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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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keinen Blick für die ehrwürdige Kirche, für deren Schattenspiel auf dem Pflaster des dritten Burghofs, sondern eilte dem Königspalast zu. Während des gesamten Wegs richtete er an Julia kein einziges Wort. Als wäre er stumm geworden.
    Erst vor dem Palast selbst wurden sie aufgehalten.
    Zwei Wachen stellten sich ihnen in den Weg. »Was wollt Ihr?«, fragte ein Soldat den Maler. Der Mann hatte ein beinahe viereckiges Kinn und unter dem Halbpanzer Oberarmmuskeln, die aussahen, als wollten sie platzen. Julia existierte für ihn gar nicht.
    Messer Arcimboldo schaute überrascht auf. »Was ich will? Zum Kaiser will ich.«
    Das Muskelpaket vor ihnen wich keinen Schritt beiseite.
    »Niemand darf zum Kaiser, der nicht gerufen wurde.«
    »Ich bin gerufen worden!«, sagte Messer Arcimboldo und fixierte den Soldaten. Doch dieser ließ sich nicht einschüchtern.
    »Wenn Ihr gerufen worden wärt, Messer Arcimboldo, dann wüssten wir es. Es tut mir leid.«
    Messer Arcimboldo sagte einige Brocken in seiner welschen Muttersprache, und Julia vermutete, dass es sich dabei nicht um freundliche Worte handelte.
    »Kaiser Rudolf wird mich anhören wollen, denn ich weiß, was das für ein Wesen ist, das die Stadt terrorisiert. Ich weiß, wer es gemacht hat, und ich weiß, wie man es wieder loswird.«
    Der Soldat sah ihn plötzlich mit großen Augen an – und selbst Julia staunte. Zwar versperrte ihnen der Soldat weiterhin den Weg, doch er rief einen zusätzlichen Mann herbei, flüsterte ihm etwas ins Ohr, und der junge Mann,
kaum älter als Julia, schoss wie der Blitz in das Hauptgebäude.
    »Wenn Ihr so freundlich wärt und warten könntet.«
    Allerdings war jetzt Messer Arcimboldos Geduld an einem Punkt angelangt, wo es ihm offensichtlich unmöglich war, ruhig zu bleiben. Ganz nahe trat er an den Wachsoldaten heran, sodass ihre beiden Gesichter kaum mehr ein Blatt weit auseinanderlagen.
    »Ich werde jetzt mit diesem Mädchen zusammen in den Palast gehen und den Kaiser aufsuchen, wie ich es seit zwanzig Jahren mache. Wenn Ihr mich daran hindern wollt, tut es. Aber seid versichert, das Untier wird zuallererst die Wächter des Kaisers fressen. Und zwar mit Stumpf und Stiel. Spätestens wenn der Schatten des Veitdoms aus diesem Hof hier ein dunkles Loch gemacht hat. Ich kann es verhindern. Ich allein! Und wenn Ihr mich jetzt nicht unverzüglich zum Kaiser vorlasst, dann gebt am besten gleich etwas Pfeffer und Salz auf Eure Rüstung – damit der Dämon nicht rülpsen muss, wenn er Euch frisst!«
    Bei diesen Worten schob er die Wache mit einem Ruck seines freien Armes beiseite.
    Julia schloss die Augen, weil sie erwartete, der Soldat würde sich nun wehren, würde seine Waffen gebrauchen, doch der Muskelmann ließ sie unbehelligt durch. Er drehte sich nicht einmal mehr zu ihnen um.
    »Das wäre geschafft«, murmelte Messer Arcimboldo vor sich hin.
    »Wie habt Ihr das eben gemeint, Herr?«, wagte Julia zu fragen, während sie die Treppenwendel hinaufstiegen. »Dass Ihr wisst …«
    »Still!«, unterbrach er sie. »Hörst du?«
    Beide blieben auf der Treppe stehen und lauschten. Julia glaubte schon, der Maler habe Wahnvorstellungen, doch
dann schälte sich aus dem Rauschen ihres Blutes, ihrem Atmen und dem Rascheln der Kleidung ein weiteres Geräusch. Eine Stimme.
    »Jemand spricht«, sagte sie. Messer Arcimboldo winkte ab.
    Er trat vor sie, beugte sich zu ihr herab und packte sie mit den Händen an beiden Schultern. Der Maler sprach eindringlich und mit einem unüberhörbaren Flehen in der Stimme. »Kind, hör gut zu, was ich dir jetzt sage. Er ist da. Er wird dem Kaiser Lügen erzählen. Glaub ihm nichts. Glaub ihm niemals. Hörst du? Niemals auch nur ein Wort.« Dann richtete sich Messer Arcimboldo auf. »Ich werde jetzt in den Saal gehen. Du bleibst hier.« Messer Arcimboldo schluckte und lachte dann stoßweise. »Er hat alles geplant, dieser Kerl. Deshalb haben uns die Wachen so bereitwillig durchgelassen, deshalb hat die Wache uns nicht das Schwert in den Leib gerannt. Es ist alles so gekommen, wie er es geplant hat.«
    Wie in Trance ging der Künstler weiter die Treppen hoch, während Julia wie befohlen stehen blieb. Bevor er ganz in der Wendel verschwand, drehte sich Messer Arcimboldo noch einmal um. Sein Blick war intensiv. »Du musst Jan aus dem Kerker holen. Unbedingt. Obwohl ich glaube, dass er freikommt, wenn sie mich haben.« Er langte in seine Tasche und zog eine der beiden Dosen hervor. »Das ist Arcanum splendidum . Es

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