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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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zurückzucken. Jakub kniete in der Öffnung des Kerkers, die Kette in der Hand. Vor ihm lag der Wärter, blutüberströmt. Offenbar hatte er ihm den Schädel eingeschlagen. Neben Jan stand niemand anders als Hans Mont. Selbst in der nur von Fackeln erhellten Düsternis sah man das weiße und zu allem Überfluss auch noch gepuderte Gesicht. Der Bildhauer ruderte mit den Armen, die ihm wie Flügel vom Körper abstanden. Statt zu schreien, brachte er nur immer ein »Ach je! Ach je!« zustande und wedelte mit seinen Armen durch die Luft.
    Niemand sonst befand sich im Vorraum.
    »Was jetzt?«, fragte Jan.
    »Die Ketten, Junge«, antwortete Jakub einfach. Seine Stimme klang nicht mehr ganz klar, und Jan befürchtete, es könnte bei ihm bereits Wundfieber eingesetzt haben.
    »Wie soll das gehen?«
    Mit den Augen deutete der Zwilling auf den Wärter. Jan begriff. Bevor Hans Mont überhaupt reagierte, hatte er sich gebückt und dem Mann das Schlüsselbund abgenommen. Ob er auch den begehrten Schlüssel enthielt, wusste er nicht. Jakub streckte ihm die Hände hin. Einer der Schlüssel musste einfach passen.
    Bevor sich Jan aufrichten konnte, gab ihm der Maler einen Tritt mit dem Fuß in die Seite. Jan krümmte sich, das Bund fiel ihm aus der Hand. Niemals hätte er gedacht, dass etwas so wehtun könnte. Der Schmerz nahm ihm die Luft und nistete sich in seinem Kopf ein, sodass er nur noch verschwommen sehen konnte. Der Künstler hatte offenbar einen Bogen um ihn gemacht und versuchte, die Wendeltreppe ins nächste Stockwerk zu erklettern. Wenn ihm das gelang, hatten sie die halbe Burg gegen sich. Jan streckte seinen
Arm aus, bekam ein Bein des Mannes zu fassen und hielt es fest. Mit aller Gewalt riss er daran und brachte Hans Mont zum Straucheln. Zwar fiel der nicht wie nach dem Kampf gegen die Chimäre auf den Rücken, doch er ging in die Knie – und das verschaffte Jan genügend Zeit, um die Treppe zu blockieren.
    »Nur über meine Leiche!«, keuchte Jan und griff erneut nach den Schlüsseln. »Hier, Jakub!« Er warf dem Zwilling die Schlüssel zu, und tatsächlich gelang es diesem, mit einem davon die Splinte in den Hand- und Fußfesseln zu lösen.
    Hans Mont stieß nur fiepende Laute aus. Selbst aus seinem Kniefall heraus konnte er sich nicht allein erheben. Jan hätte ihm die Hand reichen müssen. Doch das wollte er um keinen Preis der Welt tun. Ihn erfüllte diese Kreatur von Mensch mit Abscheu.
    »Soll ich ihn erschlagen? Es würde keine Rolle mehr spielen«, fragte Jakub.
    Aus dem Fiepen wurde ein unbestimmtes Quieken. Mont versuchte mit allen Mitteln, auf die Beine zu kommen. Es war ein hoffnungsloses und unwürdiges Unterfangen.
    Jan schüttelte den Kopf. »Wirf ihn in die Zelle. Er wird es dort ohnehin nicht überleben.«
    Eine Welle voller Mitleid schwappte in ihm hoch. Wie gelang es dem Mann, am Morgen aufzustehen, oder auch nur, sich zu erleichtern? Jan stellte sich vor, wie den Maler ein ganzes Heer von Bediensteten umschwärmte, ihn anzog, fütterte und sogar säuberte, weil er es allein nicht mehr vermochte.
    »Zuvor will ich ihm noch eine Frage stellen.« Jan wandte sich direkt an den Bildhauer, der aufgehört hatte, sich zu wehren. Die Arme ragten schräg vom Körper weg und auf seiner Stirn standen Schweißperlen.

    Jakub, der im Rücken des Künstlers verstohlen grinste, ließ die Kettenglieder klirren und der Maler zuckte zusammen.
    »Messer Mont, Ihr versteht mich doch?«
    Der Künstler nickte Jan zu.
    »Dann will ich Euch fragen, ob Ihr wusstet, dass ich hier auftauchen werde?«
    »Natürlich«, sagte der Bildhauer. »Man muss sich nur mit den richtigen Leuten unterhalten – und den richtigen Moment abpassen.« Messer Mont wartete noch einen Augenblick, dann setzte er spöttisch hinzu: »Du kannst nicht fliehen. Du wirst auf dem Scheiterhaufen landen wie deine Mutter.«
     
    Irgendetwas stimmte mit diesem Menschen nicht, doch Julia konnte nicht sagen, was es war. Messer Arcimboldo wirkte angespannt. Er war älter, als sie ihn in Erinnerung hatte. Seine langsame Art, seine bedächtige Sprache verunsicherten sie ein wenig. Sein Gesicht war grau und unter seinen Augen hatten sich dunkle Monde gebildet. Auch ihn hatte die letzte Nacht offenbar mitgenommen.
    Trotzdem Messer Arcimboldo sie dazu einlud, das Atelier zu betreten, blieb sie auf der obersten Stufe stehen. Ein inneres Unbehagen hinderte sie daran, den Raum zu betreten. Messer Arcimboldo nahm es hin. Er ging nervös auf und ab, sodass sie sich im

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