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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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einen Moment lang ab, dann senkte er ruckartig sein Schwert.
    »Feuer!«
    Während die Shield in ein Wellental sank, eröffnete sie das Feuer.
    Eigentlich hatte sich Captain Aiwain bei der Abschätzung der Entfernung ein wenig getäuscht; sein Schiff befand sich nur noch vierzig Schritt vor der Großvikar Mahrys , und die Geschosse der Shield trafen Rohsails Schiff mit der Gewalt eines Erdrutsches – und mit ebensolcher Zerstörungskraft. Obwohl man die Mahrys als Kriegsschiff konstruiert und gebaut hatte, waren ihre Spanten und Planken nicht so robust wie die der Shield . Die Dreißig-Pfund-Kugeln, die das charisianische Schiff auf sie abfeuerte, zerschmetterten das Holz mit beinahe schon verächtlicher Leichtigkeit, einem Vorschlaghammer gleich. Sie rasten über das Batteriedeck, und eine todbringende Wolke aus Splittern stob auf.
    Aiwains Schützen waren ungleich erfahrener als die Rohsails. Sie konnten ihr Ziel deutlich besser erkennen, und sie vermochten auch die Bewegung ihres eigenen Schiffs besser abzuschätzen. So hatten sie das Rollen der Shield fast perfekt ausgenutzt. Trotz des geringen Abstands, trotz ihrer größeren Erfahrung verfehlten einige der Geschosse das Ziel. Nur jemand, der schon einmal inmitten von Rauch und Donner und dem allgemeinen Chaos einer Seeschlacht eine Kanone mit glattem Lauf abgefeuert hatte, konnte wirklich beurteilen, wie schwierig es ist, unter derartigen Umständen ein doch relativ kleines Ziel wie ein gegnerisches Schiff zu treffen, selbst bei kurzer Entfernung. Die meisten Schüsse aber saßen, und keiner wurde zu hoch abgegeben. Jeder Treffer krachte in den Rumpf des Gegners, und die Charisianer waren dem Feind nah genug, um die Schreie der Verwundeten und Sterbenden zu hören.
    Captain Raisahndo verzog das Gesicht, als das zweite charisianische Schiff in die Schlacht eingriff. Der Klang einer massiven Breitseite war unverwechselbar – und Gleiches galt auch für die plötzlich aufwallenden neuen Rauchwolken. Er spähte achteraus, versuchte herauszufinden, auf welches seiner Schiffe der Gegner gezielt hatte. Es war schwer, in dem ganzen Chaos etwas zu erkennen. Tatsächlich konnte er kaum die Fockmastsegel von HMS Bédard sehen, die sich im Kielwasser der Rakurai befand. Aber es sah nicht so aus, als sei Ahndair Krahls Schiff getroffen. Nur war sich Raisahndo sicher, dass eine charisianische Breitseite, über eine derart kurze Distanz hinweg abgefeuert, ihr Ziel keineswegs verfehlen würde.
    Muss die Großvikar Mahrys erwischt haben , dachte er.
    Der Gedanke rief gemischte Gefühle in ihm wach. Den Kommandanten dieses Schiffes, Sir Dahrand Rohsail, hasste Raisahndo vom hochwohlgeborenen Kopf bis zu den ebenso hochwohlgeborenen Zehen. Der Mann war ein arroganter, aristokratischer Besserwisser, der niemals damit hinter dem Berg hielt, sich bestens mit den Offizieren zu verstehen, die Herzog Thorast beständig in den Hintern krochen. Rohsail gab sich auch keinerlei Mühe zu verbergen, dass er nur wenig von Graf Thirsks Vorstellung hielt, wie man an Bord eines Schiffes für Disziplin zu sorgen hatte. Andererseits hatte Rohsail sich Thirsks Anweisungen gefügt, die Peitsche nur selten zum Einsatz zu bringen, ob ihm das nun passte oder nicht. Und Mut hatte Rohsail, das stand fest. Er war sogar tatsächlich willens gewesen, zumindest die Grundlagen der Seemannschaft zu erlernen (so sehr er es auch verabscheute, sich von einfachen Bürgerlichen irgendetwas beibringen zu lassen). Und niemand konnte seine Bereitschaft in Frage stellen, sich dem Feind in der offenen Schlacht zu stellen.
    Ich mag diesen Dreckskerl zwar nicht sonderlich, aber im Augenblick ist dieser blutrünstige Hurensohn wirklich genau da, wo er hingehört!
    Rohsail taumelte, als ein Teil der Reling, keine fünf Fuß von ihm entfernt, einfach verschwand. Irgendetwas traf ihn mit brutaler Gewalt an der Schulter, riss ihn fast von den Füßen, und aus der Schiffsmitte hörte er Schmerzensschreie – genau dort, wo ein Großteil der Breitseite eingeschlagen war. Rohsail verkrampfte die rechte Hand um die noch verbliebene Reling vor ihm, den Blick auf den Vorsteven geheftet. Irgendwie schaffte er es, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Seine linke Schulter fühlte sich an, als sei sie gebrochen; schlaff und nutzlos hing sein Arm herab. Doch Blut war nirgends zu sehen. In einem Winkel seines Gehirn fragte eine Stimme, was ihn wohl getroffen haben mochte. Doch jetzt blieb ihm keine Zeit, sich darüber Gedanken zu

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