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Haus der Sonne

Haus der Sonne

Titel: Haus der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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kassieren.
    Schwerfällig ging ich zum Telekom und drückte ohne allzuviel Interesse ein paar Tasten. Das Smartframe war tatsächlich wieder zurück und hatte einige Dateien mit ein paar Megapulsen an Daten über Jonathan Bridge gefüllt. Diese Dateien enthielten wahrscheinlich alles, was ich brauchte, um meinen Kontrakt mit Sharon Young zu erfüllen und mir ein paar dringend notwendige Kreds zu verdienen.
    Dennoch konnte ich einfach nicht die rechte Begeisterung dafür aufbringen, die Dateien zu öffnen. Was spielten sie noch für eine Rolle? Ich konnte mir nicht denken, was Barnard von mir wollte, aber andererseits konnte ich mir auch nicht vorstellen, daß die Abzahlung meiner Schulden keinerlei Einfluß auf mein Leben haben würde.
    Ich rief Barnard nicht sofort zurück.
    Aber ich konnte es auch nicht zu lange hinauszögern. Er hatte meine LTG-Nummer in Cheyenne aufgespürt, also wußte er mit ziemlicher Sicherheit auch, daß ich in der Stadt war. Wenn ich seinen Anruf nicht innerhalb einer vernünftigen Zeitspanne erwiderte, mochte er sich fragen, ob ich meine Verpflichtung vergessen hatte oder - schlimmer - sogar erwog, mich davor zu drük-ken. Wie würde ein hohes Konzern-Tier wie Barnard auf diese Art von Verantwortungslosigkeit reagieren? Ich mußte an die beiden Knochenbrecher im Geschäftsanzug denken, die mich vor vier Jahren zu Barnards Enklave im Madison Park eskortiert hatten, und ich hatte nicht den Wunsch, sie unter weniger vornehmen Bedingungen wiederzusehen.
    Trotzdem schob ich den Anruf so lange vor mich her, wie es mir politisch ratsam erschien... und dann noch etwas länger. Schließlich konnte ich mich so lange, wie ich nicht tatsächlich anrief, selbst belügen, indem ich mir sagte, daß ich selbständig und unabhängig war.
    Einen Teil meiner Zeit verbrachte ich damit, ein paar Nachforschungen über Jacques Barnard anzustellen (lerne deine Feinde kennen, falls sich deine Freunde als Schweinehunde erweisen, und so weiter). Ich hatte angenommen, daß Barnard immer noch zur Seattier Zweigstelle von Yamatetsu gehörte - die Tatsache, daß die Nummer des ›kalten Relais‹, die er mir gegeben hatte, zu einem Seattier Knoten gehörte, unterstützte diese Vorstellung noch -, aber das stellte sich als völlig daneben heraus. Yamatetsu Seattle war jetzt der Wirkungsbereich irgendeiner Schnalle namens Mary Luce, während Barnard die Leiter hinaufgefallen und geschäftsführender Leiter von Yamatetsu Nordamerika geworden war. Die Beförderung hatte eine Versetzung ins strahlende Herz der Yamatetsu-Welt mit sich gebracht -nach Kyoto, Japan.
    Also hatte Jacques Barnard den Staub des Sprawls von seinen Tausend-Nuyen-Schuhen abgeschüttelt. Was bedeutete das aber für mich?
    Das Unvermeidliche aufzuschieben ist ein Idiotenspiel. Schließlich biß ich in den sauren Apfel und rief an: siebzehn Uhr meiner Zeit, neun Uhr in Kyoto. Ich sah zu, wie die Icons über den unteren Teil des Schirms blitzten und flackerten, als mein Telekom die LTG-Num-mer wählte, die Barnard mir gegeben hatte, und die Verbindung herstellte. Mein System synchronisierte sich mit dem Seattier Knoten und schüttelte ihm die Hände, dann wurde der Anruf von der weit entfernten Station ausgesetzt - im wesentlichen auf Eis gelegt. Auf meinem Schirm war zu sehen, daß der Anruf nach Denver weitergeleitet wurde... um dort wiederum auf Eis gelegt zu werden. Dieser Vorgang wiederholte sich noch dreimal - wenn Barnard sagte, daß ein Relais kalt war, bedeutete das offenbar, daß man es für kryogenische Forschungen verwenden konnte -, bevor schließlich das normale Klingelzeichen aufblinkte.
    Ich runzelte die Stirn, während das Telekom auf Antwort wartete. In was, zum Teufel, wurde ich hier hineingezogen? Wenn Barnard der Ansicht war, er brauche ein Fünf-Knoten-Relais, um mit mir zu reden, hatte ich das dumpfe Gefühl, daß wir uns nicht über das Wetter unterhalten würden...
    Das Telekom jaulte einmal auf, dann füllte sich der Schirm mit einem Bild von Barnard persönlich. Er saß an einem Schreibtisch, wie ich erwartet hatte, aber nicht in einem Büro. Oder zumindest in einem, wie ich noch nie eines gesehen hatte. Der Hintergrund war ein wenig unscharf, aber ich konnte immerhin weiße Marmorwände, riesige Fenster und eine offene Tür zu einem Säulengang erkennen, der wiederum in einen Ziergarten führte. Lebensgroße Statuen im klassischen Stil standen in unbequem wirkenden Posen zwischen den blühenden Büschen.
    Barnard sah auf von

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