Haus der Sonne
Neh?«
Barnard runzelte die Stirn. »Vielleicht. Aber in diesem Fall wäre das... unangemessen.«
»Warum?«
»Weil der Kontakt nicht zurückverfolgbar sein darf, Mr. Montgomery. Ich brauche jemanden, den ich verleugnen kann.«
»Sie meinen doch, Sie brauchen jemanden, der entbehrlich ist, nicht wahr?«
Barnard seufzte ein wenig frustriert. »Nicht in diesem Fall, Mr. Montgomery.« Er lächelte schief. »Unter anderen Umständen« - er zuckte die Achseln -, »wer weiß? Aber nicht in diesem Fall, das versichere ich Ihnen.«
»Warum nicht?« fragte ich sarkastisch. »Sie würden also jemanden anders in den Regen stellen, aber nicht mich. Zweifellos wegen meiner gewinnenden Persönlichkeit, oder was?« schnaubte ich erneut. »Hören Sie, Mr. Barnard, ich bin durchaus bereit mitzuspielen, weil ich Ihnen für den Arm was schuldig bin, und ich zahle meine Schulden lieber, als mich von Yamatetsus Eintreiben! jagen zu lassen. Aber beleidigen Sie bitte nicht das, was ich gerne als meine Intelligenz betrachte, so ka?«
Einen Moment lang dachte ich, ich sei einen Schritt zu weit gegangen. Barnard starrte mich fast zehn Sekunden über den Telekomschirm an, und seine Augen waren wie Ziellaser. Dann beugte er sich vor, und wiederum regulierte die Videokamera die Schärfe, so daß die Statuen wieder unscharf wurden. »Hören Sie mir gut zu«, sagte er, »ich werde Ihnen das nur einmal sagen und auch nur deshalb, weil ich will, daß Sie mich verstehen. Ich treibe keine Schulden ein, Mr. Montgomery. Den Arm haben Sie längst bezahlt, und mehr.« Er lächelte schwach und beschrieb eine Geste mit der Hand, die sein Büro einschloß. »Glauben Sie, ich säße hier in diesem Büro, wenn Adrian Skyhill mich immer noch bei jeder Gelegenheit beim Vorstand schlechtmachen würde?« Das Lächeln verblaßte, und einen Moment lang sah der Exec noch älter aus als zuvor. »Und selbstverständlich spielen bei Ihrer Schuld noch andere Dinge eine Rolle, aber darüber möchte ich selbst über ein kaltes Relais nicht reden.«
Ich nickte zögernd. Er meinte natürlich die Insektengeister.
»So, wie ich die Sache sehe, Mr. Montgomery«, fuhr Barnard fort, »steht Yamatetsu für Ihre Dienste in Ihrer Schuld.« In einer Geste, die entwaffnende Aufrichtigkeit signalisieren sollte, breitete er die Arme aus. »Das hier gehört zur Rückzahlung. Mir ist zu Ohren gekommen, daß Sie die Arbeit und die Kreds brauchen.«
Ich rang mir ein Lachen ab. »Mr. Barnard, Sie sollten Ihren Informanten einen gezielten Tritt verpassen. Ich habe Kontrakte bis zum Abwinken. Ich habe keine Zeit, einen besseren Botenjungen für Sie zu spielen, und...«
Seine Stimme war nicht lauter geworden, aber der schneidende Unterton schnitt mir das Wort ab wie Pistolenschuß. »Nein, Mr. Montgomery, Sie haben nicht Kontrakte, wie Sie sagen, ›bis zum Abwinken‹. Die einzige Angelegenheit, mit der Sie sich im Augenblick befassen - da Sie die Geschichte mit dem Avalon für eine gewisse Jennifer Arnequist so rasch und glatt erledigt haben -, ist ein unbedeutender Kontrakt mit Sharon Young.« Er lächelte - es machte ihm auch noch Spaß, diesem Drekskerl. »Und wie es der Zufall will, hängt die Angelegenheit, mit der Ms. Young an Sie herangetreten ist, direkt mit meiner Bitte zusammen, so daß es nicht einmal in dieser Hinsicht zu einem Konflikt kommt.«
Ich seufzte. Konzernleute. Ich hätte nicht so dumm sein sollen, es mit einem Bluff zu versuchen. Ich hob die Hände in einer Geste gespielter Kapitulation. »Okay, okay, Sie haben mich.«
Barnard hielt inne. Dann sagte er leise. »Wissen Sie, es wäre mir wirklich lieber, wenn Sie diesen Auftrag freiwillig übernähmen.«
»Warum?«
Barnard hielt wiederum inne - länger diesmal. »Wollen Sie die Wahrheit hören, Mr. Montgomery?«
»Wenn das nicht zu anstrengend für Sie ist.«
Seine Miene veränderte sich. Nicht ganz zu einem Lächeln, aber doch zu etwas, das dem sehr nahe kam. »Weil ich Sie respektiere, Mr. Montgomery. Und darüber hinaus mag ich Sie.«
Er wartete, als rechne er mit einer kaltschnäuzigen Bemerkung meinerseits. Es gefällt mir, unberechenbar zu sein, also hielt ich den Mund. Schließlich lächelte er wieder sein ›Geschäftslächeln‹. »Wissen Sie, Mr. Montgomery, Sie haben noch gar nicht die entscheidende Frage gestellt.«
Es machte ihm tatsächlich Spaß. »Okay, Barnard«, sagte ich müde. »Wohin soll ich?«
Er kicherte. »Waren Sie schon einmal im Königreich Hawai'i, Mr. Montgomery?«
Ich
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