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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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flüsterte Jan. »Das sind Wesen ohne Mitleid, ebenso seelenlos wie die Dämonen rundum.«

    Die drei Bedrängten wichen zur Mauer des Uhrturms hin zurück.
    »Unter einer stehen gebliebenen astronomischen Uhr zu sterben, hat etwas Symbolisches«, kicherte der Alchemist. »Das habe ich noch nicht erlebt.«
    »Oh, ich finde das nicht witzig«, blaffte Jakub. »Vielleicht könnte sich einer von euch Eierköpfen schleunigst eine Lösung überlegen.«
    »Warum so eilig? Die Schmerzen auf Euren Fußsohlen hätten sich damit erledigt«, blaffte der Uralte zurück.
    Messer Mont sah von einem zum anderen und störte sich offenbar an ihrem Geflüster. »Ihr wollt euch also nicht ergeben? Nun, dann sollt ihr fühlen. Wir haben ohnehin noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen.« Der Kriegsminister hob die Hand.
    »Das ging aber schnell, das mit dem Kriegsminister«, bemerkte Jakub. »So lange sind wir doch noch gar nicht aus dem Kerker draußen. Das muss ein Blitzkabinett gewesen sein, das hier gebildet wurde.«
    Die Hand Messer Monts sank und die Soldaten marschierten vor. Die beiden äußeren Flügel liefen schneller und verhinderten so, dass Jan und seine Begleiter nach links oder rechts ausweichen konnten. Jan beobachtete dieses seltsame Vorrücken interessiert. Ihm war nicht um sich selbst bange, schließlich konnten ihm die Soldaten vermutlich ebenso wenig anhaben wie die Bestien. Angst hatte er um Meister Gremlin und Jakub. Sie waren wirklich in Gefahr.
    »Na, dann werden wir wenigstens gleichmäßig von allen Seiten her aufgespießt!«, kommentierte der Uralte.
    Sie wichen weiter zurück, bis sie den Turmunterbau der astronomischen Uhr im Rücken hatten. Jan berührte das Gemäuer, das kalt und jetzt gegen Abend vom Tau der Moldau feucht war.

    »Kann man nicht mehr mit Euch reden, Messer Mont?«, schrie Jan in den Marschtritt der Soldaten hinein. Die Lanzenspitzen näherten sich ihnen beängstigend schnell.
    Jan drückte sich noch enger an das Mauerwerk, und er sah im Augenwinkel, dass auch seinen beiden Gefährten nicht mehr zum Spaßen zumute war. Jakub war blass wie die Wand, und der Alchemist suchte in seinen Taschen nach irgendwelchen Pulvern oder Mitteln, fand jedoch nichts mehr.
    »Es tut mir leid, Freunde«, sagte Jan. »Ich wollte euch da nicht mit hineinziehen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass dieser drittklassige Bildhauer größenwahnsinnig wird.«
    »Nun, mein Söhnchen, niemand kann etwas dafür. Auch du nicht. In solch ausweglose Situationen geraten nur Helden, wenn dich das tröstet. Allerdings überleben sie sie meist nicht«, philosophierte der Alchemist zähneknirschend, und Jan bemerkte noch, dass ihn diese Ausführungen nicht wirklich trösteten.
    Zehn Fuß betrug die Entfernung von der ersten Lanzenspitze zu seinem Bauch noch, höchstens fünf, sechs Schritte für die Soldaten, als hinter Jan eine blaue Flamme emporwuchs.
     
    Julia drückte sich starr und steif gegen die Lehne des Stuhls. Der Adlatus baute vor ihr ein Gestell auf, mit dem man die Proportionen einer Person auf eine Leinwand übertragen konnte. Es war ein Holzrahmen, der innen bespannt war mit einem Gitternetz und der in einiger Entfernung eine Visierspitze besaß. Hinter dem Malergehilfen stand an der Wand ein ganzes Regal voller Töpfe und Tiegel und Flaschen, die bunt und vielfältig von den unterschiedlichen Farben erzählten, die ein Maler benötigte.
    »Ihr wollt mich porträtieren?«, wagte sie zu fragen, doch
Contrario antwortete nicht. Er schob nur die Zunge zwischen den Lippen hin und her und stellte das Gerät ein. Dann setzte er sich auf den Malerstuhl, nahm eine Kohle zur Hand und begann, ihre Konturen auf die Leinwand zu übertragen. »Redet wenigstens mit mir, wenn Ihr mich schon nicht gehen lasst«, bat Julia.
    Der Adlatus hob den Kopf, betrachtete sie eine ganze Zeit. »Warum sollte ich das?«
    »Weil ich ein Mensch bin. Man entführt Frauen nicht einfach so, damit man sie malen kann.« Es brach aus Julia heraus. Gleichzeitig füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Warum tut Ihr das?«
    Contrario konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Mit raschen, ein wenig oberflächlichen Strichen skizzierte er Julia. Er arbeitete zuerst an den Körperkonturen, dann konzentrierte er sich auf Kopf und Gesicht, auf Hände und Haltung. Julia konnte das alles nicht sehen, vermutete es jedoch an den Blicken, mit denen er sie musterte und maß.
    »Wenn Ihr nicht mit mir redet, werde ich aufstehen und gehen!«, sagte Julia und

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