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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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    Eine Hand schlug auf den Tisch, dass es knallte. Julias Vater sprang auf. »Was erfahre ich da? Meine Tochter …«
    »Vater!«, warf sich Julia dazwischen. »Hör ihm doch erst mal zu!« Verblüfft drehte sich ihr Vater zu ihr um. »Setz dich, bitte!«, befahl sie ihm streng – und ihr Vater gehorchte, wenn auch widerstrebend.
    Ihr ganzes Leben hatte sie sich von ihrem Vater anhören müssen, wie wichtig für einen Schankwirt mit Brauerei und auch für dessen Familie das Gastrecht war. Egal wie die Person wirkte, die ihr Haus betrat, solange der Mensch rechtschaffen war, bezahlte, was er bestellte, und den Frieden des
Hauses wahrte, war er willkommen. Ein Gast war ein Geschenk – und so hatte man ihn zu behandeln.
    Mit Nachdruck knallte Julia das Bierseidel für den Studenten auf den Tisch und deutete mit dem Kinn auf ein hölzernes Schild an der Wand, das jedem Gast sofort ins Auge stechen musste:
    Wer friedlich tritt in dieses Haus,
dem sei gewährt,
Sitz, Trank und Schmaus.
    Langsam ließ sich ihr Vater nieder. Ebenso langsam nahm er den Krug in die Hand und deutete eine Trinkgeste an.
    Auch Rabbi Löw griff nach seinem Krug. »Schalom Eurem Haus«, murmelte er, legte die flache Hand an die Brust und neigte leicht den Kopf. Dann hoben beide Männer die Krüge an den Mund und tranken, ohne sich aus den Augen zu lassen. Der Scholar trank mit, der Rabbi tat zumindest so, berührte aber mit den Lippen das Seidel nicht.
    »Was …«, Julias Vater musste erst einen Kloß im Hals hinunterschlucken, »… was führt Euch zu mir?«
    Julia bemerkte sofort, wie ihr Vater einen anderen Ton anschlug. Er duzte den Rabbi nicht mehr wie einen Diener.
    Der Rabbi ließ seinen Blick durch die Wirtsstube schweifen, als sähe er solch einen Ort zum ersten Mal. Julia folgte seinem Blick. Der blieb lange auf dem Scholaren ruhen, der die Musterung ebenfalls bemerkte und unruhig auf seinem Sitz hin und her rutschte.
    »Eure Tochter hat mich letztens besucht«, begann er erneut und eröffnete seine Rede wieder mit dem schlechtestmöglichen Satz.
    Wie der Samen des Springkrauts schoss Julias Vater hoch und schrie: »Mit welchem Zauber hast du das fertiggebracht?
Untersteh dich, sie je wieder auch nur anzusehen!«
    »Vater!«, versuchte Julia ihn zu beruhigen. »Bitte mäßige dich. Ich wurde nicht genötigt … Ich war freiwillig dort …!«
    Mit offenem Mund und hochrotem Kopf starrte ihr Vater sie an. »Freiwillig? Was um alles in der Welt hattest du mit diesem Juden zu schaffen?«
    Bislang war der Rabbi still sitzen geblieben und hatte sich nicht in die Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter eingemischt.
    »Antwortet, was hat ein Jude, das Julia nötig haben könnte?«
    Rabbi Löw hob sein Seidel erneut und tat so, als nehme er einen sparsamen Schluck, bevor er reagierte.
    »Wissen!«, sagte er nur. Dabei schielte er erneut zu dem Scholaren hinüber, der sich ebenfalls am Bier bediente und vor lauter Aufregung, dass er bei diesem Treffen dabei sein durfte, einen ebenso roten Kopf zur Schau stellte wie Julias Vater.
    Julia wurde das Gefühl nicht los, als warte der Rabbi auf etwas, als versuche er nur, die Zeit zu überbrücken, bis etwas Bestimmtes geschehen würde.
    »Wir haben zusammen gelesen«, ergänzte er schlicht. Rabbi Löw sprach so leise und so emotionslos, wie Julias Vater es niemals dulden konnte. Schließlich ging es um die Ehre der Tochter. Ihre Ehre zu verlieren, war sicherlich das Schlimmste, was einem Mädchen ihres Alters widerfahren konnte.
    Der Mund des Schankwirts klappte auf und zu, doch kein Wort kam daraus hervor. Julia traf ein Blick, der sie sicherlich in die Hölle geschickt hätte, wenn nicht gleichzeitig Angst und Sorge darin gelegen hätten. Sie wusste nur zu gut, welche Fragen in Vaters Kopf durcheinanderwirbelten:
Hatte der Rabbi sie berührt? Hatte er sie zu irgendetwas gezwungen? Hatte sie womöglich ihre Unschuld verloren? Auf Kontakte zwischen Juden und Christen, die über das Geschäftliche hinausgingen, stand die Todesstrafe – für beide Seiten.
    »Nichts ist geschehen!«, flüsterte Julia – doch sie wusste nicht, ob der Einwurf bei ihrem Vater angekommen war, denn im selben Augenblick begann der Scholar zu schreien.
    Julia hatte ihn für kurze Zeit aus den Augen gelassen, doch gerade in diesen wenigen Augenblicken hatte sich der Student verwandelt. Sein Kopf war auf die Brust herabgesunken. Er hielt sich mit beiden Händen an der Tischplatte fest. Schaum stand ihm vor

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