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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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Innenwand. Im hellen Licht, welches das Atelier überflutete, konnte Jan anfänglich nur einen gekrümmten Schatten erkennen. Doch selbst den erkannte er: Im Türrahmen stand Contrario.
    Seine Augen flackerten, sein Verhalten hatte etwas Zwanghaftes, Abgehacktes. »Ich werde Euch zeigen, was ich kann! Niemals wieder lass ich mich bevormunden!«, schrie er in den Raum hinein.
    »Ich bevormunde dich nicht«, antwortete Messer Arcimboldo ruhig.
    Doch der Adlatus ließ sich nicht beruhigen. Plötzlich hielt er ein langes Messer in der Hand, mit dem er wild herumfuchtelte. »Ich mache Schluss mit Euch.«
    »Du wirst es nicht wagen!«, konterte Arcimboldo und stand auf. Er schwankte leicht mit an den Leib gepresstem Arm, so sehr saß ihm offenbar das Begrabensein unter seinen Kunstwerken und Staffeleien noch in den Knochen.
    Jan wich wieder in die Ecke zurück. Erst jetzt sah er ein neues Bild Messer Arcimboldos, das dort hinter einer Staffelei stand. Ein Gesicht, das merkwürdig zerstückelt
wirkte, so als würden die Einzelteile nicht zueinander passen. Gleichzeitig waren diese Einzelheiten jedoch gut voneinander zu unterscheiden und bildeten einen Kopf, der aus den unterschiedlichsten Tierarten zusammengesetzt war: Fasane, Rehe, Hasen, Füchse, Wachteln. Sofort erinnerte er sich an sein Erlebnis im Hirschgraben. Er hätte es gerne näher betrachtet, doch die heikle Situation erforderte seine ganze Aufmerksamkeit.
    »Ich habe es schon gewagt!«, setzte Contrario hinzu und lachte irre. Dann betrat er den Raum und blockierte damit den Fluchtweg nach draußen.
    Gebückt schlich er auf Messer Arcimboldo zu. Der blieb seelenruhig stehen, als kümmere ihn weder das Messer noch Contrarios nicht zu übersehende Absicht.
    »Warum hast du sie in die Welt gesetzt? Hatte ich dir nicht verboten zu malen? Hatte ich dir nicht gesagt, mit einer solchen Gabe müsse man vorsichtig umgehen?«
    »Ja«, kreischte Contrario und hatte seinen Meister beinahe erreicht. Es fehlten nur wenige Schritte. »Ihr hattet mir alles verboten. Alles. Damit ist jetzt Schluss. Ein für alle Mal!«
    Kaum hatte er den letzten Satz formuliert, sprang Contrario vorwärts und stieß mit dem Messer zu.
    Jan traute seinen Augen nicht. Plötzlich umgab seinen Meister ein blaues Feuer. Contrario-Buntfinger schien in der Luft stehen zu bleiben, wurde dann mit großer Macht zurückgeschleudert, krachte gegen die Türfüllung und blieb mit verdrehten Augen liegen. Messer Arcimboldo schüttelte sich nur, dann trat er an seinen Adlatus heran. Doch bevor er dessen Waffe greifen konnte, schnellte der Verwachsene hoch, stieß seinen Meister mit den Händen zurück und versuchte, ihm das Messer in den Unterleib zu rammen. Ein Schrei erfüllte den Raum. Der Schrei eines verwundeten
Tieres. Doch er stammte nicht von Messer Arcimboldo, sondern von Contrario. Erneut waberten blaue Blitze um den Maler und Contrario wurde diesmal durch die offene Tür des Nebenraums ins Atelier hinausgeschleudert.
    »Herr! Seid Ihr verletzt?«, rief Jan. »Hat er Euch mit dem Messer getroffen?«
    Messer Arcimboldo wankte, und Jan erwartete, den Meister zusammenbrechen und in seinem eigenen Blut schwimmen zu sehen. Doch Messer Arcimboldo schien unverwundet. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.
    Auch ein anderer Umstand verwirrte Jan. Hätte nicht jetzt das Bücherwesen erscheinen und seinen Meister schützen müssen? Nichts dergleichen war geschehen.
    Jetzt stand Messer Arcimboldo im Türrahmen und blickte nach draußen ins Atelier. Langsam kroch auch Jan aus seiner Ecke hervor und folgte dem Maler. Der trat auf den am Boden sich windenden Contrario zu und sagte spöttisch:
    »Du kannst mich nicht töten, versteh das endlich.«
    Doch Contrario wollte entweder nicht hören oder er konnte es nicht mehr. Wie ein waidwundes Tier, das mit seinen letzten Kräften seinen allerletzten Kampf ausficht, schnellte er hoch und rammte das Messer erneut in die Bauchgegend des Malers.
    Jan zuckte zusammen. Diesmal war sein Meister überrascht worden und es hatte ihn tatsächlich erwischt. So gewalttätig wirkte die Szene, dass Jan selbst den Stahl zwischen seinen Eingeweiden zu spüren glaubte.
    »Meister!«, keuchte er und krümmte sich unwillkürlich.
    Doch auch diesmal geschah rein gar nichts. Blaues Blitzgeäder schäumte zwischen dem Maler und seinem Adlatus. Ein Knall löste die Spannung. Das Messer zersprang in Tausende von Splittern, als wäre es aus Glas, und Contrario-Buntfinger
wurde durch das

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