Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
vernünftigen Zeit zu Bett zu gehen! Wahrscheinlich hatten Sie noch nicht einmal zu Abend gegessen, als das Schreiben dieses jungen Hüpfers bei Ihnen eintraf!«
    »Recht haben Sie, Rysel«, erwiderte Tartarian beruhigend. »Und jetzt, da Sie den größten Ärger losgeworden sind, können wir da vielleicht zum Thema kommen, ja?«
    »Spielverderber!«, murmelte Anvil Rock. Doch er richtete seine Aufmerksamkeit tatsächlich wieder auf seinen Sohn. »Also gut, Koryn«, sagte er dann und klang erstaunlich anders, »was gibt es denn?«
    »Ich habe gerade selbst ein Schreiben erhalten«, erwiderte Gahrvai. »Genau das Schreiben, dessen Eintreffen Seijin Merlin bereits angekündigt hat.«
    »Und?« Anvil Rock richtete sich in seinem Sessel auf.
    »Sind Sie sicher, dass besagtes Schreiben wirklich von einem dieser geheimnisvollen ... Helfer Merlins kommt?« Tartarian klang ein wenig skeptisch, und Gahrvai konnte es ihm nicht verdenken.
    »Ich wüsste nicht, wie jemand, der kein Seijin ist, es mir so, wie geschehen, hätte zustellen können.« Gahrvai zuckte mit den Schultern. »Als ich nach dem Essen in mein verschlossenes Studierzimmer kam, lag es auf dem Schreibtisch, Mein Lord. Es befindet sich in diesem Studierzimmer genügend brisantes Material, dass Tag und Nacht bewacht wird. Trotzdem hat jemand es geschafft hereinzukommen. Ich will nicht behaupten, für jemanden, der kein Seijin ist, wäre das völlig unmöglich . Aber es wäre zumindest sehr, sehr schwierig. Und Charlz«, mit dem Kinn deutete er zum Fußende des Konferenztisches, an dem Charlz Doyal saß und den erwähnten Brief studierte, »ist sehr zuversichtlich, dass das, was er bislang gesehen hat, tatsächlich echt ist. Sie wissen ja, dass wir selbst einige Nachforschungen angestellt haben, seit Seijin Merlin uns vor der Nord-Verschwörung gewarnt hat. Wir wollten natürlich nicht unnötig die Lastdrachen scheu machen oder irgendeinem der ... Gehilfen des Seijin auf die Füße treten. Deswegen sind wir dabei eher behutsam vorgegangen. Aber alles, was wir bislang gefunden haben, bestätigt den Inhalt dieses Schreibens.«
    »Ich verstehe.« Tartarian blickte zu Anvil Rock hinüber. »Rysel?«
    »Wenn Koryn und Charlz von der Echtheit des Schreibens überzeugt sind, reicht mir das.« Anvil Rock zog eine so grimmige Miene, wie Tartarian es nur selten erlebt hatte. »Ehrlich gesagt, bin ich richtig erleichtert, das zu hören. Ich will diese Mistkerle zu fassen kriegen, Taryl! Unbedingt sogar!«
    Auch Gahrvai bemerkte den Gesichtsausdruck seines Vaters. Er wunderte sich, wie sehr sich die Einstellung Anvil Rocks verändert hatte, seit er so unwillentlich die Regierungsgeschäfte des abwesenden Prinzen Daivyn hatte übernehmen müssen. Nach wie vor war der Graf nicht glücklich darüber, dass eine fremde Macht sein Fürstentum erobert hatte. Da es seinerzeit seine Aufgabe gewesen war, Prinz Hektors Armee anzuführen, sah er Charis’ Erfolg in dieser Sache nach wie vor als persönliches Scheitern an. Doch gleichzeitig hatte er akzeptiert, dass die charisianischen Besatzer wirklich ihr Bestes gaben, nicht repressiver vorzugehen als unbedingt nötig. Koryn Gahrvai wusste noch mehr: So ungern sein Vater das zugeben mochte, war Anvil Rock zu dem Schluss gekommen, Cayleb von Charis und Sharleyan von Chisholm seien ungleich bessere Regenten, als Hektor das je gewesen war.
    Oh, wie sehr er sich gegen diesen Gedanken gesträubt hat! , dachte Gahrvai beinahe wehmütig. Wie ihm das gegen den Strich gegangen ist! Ich kann’s verstehen. Hektor und er waren miteinander verwandt, und zumindest hier in der Heimat hat sich der Fürst stets bemüht, mit nicht allzu harter Hand zu regieren. Da war wenig Distanz zwischen dir und ihm, nicht wahr, Vater? Du wusstest, wie er war, wenn es um das Große Spiel ging. Genau wie du wusstest – und ich auch –, wer den Konflikt zwischen Corisande und Charis eigentlich begonnen hat. Und Haarahld war das nicht!
    Nun, deshalb hielt Koryn Gahrvai seinen Vater noch lange nicht für einen Partisanen in Sachen Charis. Allein bei diesem Gedanken wurde Koryn ganz schwindelig. Aber seit Erzbischof Maikels Gemeindebesuch billigte Anvil Rock Charis durchaus den Willen zu, eine schwierige Situation zu verbessern. Er war gewiss noch nicht auf den Gedanken gekommen, sich selbst als einen Untertan des Kaiserreichs von Charis zu sehen. Den Lehren der Kirche von Charis jedoch hatte Anvil Rock sich deutlich weiter angenähert, als er selbst je für möglich

Weitere Kostenlose Bücher