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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Stehen unterhalten konnten.
    Nachdem sie ihm von Jans Verhaftung erzählt hatte, nickte er heftig. »Wir müssen ihm helfen!«, fuhr Messer Arcimboldo auf und schlug mit der Faust in die flache Hand, als sie mit ihrem Bericht geendet hatte. »Und zwar sofort.« Nervös ging er hin und her. »Ihm darf nicht passieren, was seiner Mutter widerfahren ist.«
    Julia horchte auf. Was beunruhigte den Maler so? »Was
ist denn seiner Mutter widerfahren?«, fragte sie möglichst ruhig.
    Messer Arcimboldo schien ganz in sich versunken zu sein. Doch plötzlich hob er den Kopf. »Oh, sie ist verleumdet worden. Man hat sie der Hexerei angeklagt und schließlich … verbrannt. Unschuldig verbrannt. Jan wäre damals beinahe auf dem Scheiterhaufen gelandet. Ich konnte es gerade noch verhindern.« Der Maler sprach leise und wie zu sich selbst.
    »Ihr?« Julia wusste, dass sie jetzt genau zuhören und sich alles noch genauer merken musste, um Jan erzählen zu können.
    »Jans Mutter arbeitete in … meinen Diensten. Ich habe sie … nun, sie war eine meiner Dienstmägde. Ein fleißiges Wesen … und hübsch, sehr hübsch. Alles war sie, nur keine … Hexe.« Das letzte Wort spuckte er regelrecht aus. »Aber ich konnte sie nicht retten. Ich konnte es nicht. Ich war noch nicht lange genug in Prag.«
    Julia hatte das Gefühl, als würde mehr hinter dieser Geschichte stecken als nur die Tatsache, dass Jans Mutter eine Dienstmagd Messer Arcimboldos gewesen war. Die Art, wie der Maler die wenigen Sätze sprach, und der Blick, den er dabei ins Leere warf, sagten ihr, dass hier mehr Gefühle im Spiel waren als nur die einer Dienstmagd gegenüber.
    »Warum hat man sie der Hexerei beschuldigt?« Die Frage rutschte Julia einfach so heraus. Sie hatte sie gar nicht stellen wollen.
    »Weil sie ein Kind geboren hat. Es war der einzige Grund.«
    Verblüfft schüttelte Julia den Kopf. »Aber dann wären alle Frauen Hexen. Sie alle gebären Kinder.«
    Der Maler seufzte. »Sie hätte keine Kinder bekommen dürfen. Sie konnte es eigentlich nicht.«

    »Warum das? Wenn sie ein … Kind zur Welt bringt, dann … dann kann sie doch gebären.«
    Arcimboldo sah Julia an. »Das verstehst du nicht. Es hätte eigentlich unmöglich sein sollen … und doch ist es vorgekommen.« Er runzelte die Stirn und schüttelte unentwegt den Kopf, als verstünde er selber nicht, was damals geschehen war. »Das Leben: Es findet immer einen Weg.«
    Julia verstand es tatsächlich nicht, doch sie wagte nicht, weiter nachzufragen. Dennoch brannte eine Frage in ihr und die musste sie noch stellen.
    »Wer hat sie damals der Hexerei beschuldigt?«
    »Ich weiß es nicht …«, antwortete Messer Arcimboldo. »Jedenfalls nicht genau. Aber wenn ich es erfahren sollte, dann werde ich denjenigen …« Er ließ offen, was er sich für die Person ausgedacht hatte.
    Ein Ruck ging durch den Italiener, und er gab ihr ein Zeichen, sie solle die Treppe hinabgehen. Sein Blick flackerte. »Auf zum Kaiser!« Er wirkte ein wenig müde und nicht ganz so dynamisch wie noch im Vladislav-Saal. Das Gespräch hatte ihn offenbar erschöpft. »Je schneller wir Jan aus den Fängen der Schergen befreit haben, desto besser. Aber warte einen Augenblick.« Obwohl es ihn ganz offensichtlich zur Treppe zog, kehrte er um und betrat einen Raum hinter dem Atelier. Dort wühlte er eine Weile in irgendwelchen Unterlagen.
    Julia sah sich währenddessen im Atelier um. Sie war am Ende der Treppe stehen geblieben, doch die Neugier ließ sie einige Schritte ins Atelier hinein tun. Linker Hand befand sich ein Bücherregal, schräg davor stand eine Staffelei mit einem merkwürdigen Bild. Sie wollte das Gesicht genau betrachten, denn von Weitem sah es so aus, als würde sich der Kopf aus unterschiedlichen Teilen zusammensetzen, Fischen vor allem. Sie erkannte Schollen und Renken, Krebse
und Muscheln, aber auch einen Hecht und eine Forelle. All dieses Fischsammelsurium bildete jedoch, wenn man die Augen zusammenkniff, das Porträt eines Mannes. Weiter hinten zum Fenster hin stand auf einer weiteren Staffelei noch ein Gemälde: eine Art Pantherkatze mit Schlangenhals und Natternkopf, die einen ihrer Flügel abgespreizt hatte. Julia wollte sich das Bildnis genauer ansehen und betrat, obwohl sie einen Widerstand spürte, das Atelier selbst.
    Kaum hatte sie einen Fuß vorgesetzt, begann sich etwas im Regal zu rühren. Die Bücher rutschten wie von Geisterhand bewegt zueinander und stapelten sich vor dem Regal auf. Julia stand starr

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