Haus der Lügen - 8
genau belegen – und das durch Zeugenaussagen und Dokumente –, wann dieser Mann verhindert hat, dass die Waffen die Waffenkammern der Army erreichten, für die sie eigentlich bestimmt gewesen waren.
Andere unserer Agenten haben seinen Schriftverkehr mit Großherzog Zebediah nachverfolgt, kaum dass wir von einem Schreiben im Besitz des Grafen Craggy Hill erfahren haben. Dieses Schriftstück beweist eindeutig, dass auch Zebediah in die Verschwörung eingeweiht ist. Es ist die Absicht Ihrer Majestäten, besagte Musketen tatsächlich hier in Corisande ausliefern zu lassen. Sobald das geschieht, wird man Sie informieren – und ebenso Vizekönig-General Chermyn. Dann wird Chermyn Sie im Namen Ihrer Majestäten um Unterstützung bitten, damit er effizient gegen die Verschwörer vorgehen kann. Die Imperial Navy wird zum Transport Ihrer Truppen bereitstehen, und Sie erhalten Ihrerseits die Unterstützung der Marines unter dem Kommando des Vizekönig-Generals. Dann können Sie die Verschwörer festnehmen und die Waffen und alle anderen Beweismittel beschlagnahmen.«
»Bei Langhorne!«, stieß Anvil Rock leise aus. Er wirkte wie betäubt. Tartarian hingegen hatte die Lippen zu einem äußerst boshaften Grinsen verzogen.
»Ich habe Zebediah noch nie gemocht«, bemerkte er. »Und Craggy Hill geht uns gehörig auf die Nerven, schon seit Prinz Hektor ermordet wurde.«
»Ich kann auch nicht gerade behaupten, es würde mir das Herz brechen zu erfahren, dass Barcor, dieser Feigling, bei der ganzen Sache mitmacht«, setzte Gahrvai beinahe schon verträumt hinzu.
»Ich auch nicht«, bestätigte Doyal in deutlich grimmigerem Tonfall und rieb sich das Bein, das bei der Schlacht vor Haryl’s Crossing schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Die vier Corisandianer blickten einander an, und Merlin lehnte sich schweigend in seinem Sessel zurück. Sollten die vier ruhig erst ein wenig nachdenken. Nach einigen Minuten grüblerischen Schweigens suchten sie nacheinander wieder den Blick ihres Besuchers.
»Darf ich fragen, wie lange Ihre Majestäten – und wir wollen auch Prinz Nahrmahn nicht vergessen – diese nette kleine Verschwörung schon auf kleiner Flamme schmoren lassen?«, erkundigte sich Tartarian schließlich.
»Seit sie davon erfahren haben«, erwiderte Merlin. »Aber ich denke, ich sollte eingestehen, dass wir von Anfang an Großherzog Zebediah besonders im Auge behalten haben.«
»Natürlich, natürlich!«, schnaubte Anvil Rock. »Nur ein blinder, sabbernder Vollidiot – und Kaiser Cayleb hat ja nun deutlichst unter Beweis gestellt, dass diese Beschreibung auf ihn keinesfalls zutrifft! – würde Zebediah nicht ständig im Auge behalten!«
» Seijin Merlin, warum werde ich den Eindruck nicht los, dass dieser Beweis für Zebediahs Verrat Ihre Majestäten nicht gerade zu Tode betrübt?«, fragte Tartarian.
»Zum Teil gewiss, weil es wahrlich nicht überraschend gekommen ist, Mein Lord«, antwortete Merlin. »Und außerdem wohl auch, weil das Kaiserpaar recht erleichtert ist, diesen Risikofaktor so rasch loszuwerden.« Wieder zuckte er mit den Schultern. »Oder in den Worten Seiner Majestät des Kaisers: Es war nicht die Frage, ob Zebediah seinen Eid brechen würde, sondern nur wann . Und da dem so ist, sind Ihre Majestäten durchaus zufrieden damit, einen unzweideutigen, leicht nachvollziehbaren Beweis für seinen Verrat vorlegen zu können.«
»Und selbiges gilt auch hier in Corisande, nicht wahr?« Anvil Rock blickte Merlin scharf an.
»Selbiges gilt auch hier für Corisande, ja, Mein Lord.« Merlin hielt dem Blick des Grafen stand, ohne mit der Wimper zu zucken. »Mir ist bewusst, dass viele, die an dieser Verschwörung beteiligt sind, sich selbst für Patrioten halten. Wäre ich an ihrer Stelle, ginge es mir möglicherweise genauso. Aber was ich gerade gesagt habe, gilt beileibe nicht für alle von ihnen. Und ob es für jeden Einzelnen nun gelten mag oder nicht, Ihre Majestäten haben die Absicht, die schwersten Strafen nur über diejenigen zu verhängen, die einen eigens geschworenen Eid gebrochen haben. Ich will damit nicht sagen, dass alle anderen ungeschoren davonkommen werden. Denn so wird es ganz gewiss nicht sein. Aber ich denke, Sie alle haben bereits an der Art und Weise, wie Vizekönig-General Chermyn die Unruhen hier in Manchyr und im Umland angegangen ist, eines deutlich sehen können: Ihre Majestäten haben wirklich nicht die Absicht, sich als mordlüsterne Despoten aufzuführen. Es werden nur
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