und verflüssigte sich, dann ergoss sie sich in ihren Strohhalm und war weg.
Cardell nahm den Strohhalm und spähte hinein. Nicht verstopft. «Jackie?», sagte er. Der Barmann betrachtete ihn, ein Glas in der Hand.
«Was ist da gerade passiert?», sagte Cardell.
«Anscheinend wurde Ihre Freundin in den Strohhalm gesogen», sagte der Barmann.
«Das glaube ich auch», sagte Cardell.
Der Barmann zuckte die Achseln. «So was kommt vor.»
«Tja», sagte Cardell, «dann geh ich jetzt wohl mal.»
«Schönen Abend noch.»
Cardell steckte einen Zwanziger in den Cognacschwenker und winkte, zu Hoagy Carmichael mitsummend, dem Pianisten zu.
Im Aufzug auf der Fahrt abwärts roch Cardell an den Fingern. Dann griff er in die Tasche. Ja, das Silberei war noch da.
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Marcela bewundert Koizumis Skulptur
Marcela, eine Kunstkritikerin, war im Skulpturengarten. Koizumi, die bekannte japanische Künstlerin, stellte gerade eine ihrer neuesten Holzskulpturen auf den Sockel. Es war die Skulptur einer Frau auf allen vieren – die Hüften üppig und stilisiert, breiter Hintern und ein Mondgesicht. Sie war aus schwarzem, gelb gemasertem Holz geschnitzt.
Marcela trug ein Top mit U-Boot-Ausschnitt und weiße Bermudas. Sie wischte sich die Haare aus dem Gesicht und sah zu, wie Koizumi beide Knie der Holzfrau auf dem Postament festschraubte. Dann zog die Bildhauerin einen großen Handbohrer hervor, der am Griff einen Knick hatte.
Marcela schlug ihr Notizheft auf. «Und was machen Sie damit?», fragte sie.
Koizumi, eine zierliche Frau mit einem kleinen Mund, sagte: «Wenn die Skulpturen befestigt sind, drehe ich ihnen in einem letzten Schritt diesen Bohrer in den Arsch.»
«Kann ich zusehen?»
Fast hätte Koizumi nein gesagt. Sie arbeitete lieber für sich. Aber dann, beeindruckt von Marcelas frischem, neugierigem Gesicht und den ausladenden Hüften, änderte sie ihre Meinung. Sie nahm ein Schüreisen und hämmerte damit leicht gegen die hölzerne Pofurche der geschnitzten Frau. Dann legte sie es weg und setzte den Bohrkopf auf das winzige Führungsloch, das sie gemacht hatte.
«Jetzt bohre ich ihr Arschloch», sagte sie schlicht.
Sie drückte gegen den Griff und drehte langsam die Kurbel des Handbohrers. Von den Spiralen des Bohrers wickelten sich Holzkringel.
Marcela ging herum, um das Gesicht der Holzfrau zu betrachten. «Sie sieht aus, als gefiele ihr dieser Druck», sagte sie.
«Sie mag es, wenn ihr der Arsch gebohrt wird», sagte Koizumi. «Wie alle meine Frauen. Das mache ich bei jeder Skulptur als Allerletztes.»
Marcela sah sich in dem Skulpturengarten um, und tatsächlich, jede der vier Koizumi-Frauen hatte ein kleines Bohrloch im Po. In einem steckte noch ein Bohrer.
Marcela schaute vom Mondgesicht der Skulptur auf das schmale, konzentrierte Gesicht der Bildhauerin.
Koizumi sah sie und lächelte. «Möchten Sie auch ein paar Umdrehungen machen?»
«Wenn ich darf?»
«Drücken Sie nur gleichmäßig, wenn Sie die Kurbel drehen – aber nicht zu fest.»
Koizumi legte die Hände auf Marcelas Hände und zeigte ihr, wie sie den Knauf und den Kurbelgriff zu halten hatte.
Marcela neigte sich vor und drehte den Bohrer, und er mahlte sich in die Holzfrau, und eine lange Holzlocke schälte sich heraus und fiel ab.
«Das ist ziemlich eindeutig erotisch, finden Sie nicht?», sagte Marcela. «Sind Sie in dem Fall sie oder der Bohrer?»
«Beides, keins von beiden, ich weiß auch nicht», sagte Koizumi. Sie hob die Hand. «Das ist
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