Haus der Lügen - 8
Thirsk.
»Weiterhin habe ich die Kombüse angewiesen, heiße Schokolade für Ihre Gäste bereitzustellen, falls dergleichen gewünscht wird«, fuhr Sahbrahan fort. »Und Ihrem Wunsch entsprechend wird das Essen pünktlich um vierzehn Uhr serviert.«
»Gut.« Thirsk nickte. Dann jedoch blickte er an seinem Kammerdiener vorbei: Mahrtyn Vahnwyk, sein Privatsekretär und Erster Adjutant, war in die Admiralskajüte getreten.
Der Sekretär war deutlich größer als Sahbrahan, obwohl er sich immer ein wenig gebückt hielt. Trotz seiner Kurzsichtigkeit war er einer der besten Sekretäre, die Thirsk je zu haben das Glück beschieden gewesen war. Sahbrahan und Vahnwyk hassten einander aus tiefstem Herzen.
Der Graf beobachtete, wie die beiden Männer sich redlich mühten, einander in seiner Gegenwart keine finsteren Blicke zuzuwerfen, und dachte nüchtern: Nun, ich fürchte, eigentlich hasst jeder Paiair. Und so ungern ich das zugebe: mit Grund, wahrlich mit Grund!
»Falls der Herr Graf keine weiteren Wünsche hat, ziehe ich mich dann jetzt zurück und kümmere mich um die weiteren Vorbereitungen«, verkündete Sahbrahan steif. Thirsk nickte zustimmend. Der Kammerdiener reckte sich zu voller Größe auf, verneigte sich dann kurz und zog sich gemessenen Schrittes zurück ... und schaffte es dabei, die Anwesenheit Vahnwyks geflissentlich zu ignorieren.
Bei Langhorne! , dachte Thirsk. Und ich dachte immer, die Stimmung zwischen mir und Thorast sei angespannt!
Den amüsanten Gedanken unterbrach Lieutenant Bahrdailahn, der an die Tür der Kajüte klopfte und diese auf Thirsks »Herein!« öffnete, um die Gäste des Admirals in dessen Kajüte zu lassen. Thirsk ging den beiden hohen Herren zur Begrüßung rasch entgegen.
Pawal Hahlynd war etwa so alt wie Thirsk selbst, dabei aber etwa einen Fuß größer und deutlich weniger wettergegerbt. Weihbischof Staiphan lag von der Körpergröße ziemlich genau zwischen Thirsk und Hahlynd, hatte dichtes, silbriges Haar und auffallend lebhafte braune Augen. Er war ein sehr vitaler Mann, wirkte stets, als strotze er vor mühsam zurückgehaltener Energie. Allerdings hatte Thirsk erfahren, der Bischof habe eine ernstliche Schwäche für Süßigkeiten. Eben diese Schwäche für Süßes jedweder Art war einer der Gründe, weswegen Maik geradezu fanatisch Sport betrieb. Aus gleicher Quelle wusste Thirsk, dass Maik sich redlich mühte, diese Schwäche nicht allgemein bekannt werden zu lassen – vermutlich weil er der Ansicht war, das passe nicht so recht zu einem Schueleriten, Mitglied eines Ordens, der stets nach Enthaltsamkeit und Selbstdisziplin strebte. Thirsk selbst empfand diese Schwäche eher als beruhigend – wenigstens ein Beleg dafür, dass der offizielle Intendant der Flotte, Schuelerit hin oder her, ein ganz normaler Mensch war.
»Mein Lord.« Der Graf begrüßte zunächst Maik. Er verneigte sich und hauchte einen Kuss auf den Ring an Maiks Hand, dem Zeichen der bischöflichen Würde. Dann richtete er sich wieder auf und streckte Hahlynd die Hand entgegen. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen griff sein Gast danach. »Pawal.«
»Admiral«, erwiderte Maik nun die Begrüßung und das Lächeln. »Es ist gut, Sie zu sehen, auch wenn ich gestehen muss, dass die Fahrt quer durch das Hafenbecken doch etwas ... lebhafter war, als mir lieb gewesen wäre.«
»Ich bedauere, das zu hören, Mein Lord. Wie Sie wissen ...«
»Bitte, bitte, Mein Lord!«, fiel ihm der Bischof ins Wort und hob mahnend die Hand, den Zeigefinger ausgestreckt. »Mir sind die Gründe – die offiziellen Gründe – für ein Zusammentreffen hier draußen durchaus bewusst.«
»Mein Lord?«, fragte Thirsk, zur Belustigung des Bischofs, ein wenig skeptisch nach. Doch die Belustigung war aufgesetzt, wie Bischof Maiks Stirnrunzeln deutlich verriet.
»Ich sagte, ich sei mir bewusst, warum wir uns an Bord Ihres Flaggschiffs treffen, nicht an einem deutlich bequemeren Ort an Land«, sagte er. »Und ich kenne auch durchaus die inoffiziellen Gründe. Etwa die Liste all der Personen, die sich bei einer Besprechung in einem entsprechenden Arbeitszimmer an Land noch zusätzlich hätten einfinden können.«
»Ich verstehe.« Thirsk blickte den Bischof an. Lange Zeit maßen die beiden einander mit Blicken. Dann lächelte der Kirchenmann erneut. Dieses Mal geriet das Lächeln ein wenig schief.
»Ausnahmsweise, Mein Lord Admiral, bin ich einmal ganz Ihrer Meinung, auch wenn ich das besser nicht zugeben sollte. Ich halte
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