Haus der Sonne
daß ich kurz davor gestanden hatte, mir in die Hose zu machen. Zugegeben.) »Sie traf die situationsbedingte Entscheidung, Sie lieber außer Gefecht zu setzen, als etwas erheblich Unangenehmeres für alle Beteiligten zu riskieren.«
Okay, das konnte ich verstehen. Wäre es mein Job gewesen, ein Treffen mit einem irre blickenden Kerl zu arrangieren, der gerade pistolenschwenkend aus einer Gasse gestürzt kam, hätte ich ihn wahrscheinlich auch auf der Stelle flachgelegt. Das hieß jedoch nicht, daß es mir gefallen mußte.
Monot drückte eine Taste des anspruchsvollen Tele-koms, das in ihren Schreibtisch eingebaut war. »Ein Fahrer wird Sie zu einem Ort Ihrer Wahl bringen«, sagte sie.
»Augenblick mal«, sagte ich. »War das schon alles? Sie lassen mich verfolgen und narkotisieren und entführen ... und das war es? Keine weiteren Fragen?«
Monots Blick hatte etwas Freudloses an sich. »Die Fragen, die ich hatte, sind nicht mehr relevant.«
Ich glaube, ich blinzelte überrascht... und dann noch einmal begreifend. »Wollen Sie mich nicht einmal davor warnen, die Nase in Angelegenheiten zu stecken, die zu groß für mich sind?«
Die Elfe sah ehrlich traurig aus, als sie sagte: »Ich glaube, dafür ist es viel zu spät, Mr. Montgomery.«
18
Und so kam es, daß ich wieder in einem verdammten Rolls Phaeton herumkutschiert wurde. Es war fast zu viel verdammtes Déjà vu für mich. Wenn der Fahrer die kugelsichere Trennscheibe heruntergelassen, sich zu mir umgedreht und mich mit Scotts Gesicht angegrinst hätte, würde ich es gelassen hingenommen und ihm einen verdammten Drink angeboten haben.
Kaum hatten wir das TIC-Gelände verlassen - das Gebäude sah von außen genauso toll aus wie von innen -, wollte der Fahrer wissen, wohin er mich bringen solle. Diese Entscheidung erforderte einiges Nachdenken. Alle Buden, in denen ich untergekrochen war, waren auf die eine oder andere Art aufgeflogen, und meine Einladung zu einer Besprechung mit Chantal Monot hatte die Suche nach einer neuen unterbrochen. Ich grübelte ein paar Minuten darüber nach, während der Fahrer den Kapiolani-Park umkreiste. Schließlich gab ich es auf und tat, was ich wahrscheinlich von Anfang an hätte tun sollen. Ich fragte den Fahrer.
Drek, es ist gar nicht so unlogisch, oder? Taxifahrer kennen immer die besten Bars, die besten Restaurants, die besten Absteigen und die besten Orte, um in Schwierigkeiten zu gelangen. Und wenn man es genau nimmt, unterscheidet sich ein Konzernchauffeur gar nicht so sehr von einem Taxifahrer, oder?
Ich schilderte dem Chauffeur meine Erfordernisse -unauffällig, keine neugierigen Fragen - und ließ ihn darüber nachdenken. Kaum eine Minute später nickte er, und wir fuhren in Richtung Waikiki.
(Augenblick mal: War es kein riesiges Sicherheitsloch, den Chauffeur einzuweihen? Nun ja, rein vom Standpunkt der Geheimhaltung aus betrachtet, war es ein idiotischer Zug. Aber praktisch gesehen? Wenn Monot und ihre Kollegen bei TIC mich tot sehen wollten, wäre ich es längst. Wenn sie wissen wollten, wohin ich ging, hatten sie mehrere Stunden lang Zeit gehabt, mir eine Wanze zu verpassen - in irgendeine Körperöffnung, wenn sie ganz sichergehen wollten -, die ich nie finden würde. So, wie ich es sah, erhöhte sich mein Risiko dadurch, daß ich den Chauffeur einweihte, nicht im geringsten. Tatsächlich verringerte es sich, indem es mir ersparte, über unerwünschte Komplikationen zu stolpern, wie letzte Nacht geschehen.)
Der Phaeton rollte in westlicher Richtung nach Mon-sarrat und bog dann nach rechts auf die Kalakaua Avenue. Wir fuhren in das glitzernde Herz Waikikis, dann bog der Chauffeur wieder rechts ab und fuhr eine Rampe in ein unterirdisches Parkhaus hinunter. Der Wächter in seinem kleinen Häuschen tippte grüßend an seine Mütze, als er den Fahrer sah, und hob die unzerbrechliche Schranke. Ohne langsamer zu werden, rollte die Limousine in das Parkhaus hinein.
Wir hielten direkt vor einer Fahrstuhlreihe. Ein großes Wappen identifizierte den Bau als New Foster Tower.
Ich klopfte an die Transpex-Trennscheibe und bedachte den Fahrer mit dem ›Was ist nun los?‹-Blick.
»Ms. Monot hat hier immer für TIC einige Zimmer reserviert«, erwiderte der Chauffeur via Interkom, »um unerwartete Besucher unterbringen zu können.« (Ich dachte mir, daß ich wohl in diese Kategorie paßte...) »Zimmer neunzehn-null-fünf steht Ihnen so lange zur Verfügung, wie Sie es brauchen.«
Ich hob eine Augenbraue. Sobald der
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