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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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anderen Jungen den Hof gekehrt und mit Heu ausgelegt hatten. Er fiel weich und das frische Hemd wurde nicht beschmutzt. Blitzschnell drehte er sich jedoch zu Contrario-Buntfinger um und schnaufte. »Mach das nicht noch mal!«
    Der Adlatus des Fremden sah ihn überrascht an, wobei er ein selten dämliches Gesicht zog. Die gehobene Augenbraue brachte Contrarios Mienenspiel ganz aus der Form, und man glaubte, eine Gesichtshälfte würde herabfallen und am Boden zerschellen, wenn er sie nicht mit der Hand festhielte. Doch nichts dergleichen geschah. Dann, ganz unvermittelt, brach ein krächzendes Lachen aus seiner Kehle. »Das ist gut. Das ist wirklich gut.« Buntfinger hielt sich den Bauch. Ebenso plötzlich verstummte er und sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Ich werde dir zeigen, wer hier wem gute Ratschläge gibt! Ich kann dir jetzt bereits versichern, dass du es nicht sein wirst, mein Junge.«
    Daraufhin packte er ihn – und mit einer Kraft, die Jan dem kahlköpfigen Scheusal nicht zugetraut hätte, zog er ihn auf und stellte ihn auf die Füße.

    Sein neuer Herr wartete im Licht der Sonne. Jan sah, dass die Kleidung des Mannes noch edler war, als er es im Verschlag hatte erkennen können. Messer Arcimboldo war vermögend. Zufrieden baute er sich vor seinem Herrn auf und streckte ihm die Hand hin.
    »Was soll ich tun, Herr?«, fragte er mit einer leichten Verbeugung. So hatte Hajek es ihm beigebracht, und Jan hielt es für richtig, jetzt den Rat zu befolgen.
    Doch dieser Arcimboldo schien das Interesse an ihm verloren zu haben. Er gab ihm nicht die Hand, sah ihn nicht einmal mehr an, sondern wandte sich, ohne Jans Frage zu beantworten, sofort an seinen Adlatus.
    »Contrario, nimm ihn mit! Zeig ihm, wofür du ihn brauchst. Wir sehen uns im Atelier.« Damit wandte er sich grußlos um und stapfte davon. Er versuchte, den größeren Unratlachen auszuweichen, um seine feinen Lederschuhe nicht zu beschmutzen. Das war jedoch angesichts des schlechten Zustands der Straßen beinahe unmöglich.
    »Er hat mich nicht einmal nach meinem Namen gefragt«, murmelte Jan enttäuscht.
    Das Waisenhaus lag nahe der Nordmauer der alten Stadt. Es war ein baufälliges Fachwerkgebäude, das sich wie eine Faust um einen kleinen Innenhof schloss. Der Verschlag war früher einmal eine Werkstatt gewesen – vor dem großen Pestzug, der halb Prag entvölkert hatte. Auf einem der beiden Außentore des Gebäudes prangte noch heute ein dunkler Pfeil, der Hinweis darauf, dass sich der Schwarze Tod im Haus eingenistet hatte und man es meiden sollte. Doch das war mindestens fünfzig Jahre her und das einst blutrote Zeichen war mittlerweile ganz verwaschen und grau geworden. Hajek hatte es jedoch nicht entfernen lassen, weil er der Meinung war, damit würde das Gebäude noch immer vor unliebsamen Besuchern geschützt.

    Contrario wartete, bis Messer Arcimboldo auf die Straße getreten war und den Heimweg eingeschlagen hatte, dann wandte er sich an Jan. Für einige Momente sahen sie sich gegenseitig in die Augen und schätzten sich ab. Der Adlatus hatte wasserhelle graue Augen, seine Lider waren fast wimpernlos, und er blinzelte so selten, dass Jan selbst die Augen schmerzten, wenn er nur zusah.
    »Kannst du Blut sehen, Junge?« Ein Grinsen lief über Contrarios Gesicht. »Richtiges Blut?« Er wartete nicht ab, was Jan antwortete. Mit einer Kopfbewegung befahl er, sich ihm anzuschließen. Sie wandten sich direkt nach Süden wie Messer Arcimboldo.
    Die Gassen südlich des Waisenhauses waren zum Bersten mit Leben gefüllt. In der engen Straßenschlucht in der Nähe der Mauer stank es zum Gotterbarmen. Das fiel Jan umso stärker auf, als Hajek immer auf Sauberkeit in seinem Waisenhaus bedacht gewesen war. Der Untergrund war holprig und unwegsam. Immer wieder mussten sie tiefen Löchern ausweichen, was nicht einfach war, denn gerade der Adel, nur hoch zu Ross, ritt rücksichtslos durch die Gossen und nahm auf nichts und niemanden Rücksicht. Je näher sie dem großen Marktplatz kamen, desto großzügiger wurden die Häuser. Die Fachwerkbauten verschwanden und machten den aus Ziegel gebauten Palästen der guten Gesellschaft Platz.
    Jan musste sich anstrengen, um den Gehilfen Messer Arcimboldos nicht zu verlieren. Sie wollten gerade am Krocin-Brunnen vorbei, der inmitten des Platzes aufragte und von Frauen mit Kraxen bevölkert war, die darin Wasser in Krügen holten, als mindestens dreißig schwer bewaffnete Reiter auftauchten und über den Markt

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