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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Messer Arcimboldo vorhatte und was geschehen würde. Wenn ich ihm helfen würde, bekäme ich den Jungen, weil der mich vor dem Palast so gedemütigt hatte, und er den Maler. Er müsse den Mann hierher locken, sonst käme er nicht an ihn heran, hat dieser Contrario gesagt.«
    Jan sah den Bildhauer lange stumm an. Nur um sich an ihm zu rächen, hatte Messer Mont einen Pakt mit Contrario-Buntfinger geschlossen. Der Künstler war demnach ein nachtragender Mensch. Und rachsüchtige Menschen waren gefährlich. Er spuckte vor dem dicken Bildhauer aus.
    »Das ist ja alles nett erzählt, aber lebensverlängernd war das nicht«, knurrte Jakub und kroch näher an den Mann heran. Die Schmerzen in den Fußsohlen hatten ihn dazu gezwungen, sich auf die Knie niederzulassen. Jan holte mit dem Uschebti aus, hielt aber in der Bewegung inne, als er den panischen Blick des Bildhauers sah. Wieder versuchte der Dicke hektisch, auf die Beine zu kommen, doch seine Unbeweglichkeit hielt ihn weiter gefangen.
    Schweiß stand dem Künstler auf der Stirn. Er blickte Jan flehend an.
    »Contrario vermutete also, dass wir beide hierherkommen
würden«, wiederholte Jan. Ihm war das alles mehr als suspekt. »Warum rechnete er damit?«, stieß er hervor. »Was will Contrario?« Das war das Rätsel, das er nicht lösen konnte.
    »Er möchte einen Auftrag als Maler«, sagte Messer Mont kleinlaut. »Dafür muss sein größter Konkurrent als Hausmaler des Kaisers verschwinden: Messer Arcimboldo.«
    Das klang schlüssig. Vor allem deshalb, weil damit auch der größte Konkurrent für Messer Mont ausgeschaltet worden wäre, ohne dass dieser einen Finger hätte rühren müssen. Contrario wollte vor allem einen Auftrag: den Festumzug.
    Nur eines verstand Jan noch immer nicht: Warum musste Contrario-Buntfinger seinen Meister Arcimboldo hierher locken? Wäre es nicht einfacher gewesen, Kaiser Rudolf mitzuteilen, das Tier, das letzte Nacht Prag terrorisiert hatte, sei eine Schöpfung des Welschmannes gewesen, und ihn dann mit Hilfe der Stadtschergen oder der kaiserlichen Garde festnehmen zu lassen? Warum musste er ihn hierher locken?
    »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte Jan. »Jakub, seid Ihr in der Lage, die Treppen zu steigen?«
    Der Zwilling schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Ich kann mich nur auf Knien fortbewegen.«
    Das hatte sich Jan bereits gedacht. Doch wenn er den Zwilling hierließ, würden ihn die Wachen unweigerlich entdecken. Ihr toter Kamerad wäre für sie ein Freibrief, den Mann zu töten.
    »Meine Sänfte … wartet oben«, mischte sich der Bildhauer ein.
    »Was heißt, man müsste sie hier herunter holen.« Ein Blick auf den engen Kerkergang verflüchtigte Jans Freude sofort wieder. »Das ist unmöglich. Alles zu eng.«

    Der Künstler zuckte mit den Schultern. Dabei geriet der gesamte Körper in wippende Bewegung.
    Jan fühlte sich, als würde er innerlich zerrissen. Einerseits musste er so schnell wie möglich aus dem Kerker heraus, andererseits konnte er schlecht Jakub zurücklassen, weil der ihm die Flucht erst ermöglicht hatte. Wenn er jedoch Jakub mitnahm, würden sie es beide nicht schaffen, weil Jakub zu langsam war und ihn bremste. Also musste er Jakub wohl oder übel doch zurücklassen. Wenn die Wächter den Zwilling fanden, dann würden sie ihn erschlagen, so viel war sicher. Folglich durfte er ihn nicht alleine lassen. Wenn er aber hier bei ihm blieb und sie würden zusammen mit dieser charakterlosen Ratte Mont entdeckt, dann wären sie beide Todeskandidaten. Wie er es drehte und wendete, es lief immer darauf hinaus, jemanden zu verraten. Und das war er selbst! Es war zum Verzweifeln.
    Das Dilemma schien sich auch in seinem Gesicht zu spiegeln, denn Jakub runzelte die Stirn und rief ärgerlich: »Jetzt hau schon ab! Ich hätte es ebenso gemacht.«
    Plötzlich waren all die Zweifel und Bedenken gegenüber Jakub wie weggeblasen. Sein Entschluss stand fest. Er würde …
    Alle Überlegungen wurden von einer Sekunde auf die andere durch ein Geräusch zunichtegemacht, das bis hinab in die Kerkertiefen drang: ein markerschütterndes Brüllen.
    »Der Leu!«, murmelte Jan. Schlagartig war ihm bewusst, warum Messer Arcimboldo von Contrario hierher gelockt worden war. Der Leu konnte ihn so leichter erreichen und töten. In seinem eigenen Haus war das sicher unmöglich, weil es das Haus bestimmt nicht zulassen würde.
     
    Julia zitterte am ganzen Körper. Was sie da tat, war Unrecht und konnte mit dem Tode bestraft werden.

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