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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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haben Sie davon erfahren?«, setzte Trynair nach. Doch seine Skepsis geriet ins Wanken angesichts von Clyntahns völliger Selbstgewissheit.
    »Die haben sich dazu verschworen, die Inquisition und ihre gottgegebene Autorität zu stürzen! Und das ist nur der erste Schritt ihres Plans, die Ketzer in Charis anzuerkennen«, erklärte Clyntahn unumwunden. »Sie haben Material gesammelt, das sie dazu nutzen wollten, andere Vikare zu erpressen. So wollten sie sich deren Unterstützung im Kampf gegen uns und den Großvikar sichern. Sie haben stetig daran gearbeitet, grundlegende Kirchenlehren zu unterminieren, einschließlich der Doktrin der Unfehlbarkeit des Großvikars, wenn er in Langhornes Namen spricht. Und sie haben geplant, die gesamte Autorität von Mutter Kirche auszuhöhlen, indem sie die Forderungen von Leuten wie Staynair und seinen so genannten Reformisten unterstützt haben, Bischöfe sollten vor Ort gewählt werden. Lokal! Das alles stellt doch wohl eine ernst zu nehmende Bedrohung für Mutter Kirche und Gottes Plan für Safehold dar, Zahmsyn! Und damit reden wir noch gar nicht über die persönliche Verderbtheit, die wir bei einigen von ihnen entdecken mussten!«
    Duchairn wurde übel. Ausgerechnet jemand wie Clyntahn wagte es, andere Leute der Verderbtheit zu bezichtigen! Dennoch war er entsetzt darüber, wie gewaltig der Katalog an Vorwürfen war, die der Großinquisitor zusammengetragen hatte. Duchairns Ansicht nach hatte Clyntahn immer schon Samyl und Hauwerd Wylsynns Absichten gezielt falsch gedeutet und ausgelegt. Einen Beweis dafür hatte der Schatzmeister ja, in Form des Schreibens, das Hauwerd ihm zugesteckt hatte. Aber Duchairn war sich entsetzlich sicher, dass Clyntahn seine Interpretation vielen anderen Vikaren würde schmackhaft machen können. Vielleicht sogar der Mehrheit der Vikare! Im Vikariat war man schon jetzt völlig entsetzt ob der Konsequenzen, die der Krieg gegen Charis mit sich gebracht hatte. Berichte, dass mehr und mehr mit den Reformisten sympathisierende Kirchenmänner zur ›Kirche von Charis‹ überliefen, in Emerald wie in Corisande, musste alle nur noch misstrauischer werden lassen. Die Vikare fürchteten sich vor einer Bedrohung von Gottes Kirche aus ihren eigenen Reihen.
    »Das sind schwer wiegende Anschuldigungen«, meinte Trynair. Dieses Mal klang der Kanzler ernstlich erschüttert, gar ein wenig verängstigt. »Und warum haben Sie uns immer noch nicht berichtet, wie Sie davon überhaupt erfahren haben? Und warum Sie uns erst jetzt davon berichten?«
    »Sie brauchten davon nichts zu wissen, weil es Sie nichts angeht. Denn dies ist zunächst einmal eine Angelegenheit der Inquisition«, gab Clyntahn unumwunden zurück. »Langhorne und Schueler haben die Inquisition ausdrücklich zu dem Zweck begründet, derartigen inneren Verfall der Kirche zu bekämpfen. Ich brauche mich nicht zu beraten, um zu erkennen, was mein Amt und mein Eid mir abverlangen. Zudem ging es hier um absolute Geheimhaltung. Die Verschwörer durften nicht erfahren, dass wir von ihnen wussten. Daher habe ich – abgesehen von Wyllym Rayno und einer Hand voll ranghoher Inquisitoren, bei denen ich mich darauf verlassen konnte, dass sie wirklich den Mund halten – niemanden eingeweiht. Die Geheimhaltung musste gewährleistet bleiben, bis der Wintereinbruch dafür gesorgt hat, dass keiner der Verschwörer Zion verlassen konnte. Auf diese Weise blieb Zeit genug, vorbereitende Untersuchungen durchzuführen und dafür zu sorgen, dass alle Verdächtigen gleichzeitig verhaftet würden. Ich will damit nicht andeuten, einer von Ihnen, meine Herren, hätte bewusst jemanden gewarnt, der sich eines derart verdammungswürdigen Verrats schuldig gemacht hat«, kurz zuckte sein Blick zu Rhobair Duchairn hinüber. Der Blick war nicht glühend vor Zorn, sondern kalt wie Eis. »Aber selbst ein einziges unvorsichtig vorgebrachtes Wort an der falschen Stelle hätte die Übeltäter warnen können, bevor der Zugriff vorbereitet war. Sie haben ja keine Ahnung, wie weitläufig deren Netzwerk ist und wie sehr deren Verderbtheit auf die Stäbe anderer Vikare und anderer Erzbischöfe übergegriffen hat!
    Was nun die Frage betrifft, wie ich davon erfahren habe ... ich wünschte, ich könnte mir dieses Verdienst selbst anrechnen, aber das entspräche nicht der Wahrheit.« Duchairn war nicht der Einzige, dessen Augen sich vor Erstaunen weiteten: Zhaspahr Clyntahn wollte den Ruhm, eine Verschwörung von solchem Ausmaße entdeckt zu haben,

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