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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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tatsächlich nicht für sich selbst beanspruchen? »Zufälligerweise«, fuhr der Großinquisitor dann fort, »hat jemand aus den Reihen der Verschwörer selbst deren wahres Gesicht erkannt. Dieser Geläuterte hat mich dann auf die Gruppe aufmerksam gemacht.«
    »Wer?«, hörte sich Duchairn selbst fragen.
    Schweigend, fast nachdenklich, blickte Clyntahn ihn einen Moment lang an. Dann nickte er. Mit einem Grunzlaut der Anstrengung wuchtete er sich aus seinem Sessel, stolzierte zur Tür des Besprechungssaals und öffnete sie.
    »Ja, Euer Exzellenz?«, fragte der Inquisitor in seiner purpurnen Soutane, der draußen vor der Tür stand.
    »Holen Sie ihn!«, befahl Clyntahn nur.
    »Sofort, Euer Exzellenz!«
    Der Inquisitor verneigte sich, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging raschen Schrittes den Korridor hinab. Clyntahn kehrte unterdessen wieder zu seinem Platz am Tisch zurück. Er setzte sich, verschränkte die Arme vor der Brust und saß dann schweigend da.
    Seine Kollegen mussten gar nicht so lange warten, wie es ihnen allen erschien. Dennoch hatte Duchairn das Gefühl, es dauerte eine Ewigkeit. Endlich kehrte der Inquisitor zurück. Begleitet wurde er dieses Mal von einem anderen Mann – einem Mann, der die orangefarben abgesetzte, weiße Soutane eines Erzbischofs trug.
    »Ich denke, Sie alle kennen den Erzbischof von Hankey«, sagte Clyntahn.
    Duchairn kniff die Augen zusammen. Ja, er kannte Nyklas Stantyn, den Erzbischof von Hankey, tatsächlich, wenngleich nicht sonderlich gut. Hin und wieder waren sie einander begegnet, vor allem, wenn es um die Finanzen von Hankey gegangen war. Jetzt blickte er den ganz offenkundig verängstigten Mann aufmerksam an und fragte sich, was sich wohl hinter dieser sorgfältig aufrechterhaltenen Fassade verbergen mochte. Es lag etwas Dunkles in Stantyns braunen Augen, und seine Hände zitterten sichtlich, bevor er sie in den Ärmeln seiner Soutane verbergen konnte.
    »Angesprochen hat mich Nyklas im letzten Mai«, fuhr Clyntahn fort. »Er hat sich an mich gewandt, weil er von einer ungeheuerlichen Verschwörung erfahren hat. Einer Verschwörung so genannter Männer Gottes, hier im Vikariat! Man hatte ihn angesprochen, und eine Zeit lang, das gibt er offen zu, hat er sich von diesen Männern täuschen und von ihren Lügen einwickeln lassen. Sie haben ihm eingeredet, ihr Ziel sei es, einem gewissen Machtmissbrauch von Mutter Kirche durch moderate Reformen entgegenzuwirken.« Der Großinquisitor gestattete sich ein schmales Lächeln. »Klingt das so wie das, was wir aus anderen Ländern hören, in denen ›Reformisten‹ einander fast über den Haufen rennen bei ihrem Bestreben, Mutter Kirche an Staynair und seine Ketzer zu verraten?«
    Duchairn spürte, wie ihm das Herz schwer wurde. Er begriff, wie diese Frage von den anderen verängstigten Vikaren aufgenommen werden musste. Ja, sogar Trynairs Blick bekam einen gehetzten Ausdruck. Maigwairs Miene zeigte seine Bereitschaft, jedes erforderliche Mittel zu akzeptieren, um reformistischen Bestrebungen im Inneren des Tempels entgegenzuwirken.
    »Zunächst war Nyklas so beeindruckt von ihrer vermeintlichen Aufrichtigkeit und ihrer Hingabe, dass er sich ganz und gar von ihnen hat vereinnahmen lassen«, fuhr Clyntahn fort. Er hatte seinen Zuhörern ausreichend Zeit gelassen, sich die Antwort auf seine letzte Frage selbst zu geben. »Aber nach und nach erkannte Nyklas, dass ihre wahren Ziele deutlich finsterer waren. Dann kam da diese Sache mit Charis. Die Verschwörer sahen eine Gelegenheit für sich. Dabei begingen sie den Fehler, sich ein wenig zu sehr in die Öffentlichkeit zu wagen. Und da erkannte Nyklas, was ihm zuvor verborgen geblieben war, einschließlich der bislang allzu gut geheim gehaltenen persönlichen Verderbtheit zahlreicher Verschwörer. Ich denke, es ist nur verständlich, dass er verängstigt war – sowohl über das, was er entdecken musste, als auch angesichts dessen, was Mutter Kirche und das Offizium der Inquisition wohl davon halten würden, dass er selbst an dieser Verschwörung beteiligt war. Er hat lange gebraucht, und es bedurfte zahlreicher Gebete, bis er seine Pflicht erkannte – nämlich mich auf all das aufmerksam zu machen, damit Mutter Kirche sich gegen diesen Angriff aus dem Hinterhalt wappnen könne. Ihm war bewusst, welches Risiko er persönlich dabei auf sich nahm, wenn er mich informierte. Aber er war fest entschlossen, genau das zu tun, und so kam es dann auch.«
    Sicher doch! Er durchlitt

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