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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Hand und Brust, das Metall flog in hohem Bogen durch die Luft und er selbst wurde zurückgeschleudert.
     
    »Messer Contrario!«, entfuhr es Julia.
    Der Adlatus Messer Arcimboldos, der dabei war, Pigmente herzustellen und über und über mit Pigmentstaub besudelt war, drehte sich zu ihr um. Er hielt inne. Mit versteinerter
Miene betrachtete er sie und musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann zeichnete sich ein schmaler Spalt zwischen den Lippen ab, was Julia für so etwas wie ein Lächeln hielt.
    Wenn Julia bislang keine Angst verspürt hatte, änderte sich dies schlagartig. Augen und Miene des Adlatus deuteten an, dass sich dieser Malgehilfe und Quacksalber über ihr Auftauchen etwa so freute, wie sich der Metzger über ein Schwein freut: Im Geiste überschlägt er die Anzahl der Rippenstücke und Filets, während er es noch hinter dem Ohr krault, um es zu beruhigen.
    »Es freut mich, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid, Jungfer Julia«, krächzte Contrario.
    »Ich bin nicht eingeladen, sondern entführt worden«, zischte Julia. »Lasst mich sofort wieder gehen!«
    Contrario drehte er ihr den Rücken zu. »Geht, wohin Ihr wollt!«, sagte er nur und mörserte an seinen Pigmenten weiter.
    Julia war zu verblüfft, als dass sie sofort reagieren konnte.
    »Jetzt geht schon!«, knurrte der Adlatus, als spräche er in eine Metallkanne hinein. »Ich wiederhole mich nur ungern!«
    Julia ließ sich das nicht zweimal sagen. Rückwärts stolperte sie aus dem Zimmer, schlug die Tür zu und rannte zum Ausgang. Doch dort fehlte immer noch die Tür und eine Türklinke war ebenfalls nicht zu sehen. In ihrer Angst, das Haus nicht verlassen zu können, wandte sie sich nach rechts. Dort sah sie einen Durchgang. Ihn hatte sie bei ihrer Ankunft nicht bemerkt. Julia öffnete ihn, trat ein und fand sich in einem Zimmer wieder, das nur ein vergittertes Fenster besaß. Eine Türöffnung in der gegenüberliegenden Wand führte in einen angrenzenden Raum, der kahl und fensterlos war. Sie durchquerte diesen, öffnete eine Tür und geriet
in eine Art Abstellkammer, an deren Ende sie eine weitere Durchgangstür aufstieß. Der Raum dahinter war von Licht durchflutet, aber nur auf einen Innenhof hin offen. Sie lief über den Hof, steuerte auf die nächstliegende Tür zu, riss diese auf – und stand wieder vor Contrario. Julia glaubte, sie wäre gegen eine Wand gelaufen. Das konnte nicht sein.
    »Ach. Da seid Ihr ja wieder. Ihr wollt mich also doch nicht verlassen.« Der Adlatus sah nicht einmal auf, sondern goss ein wenig Leinöl in die eben zerstoßenen Pigmente und quirlte mit einem Holzspatel Eigelb darunter. Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Nachdem das geklärt ist, Jungfer Julia, bitte ich Euch, Platz zu nehmen.« Er deutete auf einen Stuhl an der Rückseite des Raumes, seitlich neben seiner Staffelei.
    Als Julia sich nicht von der Stelle rührte, blickte er sie mit einem Neigen des Kopfes an. Wieder war seine Miene maskenhaft starr. Doch diesmal hatte sie etwas Dämonisches, Furchteinflößendes. Sein Arm zeigte auf den Stuhl neben der Staffelei. »Wie gesagt: Ich wiederhole mich ungern.«
    Sein Blick durchbohrte sie. Julia wich zurück und hätte am liebsten die Tür zugeschlagen, doch Contrario schnippte mit dem Finger und etwas Unerklärliches geschah. Ihre frische Kleidung, die sie in der Kammer angelegt hatte, zog sich zusammen und legte sich wie eine zweite Haut um sie. So eng schnürte der Stoff sie ein, dass sie Probleme mit dem Atmen bekam. Immer dann, wenn sie ausatmete, schnürte sich der Stoff noch enger, sodass sie beim Einatmen weniger Luft zur Verfügung hatte. Dann begannen sich die Rocksäume zu bewegen und dirigierten ihre Beine in Richtung Sessel. Obwohl Julia nicht wollte, obwohl sie sich wehrte und versuchte, ihre Beine still zu halten, gelang es ihr nicht. Unaufhörlich schlurfte sie auf den Stuhl zu, bis das Kleidungskorsett sie packte und regelrecht in den Sitz warf.
Nun entspannte sich die neue Kleidung und lag wie zuvor locker um ihren Körper.
    Contrario hatte von seinem Stuhl aus das Schauspiel beobachtet und offenbar sein Vergnügen daran gefunden. Er hatte die Arme ineinander verschränkt und grinste schief.
    »Was wollt Ihr von mir?«, stieß Julia hervor.
    »Dass Ihr so sitzen bleibt, Jungfer Julia. Vorerst braucht Ihr nur so sitzen zu bleiben.«
     
    Benommen saß Jan auf dem Hosenboden und versuchte zu begreifen, was geschehen war. Vor ihm lag eine der beiden Tagfledermäuse, schwer

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