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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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charisianischer Schiffe deutlich besser als an Bord praktisch aller anderen Flotten. Charisianische Matrosen hatten nur selten das Bedürfnis, sich in den Rausch zu flüchten. Selbst wenn es anders gewesen wäre, bot sich allerdings kaum Gelegenheit dazu. Nicht, dass Alkohol an Bord charisianischer Kriegsschiffe gänzlich tabu gewesen wäre. Jeden Tag wurde an die Mannschaft Bier ausgeschenkt (und es war wirklich gutes Bier!), meist zum Mittagsmahl, hin und wieder auch zum Abendessen. Rum wurde zu medizinischen Zwecken verwendet und bei Feierlichkeiten ausgegeben. Aber in allen anderen Situationen blieb Alkohol unter Verschluss und war daher nicht annähernd so verfügbar wie bei vielen anderen Navys.
    Entsprechend betrug die Unfallrate an Bord charisianischer Kriegsschiffe nur vielleicht ein Zehntel derer an Bord etwa einer harchongesischen Galeere.
    Aber man verlor bei jeder Fahrt Männer. So sehr der Pasquale-Orden auch auf Ernährungsvorschriften und Hygiene hinwies: Krankheiten ließen sich nicht vermeiden – nicht bei derart beengten Verhältnissen, wie sie nun einmal an Bord eines jeden Kriegsschiffs herrschten. Darüber hinaus war der Alltag beschwerlich, und an Bord eines Schiffes war es nun einmal ständig feucht. Daher hatte Manthyr durchaus Ausfälle einkalkuliert, die sich selbst ohne jegliche Feindberührung ergaben.
    Leider war er bei seinen Schätzungen ein wenig arg optimistisch gewesen. Die Schlacht vor der Dracheninsel war ein erster Hinweis darauf, was geschähe, wenn der Gegner über entschlossene, gut ausgebildete Mannschaften und anständig konstruierte Galeonen verfügte. Das hatte Manthyr zugegebenermaßen in sein Kalkül nicht einbezogen. Pawals kleines Geschwader hatte den Sieg davongetragen, obwohl es zahlenmäßig deutlich unterlegen gewesen war, gut. Außerdem dürften Pawals Schiffe mehr Schaden angerichtet als eingesteckt haben, auch gut. Doch die Berichte der Geschwader-Kapitäne ließen eines vermuten: Hätte der dohlaranische Kommandeur sich zunächst für Rückzug entschieden, um erforderliche Reparaturen durchzuführen, und erst danach das Gefecht wieder aufgenommen, wäre das Ergebnis wahrscheinlich weniger erfreulich ausgefallen.
    Wie auch immer: Mir fehlt jetzt im Geschwader eine halbe Galeonen-Besatzung, wenn man Unfälle und Krankheiten mitzählt. Und ich habe gerade ein zusätzliches Schiff gewonnen. Also: wo finde ich jetzt die Männer, die ich dafür brauche?
    Die Frage war berechtigt, aber unwichtig, gemessen an einer anderen: Graf Thirsk war ein realistisch denkender Seemann. Er hatte weitestgehend die gleichen Schlussfolgerungen gezogen wie Manthyr. Im Gegensatz zu Manthyr war Thirsk in der Lage, seine Truppenstärke stetig auszubauen . Angesichts der Leistungen, die seine Kapitäne vor der Dracheninsel gezeigt hatten, war es äußerst unwahrscheinlich, dass jemand wie er den errungenen Vorteil nicht würde nutzen wollen.
    Wir hätten mehr Schoner mitnehmen sollen , dachte Manthyr. Ich hätte ein paar Dutzend von denen ausschicken sollen. Unabhängig voneinander hätten sie agieren und ordentlich Chaos im Schiffsverkehr von Dohlar und Harchong anrichten können. Das hätte Thirsk dazu gezwungen, seine Galeonen auf einen größeren Bereich zu verteilen. He, was hätte er Spaß gehabt, die Schoner erst einmal zu finden und aufzubringen! Aber ich habe nicht genug Schoner. Thirsk wird also in der Lage sein, seine wichtigsten Transporte im Konvoi durchzubringen – so wie vor der Dracheninsel. Dann hat er immer noch genug Schiffe, um selbst offensiver vorzugehen. Und falls das jetzt noch nicht so weit sein sollte, wird es bald schon so sein. Ich hingegen kann ihn nur dann abwehren, wenn ich meine eigenen Galeonen eng beieinander halte.
    Keine guten Aussichten! Manthyr sollte Schiffe der Kirche versenken, je mehr, desto besser. Diese Aufgabe wurde mit einer kampfstarken Dohlaran Navy aber deutlich schwieriger. Er wusste, dass es ihm gelungen war, das dohlaranische Schiffsbauprogramm gehörig zu behindern. Wenigstens das, denn er hatte reichlich mit Kanonen beladene Küstenboote aufgebracht und viele Ladungen Terpentin, Pech, Spieren und anderen Schiffsbedarf versenkt. Manthyr war auch recht zuversichtlich, noch weiteren Schaden anrichten und die Verzögerung damit noch vergrößern zu können. Aber er würde in Zukunft deutlich defensiver vorgehen müssen. Und je weniger aggressiv er war, desto weniger effektiv wurde er.
    Wenn Thirsk bereit ist, selbst in die Offensive zu

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