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Haus der Lügen - 8

Haus der Lügen - 8

Titel: Haus der Lügen - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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machen. Er wankte einige Schritte vorwärts, packte wieder die Reling und machte sich auf den Weg zum Bug.
    Die meisten Geschosse des Gegners hatten die Mahrys recht tief getroffen, mitten ins Batteriedeck. Den Schreien nach zu urteilen, musste es Shan-wei viele Verluste gegeben haben. Rohsail ermahnte sich, nicht immer gleich das Schlimmste anzunehmen. Die Schreie eines einzelnen Verwundeten mochten schließlich laut genug ausfallen, um für zwei oder drei Mann zu reichen.
    Aber zumindest einige der Kanonenkugeln waren auch über das Oberdeck gerast. Im Gegensatz zu den charisianischen Galeonen besaß die Mahrys keine Geschütze auf dem Backdeck. Im Mittelschiff allerdings gab es auch auf dem Oberdeck zehn davon, fünf für jede Breitseite.
    Jetzt wurden auf der Steuerbordseite nur zwei davon genutzt.
    Rohsails Kiefer mahlten. Eine der drei derzeit schweigenden Zwölfpfünder war für immer untauglich: Ein direkter Treffer hatte sie schlichtweg zerschmettert. Die beiden anderen schienen noch funktionstüchtig. Von den sechzehn Mann aber, die diese Geschütze bedienten, waren die meisten tot oder verwundet. Insgesamt waren für diese fünf Geschütze vierzig Mann abgestellt gewesen. Davon war vielleicht noch ein Dutzend auf den Beinen. Sie alle waren eifrig damit beschäftigt, ihre toten und verwundeten Kameraden von den wenigen noch nutzbaren Geschützen fortzuschaffen.
    Die Mahrys war kaum hundertsechzig Schritt lang. Trotzdem machte es der allgegenwärtige Rauch, der jetzt hauptsächlich aus den feindlichen Rohren quoll, fast unmöglich, weiter als bis zum Mittelschiff zu blicken. Doch nach dem, was Rohsail sehen konnte , waren auch mindestens ein weiteres halbes Dutzend Matrosen und Soldaten der schiffseigenen Infanterie gefallen. Und das war die Lage nur hier auf dem Oberdeck. Es war völlig unmöglich abzuschätzen, wie viele Tote oder Verwundete es auf dem Batteriedeck gegeben hatte.
    Doch trotz der Schreie und des Blutes waren Rohsails andere Schützen immer noch eifrig bei der Arbeit. Sie feuerten jetzt unabhängig voneinander, ohne die disziplinierte Einmütigkeit einer Breitseite. Das Dröhnen der Geschütze war eine höllische Kakophonie, ein fast unablässiges Grollen aufbellender Ladungen. Natürlich litt die Präzision darunter, wenn jeder Geschützführer blindlings in die Rauchbank hineinfeuerte, wann immer er der Ansicht war, die Bewegung des Schiffes gestatte einen möglichst guten Schuss. Doch wenigstens feuerten sie überhaupt noch. Trotz des unfassbaren Lärms hörte Rohsail auch immer noch Rufe – Offiziere und Unteroffiziere feuerten die Schützen an, und Matrosen und Soldaten brüllten den Charisianern Schmähungen entgegen.
    Rohsail blickte auf. Mehrere Segel hatten schon Löcher, abgetrennte Schote und Falle schlugen im Wind, und mindestens vier oder fünf tote Matrosen hingen in der Großmars. Die Charisian Marines hatten sie ins Visier genommen. Immer und immer wieder bellten ihre widerliche Gewehre auf. Doch bislang schien nichts Wichtiges beschädigt. Noch während Rohsail nach oben blickte, huschten Matrosen in die Wanten, ignorierten Kanonen- und Gewehrkugeln und machten sich daran, die Takelage zu reparieren.
    Sie alle werden nie mehr sein als einfach geborener Abschaum , ging es Rohsail durch den Kopf – allzu viele stammten aus den Gossen von Gorath. Aber als er nun sah, wie sie tote und verwundete Kameraden auf dem Deck ablegten, mitten im charisianischen Beschuss Reparaturen durchführten, geborstene Relingstücke und Taljen von ihren Geschützen räumten und sofort wieder nachluden und feuerten, verspürte er doch einen Stich Stolz.
    »Gebt’s ihnen, Jungs!«, hörte er sich selbst brüllen. »Gebt’s ihnen!«
    Mit zusammengebissenen Zähnen stieß Captain Stywyrt einen Fluch aus und widerstand dem äußerst unziemlichen Drang, mit der Faust auf den Kompassstand zu schlagen. Die Wucht des Artillerie-Duells nahm noch weiter zu. Von Stywyrts Position aus, achtern luvwärts, konnte er deutlich die Masten der Dart und der Shield erkennen, deren Kurs sie genau vor die Dohlaraner brachte. Sie hatten jetzt drei der fünf dohlaranischen Galeonen ins Gefecht verwickelt, und das vierte feindliche Schiff stand kurz davor, ebenfalls einzugreifen.
    Bislang schien die Takelage sowohl der Dart als auch der Shield noch intakt. Beide Schiffe waren noch voll manövrierfähig. Im Gegensatz zu den Dohlaranern feuerten sie auch immer noch Breitseiten. Das verriet Stywyrt so einiges. Trotz der

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