Haus der Lügen - 8
Strafen verhängt, die das geltende Recht auch vorsieht. Wo es angemessen und machbar ist, wird sich auch Mitgefühl auf das Strafmaß auswirken.
Es steht zu hoffen, dass wir letzten Endes in der Lage sein werden, mit einem einzigen Hieb dem Kraken den Kopf abzuschlagen, wie es Graf Tartarian ausgedrückt hat – ohne dass es zu einer offenen Schlacht kommt und ohne unnötiges Blutvergießen. Ihre Majestäten wollen sämtliche Verschwörer fassen, Meine Lords. Denn nur dann ist sichergestellt, dass wir dergleichen nicht immer und immer wieder tun müssen.«
Wieder blickte Merlin die Corisandianer aus seinen blauen Augen fest an.
»Cayleb und Sharleyan sind nicht Zhaspahr Clyntahn. Sie haben keine Freude an Grausamkeit oder Blutvergießen. Aber sie sind fest entschlossen, dieser Sache hier ein Ende zu bereiten, ein für allemal! Denn sicherlich wollen Männer wie Craggy Hill, Zebediah und Barcor ganz gewiss nicht im Namen der Unabhängigkeit Corisandes ihr eigenes Blut vergießen. Andere sollen das für sie tun – um ihnen die Macht zu sichern. Und Ihre Majestäten haben nicht die Absicht, das zuzulassen.«
.II.
Vor der Dracheninsel, Hankey-Sund, Königreich Dohlar
Na ja, wenigstens haben wir sie schon mal gefunden, sagte sich Captain Ahrnahld Stywyrt. Natürlich ist es etwas ganz anderes herauszufinden, was wir jetzt, wo wir sie haben, mit ihnen anstellen wollen.
Stywyrt gestattete sich ein schmales Lächeln, als die dohlaranische Galeone eine weitere Breitseite abfeuerte. Sein eigenes Schiff, die Squall , die die Nachhut der verkürzten – sehr verkürzten – Kiellinie der Charisianer bildete, hatte bislang noch nicht in den Kampf eingegriffen. Bedauerlicherweise würde es auch noch eine Weile dauern, bis sich das änderte.
Obwohl es erst später Vormittag war, brannte die Sonne heiß vom Himmel. Sie spiegelte sich auf den blauen Wellen des Hankey-Sunds – dem südlichen Ausläufer des Golfs von Dohlar –, und verbrannte die grünen Hänge der Dracheninsel im Osten. Doch die Nordwest-Brise war recht kräftig, beinahe schon frisch. Sie sorgte für Wellen von neun oder zehn Fuß Höhe, und die Squall mit ihrem kupferbeschlagenen Bug pflügte unter Bramsegeln und einfach gerefften Toppsegeln mit fast sieben Knoten durch den Ozean, mit einem schönen Wind von Backbord achteraus. Die dohlaranischen Schiffe, die bei ihrem Südwestkurs auf Steuerbord lagen, während man sich einander allmählich näherte, nahmen den Wind beinahe dwars. Besser hätte der Wind für sie nicht stehen können, und doch erreichten sie kaum sechs Knoten. Bedauerlicherweise befanden sie sich zwischen den Charisianern und den von ihnen ausgewählten Zielobjekten. Und sie waren zu fünft.
Drei der Dohlaraner befanden sich bereits im Gefecht mit HMS Dart , die die charisianische Formation anführte. Captain Zhon Pawal, Skipper der Dart und ranghöchster Offizier vor Ort, hatte bereits die Schlachten vor der Felsnadel, in der Klippenstraße und im Darcos-Sund miterlebt. Sein Schiff war eines der neuesten unter dem Oberkommando Sir Gwylym Manthyrs. Die Dart war sogar fünfeinhalb Fuß länger als die Kaiserin von Charis , Kaiser Caylebs bevorzugtes Flaggschiff. Allerdings verfügte sie über zehn Geschütze weniger. Sir Dustyn Olyvyr war zu dem Schluss gekommen, dass die Kaiserin von Charis schlichtweg zu schwer bewaffnet war. Für ihre Verdrängung war das Schiff einfach zu schwer beladen. Das hatte Sir Dustyn noch vor Fertigstellung des Schiffes bemerkt. Dass die Kaiserin von Charis sich schon bald nach Indienststellung entlang der Längsachse krümmte und der Kiel sich mittschiffs nach oben wölbte, weil die schweren Gewichte an Bug und Heck die Kaiserin schlichtweg überforderten, hatte Olyvyrs ursprüngliche Befürchtungen nur bestätigt. Obwohl die Kaiserin mit ihren gewaltigen Breitseiten zweifellos ein Furcht erregender Gegner war, hatte es deshalb keine andere Möglichkeit mehr gegeben, als die Bewaffnung ein wenig zu reduzieren. Bei der Konstruktion der Schwert-von-Charis- Klasse hatte Olyvyr diesen Fehler vermieden. Zusätzlich zum verminderten Gewicht und einer etwas vergrößerten Verdrängung hatte er auch noch mit diagonaler Beplankung experimentiert, um die Längsschiff-Stabilität zu verbessern.
Aus diesem Grund vermochte die Dart ihre immer noch beachtliche Bewaffnung mühelos über die Wellen zu tragen. Sie hatte ebenso viele Dreißigpfünder an Bord wie die Kaiserin von Charis , dabei aber nur zwanzig Karronaden. Der
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