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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Überfahrt von Manchyr hierher war ihnen dann auch noch der Wind hold gewesen.
    Deswegen schaute jetzt Sir Koryn Gahrvai zu, wie die Galeonen ihre Beiboote zu Wasser ließen. Hätte jemand sie beobachtet, hätte er sich vielleicht ein wenig gewundert, denn es waren mehr und auch größere Boote, als die meisten Handelsgaleonen an Bord mitzuführen pflegten. Es war eine ruhige, windstille, pechschwarze Nacht. Gahrvai war recht zuversichtlich, dass sie es auch unter anderen Wetterbedingungen geschafft hätten. Warum aber einem geschenkten Drachen ins Maul schauen, wenn Gott beschlossen hatte, dem Einsatz perfekte Wetterbedingungen zu bescheren?
    Auch wenn Sir Koryn nicht wusste, wie ein Seijin das alles arrangiert hatte.
    Nun wartete Gahrvai darauf, dass die erste Angriffswelle – Imperial Charisian Marines und corisandianische Gardisten, die sich den ganzen Tag über unter Deck verborgen gehalten hatten – leise aus den Luken der Galeonen strömten und zu den bereitstehenden Beibooten eilten. Insgesamt hatten die beiden Handelsschiffe beinahe eintausend Mann an Bord. Selbst mit der deutlich größeren Anzahl an Beibooten konnten sie unmöglich so viele Soldaten gleichzeitig anlanden. Andererseits: nachdem sie sorgfältig die Hafenkarten studiert hatten (und auch das Kartenmaterial, das dem geheimnisvollen Schreiben beigelegt gewesen war), hatten Gahrvai und Major Danyel Portyr – der Kommandeur des Ersten Bataillons vom Dritten Regiment der Imperial Charisian Marines – ideale Punkte ausgewählt, um die erste Angriffswelle an Land zu schaffen.
    Gahrvai wartete, bis der letzte Mann der ersten Welle – na gut: der vorletzte – in eines der Boote geklettert war. Dann ließ er sich selbst an einem Seil an der Wandung der Galeone hinabgleiten, bis ihm Yairman Uhlstyn, der ihn schon erwartete, dabei behilflich war, mit dem Fuß eine der Ruderbänke zu ertasten. Gahrvai ließ das Seil los und ließ sich den letzten Zoll fallen.
    »Also gut«, sagte er leise, »los geht’s!«
    Da man sogar die Riemendollen ausgepolstert hatte, um wirklich jegliches Geräusch zu vermeiden, glitten vier Ruderboote fast lautlos über die Telith Bay.
    Für die erfahrenen Bootsführer der Imperial Navy boten die Lichter der Stadt ausreichende Signalfeuer. Eigentlich bestand das Hauptproblem gar nicht darin, das Ziel zu finden, sondern die anderen Schiffe, die hier vor Anker lagen, hinreichend weiträumig zu umfahren. Gahrvais und Portyrs Plan sah nicht vor, dass eine zivile Ankerwache sie anriefe und damit an Land Alarm schlüge.
    Nichts dergleichen geschah. Leise erreichte Gahrvais Boot einen der älteren, leicht baufälligen Piers der Stadt. Es herrschte fast Ebbe. Es befriedigte Sir Koryn zutiefst, dass die Anmerkungen und Hinweise des geheimnisvollen Briefschreibers tatsächlich voll und ganz zutrafen. Der niedrige Pegel hatte einen recht breiten, felsigen Strand freigelegt, groß genug, um noch einer weiteren halben Bootsladung Männer Platz zu bieten, die dann allesamt im pechschwarzen Schatten des menschenleeren Piers verborgen wären. Aus den ersten beiden Booten stiegen die Männer bereits aus – eine vollständige Kompanie Gardisten mit voller Bewaffnung und einem Dutzend Blendlaternen, derzeit zur Seite hin fest geschlossen –, als Gahrvai an Land trat. Er betrachtete das Gelände gerade lange genug, um sich zu vergewissern, dass der Ort wirklich für die Anlandung seiner Truppen geeignet war. Dann nickte er dem ranghöchsten der vier Bootsführer zu.
    »Das wird reichen«, sagte er leise. »Fahren Sie zurück und holen Sie die nächste Ladung!«
    »Aye, Sir.«
    Es entging Gahrvai nicht, dass der Petty Officer mit chisholmianischem Akzent sprach. Nachdenklich blickte der Bootsführer zu den sanften Wellen hinab, die immer wieder gegen den kleinen Strand spülten.
    »In ungefähr ’ner halben Stunde kommt die Flut, Gen’ral«, sagte er. »Wird mindestens doppelt so lange dauern, bis ich die nächste Fuhre hier hab. Vielleicht sollten Sie und Ihre Jungs schon mal weiterstapfen, bevor das passiert.«
    »Wenn’s sein muss, werden wir das auch tun.« Gahrvai zuckte mit den Schultern. »Das Gute ist«, mit dem Kinn deutete er in Richtung eines der Pierpfähle und die verkrusteten Muscheln und Algen, die ihn wie eine Halskette zierten, »dass das Wasser kaum höher als knietief sein wird, selbst wenn die Flut ganz hereingekommen ist. Nicht, dass wir es nicht zu schätzen wüssten, wenn Sie sich beeilen würden!«
    »Ach, sicher,

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